Das ganze Jahr über ist das Waldschulheim Burg Hornberg nahezu durchgehend belegt - auf diesem Bild von Achtklässlern der Walddorfschule Rastatt und Siebtklässlern einer Förderschule aus Stuttgart. Foto: Schwarzwälder-Bote

Burg Hornberg beherbergt pro Jahr rund 1300 Schüler und ist für das kommende Jahr bereits ausgebucht

Von Manfred Köncke

Altensteig-Hornberg. Das Waldschulheim Burg Hornberg ist heiß begehrt. Bereits jetzt sind von Februar bis Dezember 2015 sämtliche Plätze belegt.

Der Aufenthalt dauert in der Regel fünf bis zwölf Tage. Die Schüler – jedes Jahr sind es rund 1300 – kommen überwiegend aus Baden-Württemberg. "Wir hatten aber auch schon Klassen aus Bayern, Hessen, Hamburg und dem Ruhrgebiet da", erklärt Catherina Haessler.

Die gelernte Försterin leitet die waldpädagogische Einrichtung seit September 2011. Ihr zur Seite stehen für die Tätigkeit im Wald zwei Forstwirte und ein Forstwirtschaftsmeister. Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin ist Ingeborg Fischer aus Wildberg. Unterstützt wird sie von mehreren Hauswirtschafterinnen in Teilzeit und einer Auszubildenden für Hauswirtschaft, die im September 2015 ihre dreijährige Lehrzeit beendet. "Wir hoffen, dass wir für sie wieder jemanden finden", ist sowohl der Heim- als auch der Betriebsleiterin äußerst wichtig zu erwähnen.

Das zehn Kilometer von Altensteig entfernte Waldschulheim gehört dem Land Baden-Württemberg. Für die Terminvergabe ist die Abteilung Forst und Jagd beim Landratsamt Calw zuständig. Insgesamt 65 Betten stehen zur Verfügung. Aktuell halten sich 32 Schüler aus Wuppertal in der Einrichtung auf – vorher waren es eine siebte Klasse der Walddorfschule Stuttgart und eine achte Klasse der Förderschule Rastatt.

Bevor es am Vormittag mit dem Bus in den Wald geht, müssen im Heim unterschiedliche Aufgaben erledigt werden. Der Weckdienst sorgt dafür, dass die Jugendlichen rechtzeitig aus den Federn kommen, ab 6.45 Uhr sind vier Schüler in der Küche tätig – das Frühstück steht um 7 Uhr auf dem Tisch –, andere sorgen dafür, dass genügend Heizenergie für warmes Wasser zum Duschen geliefert wird. Umweltakteure sammeln Abfälle und Müll ein und der Werkzeugdienst achtet darauf, dass bei der Abfahrt in den Forst genügend Gerätschaften im Anhänger liegen.

Von 8 Uhr bis 11.30 Uhr sind die Schüler voll beschäftigt. Waldwiesen anlegen, eine Rückegasse aufsägen, Hochsitzstangen anbringen, Baumpflanzen vor Wildverbiss schützen – das sind nur einige der Tätigkeiten, die unter Anleitung erledigt werden. Rechtzeitig vor dem Mittagessen um 12.30 Uhr wird die Rückfahrt angetreten. "Einmal wurden die mitfahrenden Lehrer vergessen", kann sich Catherina Haessler noch gut an die "Hilferufe" aus dem Wald erinnern und muss bei dem Gedanken immer noch schmunzeln

Am Nachmittag stehen verschiedene Workshops auf dem Programm. Die Palette reicht vom Baumfällen wie zu Urgroßvaters Zeiten, Baumklettern und Brotbacken bis zum Feuer machen ohne Streichholz, Bau von Nistkästen und dem Basteln von Pfeil und Bogen. Um 18 Uhr wird das Abendessen serviert.

Das Abendprogramm gestalten die Schulen in Eigenregie. Manche unternehmen eine Nachtwanderung, andere sitzen am Lagerfeuer und rösten Stockbrot, wieder andere spielen Tischkicker oder treffen sich im Partyraum unter der großen Discokugel. Um 22 Uhr herrscht absolute Nachtruhe – auch im Wohnturm, der über die Burg hinausragt. Im Hornberger Waldschulheim herrscht absolutes Handyverbot. "Der Verzicht tut einigen bestimmt weh", stellt sich die Heimleiterin vor, bleibt aber hart. Der Fernseher wird auch nur bei Großereignissen – wie der Fußballweltmeisterschaft – eingeschaltet.

Mitbekommen hat sie, dass manche Schüler jeden Tag einen Bericht über ihren Aufenthalt auf der Burg schreiben, andere führen ein Waldbuch und wieder andere verfassen eine Präsentation, die später vom Fachlehrer benotet wird. Als oberhalb der Burg ein Rasengrundstück frei wurde, hat Catherina Haessler mit Schülern eine Obstbaumwiese angelegt. Darauf ist die Heimleiterin stolz und freut sich schon jetzt auf die erste Apfelernte.

Die Burg Hornberg wurde vor 800 Jahren von den Herren von Fautsburg gebaut. Der schwäbische Reformator Johannes Brenz hielt sich dort 1548 versteckt. 1603 wurde die Burg zusammen mit der Stadt Altensteig an das Haus Württemberg verkauft. 1971 übernahm die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg das historische Gebäude und eröffnete 1972 das erste von vier Waldschulheimen in Baden-Württemberg. Von September 2010 bis Oktober 2011 wurde es großzügig umgebaut.