Ingo Bredenbach wählte die Register mit viel Sorgfalt Foto: Schwarzwälder-Bote

Ingo Bredenbach unterstreicht sein künstlerisches Format

Von Maria Kosowska-Németh Altensteig. Nagolds ehemaliger Bezirkskantor Ingo Bredenbach und das Bläserensemble "Quartetti Clarinetti" gestalteten die jüngste "Stunde der Kirchenmusik" in Altensteig.Die "Stunde der Kirchenmusik" hat in Altensteig eine lange Tradition. Die ursprünglich von Christine Hauptmann als "Orgelvesper" initiierte Konzertreihe blühte 20 Jahre lang weiter unter der Regie von Musikschuldirektor und Gründer der Christophorus Kantorei Jürg Wieber, der wiederum 2012 die Organisationsgeschicke der "Stunde" dem Stimmbildner-Ehepaar Susanne und Eberhard Schuler-Meybier übertrug.

Zahlreiche auswärtige Organisten erfreuten sich im Laufe der Jahre des stadtkirchlichen Instruments, und auch viele kleinere Ensembles beteiligten sich an den besinnlichen Konzerten, die bald einen treuen Publikumskreis gewannen.

Zuletzt gastierten in der Stadtkirche Ingo Bredenbach, ehemaliger Bezirkskantor in Nagold, jetzt an der Stiftskirche und Hochschule für Kirchenmusik Tübingen tätig, und ein junges Klarinetten-Quartett aus der Gegend. Durch das Konzert führte Pfarrerin Sabine Lüdke.

Es war erstaunlich, welch reiche Klangvielfalt in den Kirchenraum aus der relativ kleinen Orgel herüberströmte. Bredenbach ließ bei der Auswahl der Register eine fast pedantische Sorgfalt walten, die in einem konturklaren Bild der Bachschen Polyphonie resultierte. Deutlich wie unter einem Vergrößerungsglas erschien das unter Nummer 551 des Bachwerkverzeichnisses aufgeführte Werk als untypische, mehrschichtige Konstruktion mit kühnem Präludiumsthema und quirligem Fuge-Motiv, welche Bredenbach im virtuosen Tempo in eine kunstvolle, federleichte Spielerei umwandelte.

Umgekehrt ging er die voluminöse, elfteilige Partita BWV 768 an, in der jede Variation ein anderes, menschlich-improvisatorisches Gesicht bekam. Die mal streng rhythmische, beinahe wie Beat pulsierende, mal freier atmende, lyrische oder witzige und geistreiche Verwirklichung des barocken Musikverständnisses besiegelte aufs Neue das künstlerische Format von Bredenbach.

Die "Stunde der Kirchenmusik" gab auch dem musikalischen Nachwuchs aus Altensteig und Nagold eine willkommene Auftrittsgelegenheit. Zur "Quartetti-Clarinetti"-Gruppe gehören vier "Jugend-musiziert"-Preisträger: Matthias Kalmbach, Marius Adams, Hannes Mattenklott und Paul Schneider. Weil aber Letzterer am Konzerttag zum Landeswettbewerb nach Ludwigsburg gerufen wurde, setzte sich ihr Lehrer Josef Stritt kurz entschlossen zu seinen Zöglingen und führte das Ensemble als musikalischer Cicerone an.

In jeweils zwei Originalwerken und Transkriptionen von Telemann, Mozart, Jacob und Smith überraschten die jungen Klarinettisten mit hoffnungsvoll heranwachsender Technik, beachtlich einheitlichem Zusammenspiel und aufkeimendem Gespür für musikalische Feinheiten. Aus der rhythmischen Disziplin in Verbindung mit einer gewissen Aufführungs-Eleganz formten sie für ihre Darbietung ein jugendlich rührendes, frisches Federkleid.

Das Konzertprogramm gestaltete sich abwechslungsreich, enthielt nicht nur die Kirchenmusikwerke, und so klang auch der Schlussapplaus uneingeschränkt weltlich.