Unter der Überschrift "Grün regiert" stellen sich Mitglieder der Grünen Landesregierung immer wieder vor Ort den Fragen der Bürger. So auch im Bürgersaal von Altensteig, wo Landes-Umweltminister Franz Untersteller (am Pult) während eines Bürgerempfangs über aktuelle Ergebnisse der Landespolitik berichtete und dabei auch mit spannenden Hintergrundinformationen zu aktuellen und künftigen Themen nicht geizte. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Umweltminister gibt beim Bürgerempfang auch Einblick in Wandel für die Anbieter bei erneuerbaren Energien

Von Axel H. Kunert

Altensteig. Einen Besuch in Altensteig nutzte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller auch für einen Bürgerempfang im großen Sitzungssaal des Bürgerhauses. Dabei gab es quasi aus "erster Hand" allerlei spannende Hintergrundinformationen zu aktuellen politischen Themen zu erfahren.

Ein Beipiels für Informationen war Unterstellers Ausblick auf die bevorstehende Novelle des Energieeinspeisungsgesetzes (EEG) des Bundes, das die bisherige Vergütung von alternativ erzeugtem Strom (zum Beispiel durch Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen) künftig neu regeln werde. "Gegen die Diskussionen, die es da geben wird, waren alle bisherigen zu diesem Thema ein laues Lüftchen", prognostizierte der Minister.

Die große Koalition in Berlin plane, das aktuell noch gültige Vergütungssystem künftig auf ein Ausschreibe-Verfahren umzustellen. Das hieße, dass sich regionale Anbieter von regenerativ erzeugten Strom im direkten Wettbewerb gegeneinander um das Recht, ihren Strom zu festgelegten Konditionen ins allgemeine Netz einspeisen zu dürfen, bewerben müssten. Untersteller sieht eine große Gefahr auf die Anbieter-Vielfalt bei den regenerativen Energien zukommen, da naturgemäß die "großen Player" im Markt gegenüber den heute noch vielen kleinen Stromerzeugern im Vorteil sein würden in solchen Bieter-Wettbewerben.

Da aber die derzeitige EEG-Umlage, beziehungsweise -Vergütung, eh im Jahr 2020 auslaufe, werde sich der Markt spätestens dann sowieso stark verändern. Nach dem Stand der Technik bei künftigen Strom-Speicher-Systemen befragt, erläuterte Untersteller, dass er damit rechne, dass künftig immer mehr Eigentümer beispielsweise von privaten Photovoltaik-Anlagen ihren selbst erzeugten Strom vor allem selbst werden nutzen wollen. Und daher der Markt für kleine Speichersysteme, die in private Haushalte installiert werden könnten, explodieren werde.

Untersteller selbst sieht eine solche Entwicklung allerdings auch kritisch. "Es sollte da nicht jeder seine eigene kleine Energiewende betreiben." Als Infrastruktur-Thema sei die Energieversorgung immer vor allem eine öffentliche Aufgabe. Und er sehe beim Thema Strom-Speicher künftig die regionalen Energieversorger wie etwa die Stadtwerke Altensteig in der Verantwortung, um hier den privaten Haushalten mit ihren eigenen Anlagen zur Stromerzeugung wohngebietsbezogen "Speicher-Cluster" zur Verfügung zu stellen, über die sich dann auch die allgemeine Netzstabilität würde weiterhin regulieren lassen.

So oder so werde im Land aber der Ausbau regenerativ erzeugter Energien weiter konsequent vorangetrieben. Untersteller kündigte beispielsweise an, dass Altensteigs Nachbar-Gemeinde Simmersfeld noch in diesem Jahr seinen Status als Betreiber des größten Windparks in Baden-Württemberg – dort stehen 14 Windkraftanlagen mit je zwei Megawatt Leistung – verlieren werde. Und das gleich zweimal, da sowohl bei Heilbronn als auch bei Crailsheim neue Windparks mit einer deutlich höheren Leistung als in Simmersfeld ans Netz gehen würden.

Zahl der genehmigten Windkraftanlagen im Land stieg 2014 auf 91

Die von der Landesregierung aufgesetzte gesetzliche Neuregelung für die Genehmigung solcher Anlagen habe dazu geführt, dass nach lediglich zehn neuen Anlagen, die noch in 2013 landesweit genehmigt werden konnten, diese Zahl in 2014 bereits auf 91 neue Windkraftanlagen steigen konnte. Und aktuell befänden sich 251 weitere Windkraftanlagen im Land im Genehmigungsverfahren.

Im Anschluss an seinem Vortrag und auch Rechenschaftsbericht über die Arbeit der Grünen-Landesregierung und seines Ministeriums, stellte sich Minister Untersteller auch den Fragen der anwesenden Bürger und den zum Teil aus dem ganzen Landkreis angereisten politischen Vertretern, wobei Themen wie Netzsicherheit oder die Gründung von Energiegenossenschaften etwa auf Kreisebene (ein Vorschlag von Johannes Schwarz, Fraktionssprecher der Grünen-Kreistagsfraktion) angesprochen wurden.