Für die musikalische Umrahmung der Themenabende sorgt unter anderem ein Projektchor. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Themenreihe: Im Altensteiger Bürgerhaus spricht der Theologe Roland Werner über Glaubensfragen

Kann Religion zur Bedrohung werden? Ist jeder seines Glückes Schmied? Ist geteiltes Leid halbes Leid? Diesen Fragen geht der Theologe und Buchautor Roland Werner aus Marburg an vier Themenabenden im Altensteiger Bürgerhaus nach.

Von Manfred Köncke

Altensteig. Unter dem Motto "Liebe ohne Ende" versammeln sich bis Sonntag christliche Kirchen und Gemeinschaften aus dem Raum Altensteig, um vom Vorsitzenden der überkonfessionellen Evangelisationsbewegung "Pro Christ" Grundfragen zum Leben und Glauben beantwortet zu bekommen. Durch das Programm führen Holle Shanks von der evangelischen Kirchengemeinde Altensteig und Pastor Klaus-Peter Foßhag vom Jugend-, Missions- und Sozialwerk Altensteig (JMS).

Eröffnet werden die Abende mit Livemusik, Chordarbietungen und Interviews mit Gästen aus der Region.

Bei der Auftaktveranstaltung ("Religion? Aber bitte mit Freiheit") war der Saal im Bürgerhaus proppenvoll. Pastor Foßhag hieß die Besucher willkommen und empfahl eines der von Roland Werner geschriebenen Bücher mit dem Titel "365-mal Hoffnung" als Begleiter durch den Tag. Der Projektmottochor unter Leitung von Susanne Schuler-Meybier sang ein von Musiklehrer Thomas Früchtl am Klavier begleitetes Eingangslied, ein Quartett spielte auf der Gitarre klassische Musik, dann betrat Altensteigs Bürgermeister Gerhard Feeß die Bühne und wurde von Holle Shanks um Antwort auf Fragen gebeten, die andeutungsweise auf hochgehaltenen Plakaten standen ("Was erwarte ich von...?", " Schön wär’s, wenn...?", "Was gibt es manchmal und manchmal nicht...?").

Für Feeß sind christlicher Glaube und Freiheit kein Widerspruch: "Sie sind auch Inhalte unseres Grundgesetzes." Im Bürgersaal standen auf Staffeleien Bilder von Anita Kerekesch und Angela Steeb. Ein Gemälde zeigt einen Baum mit starken Wurzeln, der – wie die Künstlerin ihr Bild beschrieb – "viele Nährstoffe benötigt, um groß und stark zu werden und um Wasser ziehen zu können".

Roland Werner sei zum dritten Mal in Altensteig, ließ er die Zuhörer wissen. Deshalb habe er sich auf Anfrage der örtlichen Kirchengemeinde auch bereit erklärt, im Bürgerhaus zu sprechen. Der Sprachwissenschaftler, Bibelübersetzer, evangelikale Theologe, Buchautor und Kolumnist christlicher Zeitschriften erblickte 1957 in Duisburg das Licht der Welt. Von 2011 bis 2015 war er Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland und als Nachfolger des inzwischen 74-jährigen Ulrich Parzany Vorsitzender von "Pro Christ". Werner ist verheiratet und wohnt in Marburg.

Für ihn ist Liebe "das Grundnahrungsmittel unserer Seelen". Man brauche keine Opfer, um Gott zu gefallen wie bei den Naturreligionen, man müsse auch nicht beten, "damit Gott nicht sauer ist" und nicht am Sonntag in die Kirche gehen "damit es in der nächsten Woche besser mit meinem Leben klappt". Wichtig sei "nicht der Ofen, sondern das Feuer, das brennt". In der Zwischenzeit habe sich auch bei Naturwissenschaftlern die Erkenntnis durchgesetzt, dass es einen Anfang vor dem Urknall gegeben habe. An vielen Beispielen verdeutlichte der Referent seine Ansichten und Erfahrungen. Zum Schluss seines lebendigen Vortrags verwies Werner auf zwei Stationen neben der Bühne. An einer finde man brennende Kerzen und Bibelverse, an der anderen ein Kreuz, an dem man bereitliegende Bänder festmachen könne.

Nach dem Vortrag bestand Gelegenheit, bei Snacks und Getränken mit Verkündigern ins Gespräch zu kommen.