Sie haben die Ausstellung "Hibakusha-weltweit" nach Altensteig geholt (von links): Günther Garbe von den Stadtwerken Altensteig, Bernhard Utters, Arzt im Ruhestand, und Pfarrer Klaus-Peter Lüdke. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung über Auswirkungen wird derzeit im alten E-Werk der Stadtwerke Altensteig gezeigt

Von Doris Sannert

Altensteig. "Hibakusha weltweit" lautet der Titel einer Ausstellung, die derzeit im alten E-Werk der Stadtwerke Altensteig zu sehen ist. Sie zeigt unter anderem 50 Orte, an denen die Atomindustrie massive gesundheitliche und ökologische Schäden hinterlassen hat.

Hibakusha bedeutet Explosionsopfer. Dieser Begriff steht aber auch für die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki und neuerdings auch für die Opfer der Atomreaktorkatastrophe von Fukushima. Bernhard Utters ist Mitglied der Organisation IPPNW, der "International Physicians for the prevention of nuclear war", zu deutsch der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges.

Die Gefahr eines Atomkrieges scheine in Westeuropa nicht mehr so bedrohlich, wandte sich Utters bei der Ausstellungseröffnung an die Gäste. "Wenn wir aber an Indien, Pakistan, an die Koreas und die zerfahrene Situation im nahen Osten mit Israel als Atommacht, die dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten ist, dem immer noch nicht vertrauenswürdigen Iran und die saudiarabischen Pläne denken, 16 Atomkraftwerke zu baue, sind anhaltende Bemühungen wohl doch nötig", betonte Utters.

Als der Arzt im Ruhestand von der Ausstellung erfuhr, die 2013 fertig gestellt wurde und bereits in den Rathäusern in Kiel und Mainz zu sehen war, wollte er sie auch nach Altensteig holen. In Pfarrer Klaus-Peter Lüdke fand er einen Unterstützer.

Günther Garbe, Technischer Leiter der Stadtwerke Altensteig, stellte ihnen die Räumlichkeiten im alten E-Werk in der Oberen Talstraße zur Verfügung. Hier werden die Bild- und Texttafeln bis 21. Juni jeweils samstags von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr und montags bis freitags von 16 und 19 Uhr zu sehen sein. Gruppen und Schulklassen können sich unter der Telefonnummer 07453/952775 anmelden. Von Altensteig aus geht die Ausstellung nach Frankfurt ins Haus am Dom und weiter ins Stuttgarter Rathaus.

Tschernobyl ist auch 29 Jahre nach Unglückein Problemfall

"Das Unglück von Tschernobyl ist nun 29 Jahre her – immer noch arbeiten dort täglich 3000 Leute in rascher Rotation, um eine neue, gigantische Schutzhülle zu bauen, die über den bereits brüchigen Sarkophag über dem havarierten Atommeiler geschoben werden soll", gab Utters zu bedenken. Er ist sich sicher: "Bei Misslingen droht eine neuerliche Explosion, da im Innern weiterhin extreme Temperaturen und Strahlenkonzentrationen herrschen".

Noch immer müssten im Schwarzwald geschossene Wildschweine auf erhöhte Strahlung hin untersucht werden. In Fukushima werde täglich eine Riesenmenge Kühlwasser eingespeist und verseucht wieder abgepumpt.

"Wir haben in Deutschland zwar den Ausstieg aus der Atomwirtschaft beschlossen, tun uns aber mit der Entwicklung von alternativen Energiequellen im angestrebten Zeitraum schwer", so Utters, der erklärte, Japan wolle trotz extremer Erdbebengefahr alle Atommeiler wieder hochfahren, England wolle Hinkley Point um zwei Meiler erweitern und in Georgia/USA seien zwei Atommeiler im Bau. Auch China baue zahlreiche Reaktoren. Pläne dafür gebe es ebenfalls in Frankreich und in Tschechien, so Utters.

Abgesehen von den Gefahren, die diese Atomkraftwerke mit sich bringen, bliebe da noch das Endlagerproblem, sagte der Arzt im Ruhestand.

Zu ethischen-moralischen Fragen nahm Klaus-Peter Lüdke als Mitglied im Umweltrat der Württembergischen Landeskirche Stellung. Er zitierte aus dem Markus Evangelium und sprach vom "Leben im Einklang mit der Natur" und vom Schöpfungsauftrag, der es dem Menschen nur in dem Maße erlaube, die Erde zu nutzen und zu bebauen, wie er Gottes Schöpfung auch bewahren könne. "Es fehlt uns nicht an Alternativen. Wir haben sie hier vor Augen. Es fehlt uns nur der Mut, den eingeschlagenen Weg der Politik zu verlassen", ist der Pfarrer überzeugt.

Wie diese Alternativen aussehen können, davon berichtete Günther Garbe. Deshalb passe die Ausstellung gut in das 1922/23 gebaute E-Werk, so Garbe, der den Gästen den nachhaltigen Weg der Stadtwerke beschrieb.

Bei Sekt und Häppchen konnten die Gäste der Vernissage das Thema noch weiter vertiefen und sich von Bernhard Utters und Klaus-Peter Lüdke durch die Ausstellung führen lassen. Sie zeigt nicht nur, wo weltweit Atomkraftwerke stehen sondern auch, welche Gefahren der Uranabbau mit sich bringt, wo Atomwaffentests stattfinden und wo überall Atomfabriken zu finden sind.

Den musikalischen Rahmen der Ausstellungseröffnung gestaltete Moritz von Woellwarth mit passenden Werken.