Das Musical "Anatevka" der Christophorus-Kantorei mit der Theatergruppe "Spot On" und großem Orchester dürfte einer der Höhepunkte des Altensteiger Musiksommers werden. Die Akteure proben seit Monaten. Foto: Kososwska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Musiksommer: Christophorus-Kantorei führt mit "Spot On" und großem Orchester "Anatevka" auf

Die Premiere des weltbekannten Broadway-Musical "Anatevka" dürfte an diesem Freitag einen Publikumsansturm auf die Eichwaldhalle auslösen.

Altensteig. Seit Monaten ist in Altensteig und Umgebung bekannt, dass die Christophorus-Kantorei mit der Theater-Gruppe "Spot on" und großem Orchester ein echtes Highlight des Musiksommers vorbereitet.

Die allererste Bühnenprobe ist für Montag um halb acht in der Früh angesetzt. Der Regisseur Joachim Krüger, sein Assistent Steffen Schwibs sowie Chorleiter und zugleich Klavier-Korrepetitor Michael Nonnenmann warten geduldig auf junge Akteure, die sich hinter dem großen schwarzen Bühnenhintergrund umkleiden. Ihre Kostüme haben die Gymnasiasten (ab Klasse 7 bis hin zu Abiturienten) meistens selbst nach zeitgemäßen Vorbildern genäht, ein Dutzend russischer Volkstrachten entwarf eigenhändig die Choreografin Ingrid Lipps. Jetzt verteilt sie Hemden und überlange Hosen mit angenähten schwarzen "Stiefeln" an die Jungs, barfüßige Mädchen tragen lange Röcke und keusche Kopftücher.

Recht spärlich sieht noch das Bühnenbild aus: Auf den beiden Bühnenflanken ragen nackte Stahlbaugerüste in die Höhe, mittig steht ein langer Tisch und mehrere Stühle, ins Auge fällt auch der Milchmannwagen. Noch fehlen sowohl die selbst gebauten Kulissen als auch die Beleuchtung - zwar hängen ganze Reihen von schwerkalibrigen Scheinwerfen an der Hallendecke, doch diese Probe wird bei Tageslicht, mit Klavier (das Orchester kommt erst tags darauf zum Zuge), ohne Schminke und auch ohne Mikrofone verlaufen.

Mit Verspätung, eben wie im echten Theater, geht es endlich los. Die Darsteller müssen sich auf der großen Bühnenfläche zurecht finden, Distanzen einschätzen und sich diese einprägen, die Aufstellungen und Bewegungen mit Musik koordinieren, obendrein schauspielerisch überzeugend wirken. Obwohl die Rollen- und Songtexte bereits in den Köpfen sitzen, passieren ab und zu kleine Hänger oder unerwartete Pausen, dann eilen Nonnenmann und Krüger mit einem helfenden Stichwort zur Hilfe.

Auf die Bühnen-Malheurs reagieren Akteure gelassen, verlieren die Fassung nicht, und auch die Freude am Theaterspielen bleibt ungebrochen. Zwei Stunden – so lang dauert der erste Akt von "Anatevka" in der Originalversion – leben sie in der vergessenen Welt der fünf Millionen Juden im zaristischen Russland am Anfang des 20. Jahrhunderts und veranschaulichen das Schicksal des tragischen Helden Tevje ("Ohne Tradition wären die Juden wie ein Fiedler auf dem Dach") und seines Dorfes Anatevka. Dem humorvollen, an Pointen reichen ersten Teil folgt eine dramatische Wendung mit nachdenklichem Ende.

Die Bühnenprobe endet um die Mittagszeit, fast gleichzeitig sind auch Instrumentalisten des vereinten Jugendsinfonie- und Kammerorchesters mit den letzten Korrekturen des orchestralen Parts von "Anatevka" fertig. Sie proben im einen Katzensprung entfernten Musiksaal des Gymnasiums bei offenen Türen, der (beinahe) Broadway-Sound hallt durch das Gebäude. Ordnungshalber erinnert die Dirigentin Jutta Hay noch an Vorzeichen und Dynamik, singt manche Passagen vor, lässt ganze Fragmente wiederholen. Es klingt nach reiner Musik-Kosmetik vor der großen Bewährungsprobe.

Noch wenige Tage intensiver Arbeit stehen dem Gesamtensemble bevor. Der Premiere in der Eichwaldhalle folgen weitere Aufführungen am Samstag und Sonntag, sie beginnen jeweils um 20 Uhr. Aus urheberrechtlichen Gründen seien Film- und Tonaufnahmen streng verboten betont der Vorsitzende des Fördervereins, Hans Peter Häusser.

Eintrittskarten sind erhältlich bei Buch Hammer (07453/930828), am Christophorus-Gymnasium (07453/ 9461-6630 und (falls noch vorhanden) an der Abendkasse.