"Drin" ist Albrecht Joos im Altensteiger Rathaus als Gemeinderatsmitglied ja schon. Jetzt möchte der 30-Jährige das Bürgermeister-Büro zu seinem Arbeitsplatz machen. Foto: Köncke

Entschluss zur Kandidatur fasst 30-jähriger FBV-Stadtrat ganz alleine.

Altensteig - Er ist 30 Jahre alt und parteilos, hat als Stadtrat Einblick in kommunalpolitische Abläufe, möchte in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen und einiges ändern: Albrecht Joos will Bürgermeister von Altensteig werden. Die Wahl ist am Sonntag, 12. Februar.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte der Sohn eines Pfarrers und hauptberufliche Fahrlehrer die Beweggründe seiner Bewerbung. Generell sei es wünschenswert, wenn sich Wähler für diesen oder jenen Kandidaten entscheiden könnten, außerdem möchte er seine Vorstellungen und Konzepte gerne gemeinsam mit dem Gemeinderat umsetzen "und die Bürger in den Entscheidungsprozess transparent einbeziehen".

Joos stellt klar, dass er im Stadtrat zwar Mitglied der Freien Bürgervereinigung (FBV) sei, aber von der Faktion nicht zur Kandidatur aufgefordert wurde. Entgegen umlaufenden Gerüchten sei "das ganz allein meine Entscheidung gewesen". Deshalb werde er auch alle anfallenden Kosten selber tragen. Zum Beispiel für die Flyer und 5000 gedruckte Postkarten mit der Aufforderung an die Einwohner der Stadt: "Schreiben Sie mir, was Sie bewegt."

Einen direkten Auslöser für seinen Entschluss, gegen den Amtsinhaber anzutreten, habe es nicht direkt gegeben. Er habe aber gehört, dass das Verhältnis zu manchen Vereinen der Stadt angespannt sei. Als Beispiel nannte er die Streichung der Osterausstellung im Schlossmuseum, dass sich Feeß bei Handballspielen des TSV und beim S-Cup nicht blicken lasse und Besuche bei den Hauptversammlungen der Vereine in den ersten Jahren lieber seinen Stellvertretern überlassen habe. Dabei sei das Ehrenamt nicht hoch genug zu bewerten: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, was das bedeutet."

Dass die Stadt angesichts der angespannten Finanzlage sparen müsse und deshalb freiwillige Leistungen reduziert habe, sei notwendig gewesen; bei der Gewichtung hätte man aber die öffentliche Wirkung auf auswärtige Besucher stärker beachten müssen. Die Weiterentwicklung der Stadt bewertet Joos positiv, da habe sich Bürgermeister Feeß Verdienste erworben. Wichtig sei dabei auch, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Nachdem Bund und Land verstärkt Förderprogramme anbieten, sollte man davon Gebrauch machen.

Dass dem Altensteiger Rathauschef die medizinische Versorgung von Altensteig am Herzen liegt, könne er nachvollziehen. Er würde aber nicht nur bei einheimischen Ärzten vorsprechen, sondern auch mit Universitätskliniken und Studenten in den letzten Semestern Kontakt aufnehmen, um ihnen die Vorteile einer Niederlassung in der Kultur- und Schulstadt Altensteig schmackhaft zu machen und finanzielle Unterstützung in Aussicht zu stellen.

Joos verfügt über keine praktischen Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung. "Es gibt genügend Beispiele von Quereinsteigern, die ihre Sache als Bürgermeister ordentlich machen", sagt der Fahrlehrer. Außerdem könne er auf "Top-Amtsleiter und engagierte Mitarbeiter im Rathaus" setzen, und sein bewusst kooperativer Führungsstil käme bestimmt nicht nur dort gut an.

Wie er seine Wahlchancen am 12. Februar einschätzt? "Gegen einen Amtsinhaber anzutreten ist nicht einfach, ich versuche jedenfalls mein Bestes."