Nina Wittmeier (Zweite von rechts) hat die Marktleitung im LOT-Laden abgegeben, Himmet Kizikulak (links) ist ihr Nachfolger. Carola Wurster bleibt der sozialen Einrichtung erhalten. Jakob Wittmeier (rechts) hat seine Frau aktiv unterstützt. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Führungswechsel: Nach zehn Jahren geht die Leiterin des Altensteiger LOT-Ladens in den Ruhestand / Nachfolger eingearbeitet

Im LOT fehlt ein vertrautes Gesicht. Nach zehn Jahren hat Nina Wittmeier aus Egenhausen die Leitung der Sozialeinrichtung abgegeben. Ihre Mitstreiter haben die 64-Jährige bereits verabschiedet.

Altensteig/Egenhausen. Zuletzt hat Nina Wittmeier ihren Nachfolger Himmet Kizikulak eingearbeitet. Der 42-jährige gelernte Metallwerker leidet an einer Gehbehinderung, ist seit zehn Jahren arbeitslos, hat eine Frau und zwei Kindern zu versorgen und wohnt in Altensteig. Dass seine Vorgängerin aufhört, deren Freundlichkeit, Ordnungsliebe und organisatorisches Geschick geschätzt wurden, hat nicht nur den Grund, dass sie aufgrund ihres Alters Rente beziehen kann, sondern auch, dass sie sich "am neuen Standort am Postplatz nicht mehr wohlgefühlt" hat, wie sie im Gespräch offen zugibt.

Die gelernte Schlosserin hat 1987 mit ihrem Mann Jakob als Deutschstämmige ihre erste Heimat Tadschikistan verlassen, in Egenhausen eine Wohnung gefunden und 17 Jahre in einer ortsansässigen Möbelfabrik gearbeitet. Nach der Firmeninsolvenz wurde ihr die Marktleitung im Altensteiger LOT angeboten. Zugute kam der Handwerkerin, dass sie die russische Sprache beherrscht, weil ehemalige Bewohner der früheren UdSSR im LOT preisgünstige Lebensmittel einkauften.

Bis zu ihrer Anstellung "herrschte im Laden ein ziemliches Durcheinander, jeder wollte das Sagen haben", erinnert sich Ruhestandspfarrer Thomas Essrich, der aktiv im neu gegründeten Arbeitskreis beteiligter Organisationen (Evangelische Kirche, Erlacher Höhe, Diakonieverband) mitarbeitete. Essrich setzte sich für Nina Wittmeier als ordnende Hand ein. Im rückwärtigen Teil des ehemaligen evangelischen Gemeindehauses in der Rosenstraße wurde das "Café Courage" eingerichtet, das anfangs nur am Donnerstag geöffnet war und später von Montag bis Freitag, als sich Carola Wurster bereit erklärte, diesen Dient ehrenamtlich zu übernehmen.

Als die Nachricht durchsickerte, das evangelische Gemeindehaus werde abgerissen, herrschte große Verunsicherung. Pfarrer Klaus-Peter Lüdke streckte seine Fühler aus und wurde am Postplatz 1 fündig. Abgeschlossen wurde ein fünfjähriger Mietvertrag mit dem Hauseigentümer.

"Vielleicht hat man zu schnell zugegriffen", glaubt Nina Wittmeier und spricht einige Probleme an: Am neuen Standort gebe es keinen Festnetzanschluss, der Lift dürfe nur in Notfällen benutzt werden, Rollstuhlfahrer könnten wegen der Treppen nicht über den Haupteingang ins Innere gelangen, die Kisten gespendeter Lebensmittel von Supermärkten müssten nach der Anlieferung ins Untergeschoss getragen werden.

Die Gäste im Café Courage störe, dass sie aufgrund der vielen Glasfenster "wie auf dem Präsentierteller sitzen". Das LOT werde auch von Menschen mit geringem Budget, persönlichen und existenziellen Problemen aufgesucht, die in ihrer Situation einen geschützten Raum wie früher im Gemeindehaus bevorzugen. Mit der Folge, dass am neuen Standort "immer weniger Menschen zu uns kommen", hat Nina Wittmeier noch mitbekommen. Dabei sei das LOT für manche "mehr als nur ein Laden, sondern wie ein zweites Zuhause", sagt Pfarrer Thomas Essrich, der sich dort öfter aufhält.