Christos Konstantinidis hofft, dass sein Heimatland Griechenland wieder auf die Beine kommt. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Walddorfer hofft, dass sein Heimatland wieder auf die Beine kommt

Von Manfred Köncke

Altensteig. Am morgigen Sonntag wird in Griechenland ein neues Parlament gewählt. Entscheidender als der Wahlausgang ist für Christos Konstantinidis aus Walddorf, dass sein Heimatland nach dem dritten Hilfspaket wieder auf die Beine kommt.

Nach wie vor sieht der Deutsch-Grieche viele Baustellen und Probleme, die es zu beseitigen gilt. Eine davon ist aus seiner Sicht die "erziehungsbedingte Mentalität" vieler Griechen, die nicht einsehen wollten, dass der Staat zur Finanzierung öffentlicher Einrichtungen dringend auf Einnahmen angewiesen sei.

Konstantinidis erblickte auf einer von 350 bewohnten griechischen Inseln das Licht der Welt. Weil es in seiner Heimatgemeinde Trikeri-Volos keine Schule gab, verbrachte er die Kinder- und Jugendzeit auf dem Festland bei der Oma, lernte den Beruf des Elektrikers, kam in Kontakt mit deutschen Urlaubern und entschloss sich mit 19 Jahren zur Ausreise nach Hannover. Dort besuchte er die Technikerschule, heiratete eine schwäbische Lehrerin, schulte in Worms zum Physiotherapeuten um und eröffnete 1985 in Walddorf eine eigene Praxis.

Zupass kam ihm, dass er bereits während seiner Lehre angefangen hatte, deutsch zu lernen. Konstantinidis engagierte sich in örtlichen Vereinen, nahm am gesellschaftlichen Leben des Altensteiger Stadtteils teil, wurde 1998 in den Ortschaftsrat Walddorf gewählt und ist stellvertretender Ortsvorsteher.

Er sei in der neuen Umgebung herzlich aufgenommen worden, blickt der 63-Jährige dankbar zurück. Überhaupt seien die Deutschen nicht nur wegen des Urlaubs griechenlandfreundlich eingestellt. Deshalb habe er auch kein Verständnis dafür, dass Kanzlerin Angela Merkel in seinem Heimatland auf Plakaten und in Zeitungen mit Hakenkreuz und Hitlerbärtchen und Finanzminister Wolfgag Schäuble als NS-Scherge verunglimpft werden.

Konstantinidis bezweifelt, dass die Wirtschaftskraft nach der 86-Milliarden-Transfusion groß gesteigert wird. Für ihn läuft alles auf einen Schuldenschnitt hinaus – es sei denn, es würden endlich ernsthafte Anstrengungen unternommen, angekündigte Reformen in die Tat umzusetzen. Zum Beispiel müsse das System der griechischen Altersversorgung neu geregelt und Frühverrentungen abgeschafft werden.

Außerdem kritisiert Konstantinidis den "aufgeblähten Staatsapparat" und die ausufernde Bürokratie. Scharf geht der 63-Jährige mit den reichen Griechen ins Gericht, die ihr Vermögen "ins Ausland schaffen" und in London, Paris, Amsterdam und anderen europäischen Großstädten teure Immobilien erwerben.

Für den Walddorfer ist das dritte Hilfspaket "die letzte Chance", sich mit eigener Kraft aus dem Sumpf zu befreien. Konstantinidis: "Auch wenn ich schon lange und gerne in Deutschland lebe, ich liebe mein Heimatland und wünsche von Herzen, dass es mit Griechenland wieder aufwärts geht."