Bürgermeister Gerhard Feeß (links) hatte Jürgen Bodamer zum Abschied die Altensteiger Bürgermedaille in Silber und ein druckfrisches Exemplar der "Boxenstopp"-Dokumentation überreicht. Hermine Bodamer war mit einem Obstkorb bedacht worden. Foto: Biuchner Foto: Schwarzwälder-Bote

Abschied: Der Umzug nach Überlingen ist keine Flucht / Die SPD-Fraktion verliert einen Sitz im Gemeinderat

Mit der Bürgermedaille in Silber verabschiedete der Altensteiger Gemeinderat Jürgen Bodamer. Da dieser bereits am neuen Wohnort gemeldet ist, nahm er an der jüngsten Sitzung des Gremiums schon nicht mehr teil. Besonders hart trifft sein Ausscheiden die SPD-Fraktion.

Altensteig. Zwölf Jahre lang saß Bodamer für die SPD im Altensteiger Stadtrat. Bürgermeister Gerhard Feeß würdigte die "ruhige, sachliche und konstruktive Art" des scheidenden Schulleiters der Markgrafen-Förderschule und den "offenen, ehrlichen und fairen Umgang", den er mit der Verwaltung gepflegt habe. Im Gremium sei Bodamer stets "ein ausgleichender und verbindlicher Akteur" gewesen – "das entspricht Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Politikbild und insbesondere Ihrem Menschenbild". Als Leiter der Altensteiger Förderschule habe Bodamer dafür gesorgt, dass der Gemeinderat bei seinen Entscheidungen stets die gesamte Bandbreite der Altensteiger Schullandschaft im Blick gehabt habe, und auch die Einsichten, die Bodamer bei der Integrationsarbeit im Arbeitskreis INKA gewonnen hat, seien bei vielen Beratungen hilfreich gewesen.

"In Würdigung und Anerkennung dieser Leistungen" überreichte Bürgermeister Feeß Jürgen Bodamer unter dem Beifall des Gemeinderats die Bürgermedaille der Stadt Altensteig in Silber. Als Präsent händigte er dem ausgeschiedenen Stadtrat ein Exemplar der druckfrischen "Boxenstopp"-Dokumentation aus – "angesichts des Ortswechsels ist das Thema ›Heimat‹ für Sie ja gerade besonders interessant."

Jürgen Bodamer ist bereits in Überlingen am Bodensee gemeldet und hatte deswegen nicht mehr am Ratstisch Platz genommen. Er dankte Feeß und dem Gemeinderat – die Verleihung der Bürgermedaille betrachte er "schon als Auszeichnung und Zeichen der Wertschätzung". Er sei froh, dass sein Engagement so gesehen werde.

Als er 2004 in den Stadtrat gewählt wurde, sei das Thema "Stadtwerke" gerade virulent gewesen, erinnerte sich Bodamer. Nun stünden im Zusammenhang mit der Stadtentwicklung wichtige Entscheidungen an: "Ich hoffe, bei einem meiner Besuche das eine oder andere Ergebnis der Stadtplanung sehen zu können." Um die bevorstehenden Aufgaben beneide er seine bisherigen Ratskollegen jedenfalls nicht.

Dass er und seine Frau Hermine Altensteig verlassen, sei "keinesfalls eine Flucht", sondern dem Entschluss geschuldet, den nächsten Lebensabschnitt in einem neuen Umfeld zu beginnen.

Auch Bürgermeister-Stellvertreter Uwe Seeger dankte Jürgen Bodamer – besonders dafür, dass dieser Mehrheitsentscheidungen des Gremiums stets mitgetragen habe, selbst wenn er dagegen gestimmt hatte. Als Abschiedsgeschenk namens des Gemeinderats überreichte er Bodamer ein Säckchen Altensteiger Taler. "Sie werden ja sicher der erste Überlinger Kunde der Altensteiger Stadtwerke, und die können Sie damit bezahlen", so Seeger, "dann denken Sie immer, wenn Sie das Licht anmachen, an Altensteig."

Die Feinheiten der Unechten Teilortswahl bringen es mit sich, dass für Jürgen Bodamer niemand ins Gremium nachrückt. Der Ersatzkandidat hätte nämlich – wie Bodamer – auf der SPD-Liste stehen und in Wart wohnhaft sein müssen, und ein solcher Bewerber ist schlicht nicht vorhanden. Damit schrumpft der Gemeinderat von 24 auf 23 Sitze. Viel härter trifft es die SPD-Fraktion: Die hat künftig nur noch drei Sitze im Stadtparlament und verliert damit 25 Prozent ihrer Stimmen.

Bei einem Stehempfang vor dem Sitzungssaal hatten Bodamers bisherige Ratskollegen Gelegenheit, sich persönlich von ihm zu verabschieden.