Der Besuch von Bahn-Chef Rüdiger Grube (Zweiter von links) bei Frank Krause (links) im »Forum Altensteig« stieß auf großes Interesse – war es doch einer der ersten öffentlichen Auftritte des Vorstandsvorsitzenden seit dem Volksentscheid. Foto: Trommer

Bahn-Chef spricht beim "Forum Altensteig" über das weitere Vorgehen bei "Stuttgart 21".

Altensteig - Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, stellte sich beim "Forum Altensteig" den Fragen des Altensteiger Journalisten Frank Krause.

Gerade mal eine Woche nach der Volksabstimmung zu dem umstrittenen Projekt S21 war dies einer der ersten öffentlichen Auftritten des Bahn-Chefs. Die erste Frage von Krause galt dann auch den Gefühlen, die Rüdiger Grube genau eine Woche vor seinem Besuch im Altensteiger Rathaus bewegt hätten, worauf der Bahnchef spontan antwortete: "Einmal und nie wieder!" Bewusst habe er darauf verzichtet, sich in Siegerpose zu präsentieren, so der gebürtige Hamburger, der im Landkreis Calw wohnt. Stattdessen habe er gleich mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann telefoniert und die nächsten Schritte vereinbart. In zehn Jahren wolle er Kretschmann gerne zu Hause mit einem Elektroauto abholen, mit ihm zur Einweihung des Stuttgarter Bahnhofs und dann mit dem ICE nach Ulm fahren.

Mangelnde Information der Bürger

Die Auseinandersetzung um das ambitionierte Großprojekt habe Wellen bis nach Amerika geschlagen – die New York Times habe ausführlich darüber berichtet. Vor allem herrsche dort Verwunderung darüber, dass im "Mutterland von Mercedes-Benz und Porsche" ein so ausdauernder Protest stattfindet, und die Akteure eher Rentner und gut situierte Bürger als Linke seien. Dass es überhaupt soweit kam, dass nur noch mit einem Volksentscheid Ruhe geschaffen werden konnte, sieht Grube heute in der mangelnden Information der Bürger im Vorfeld.

Mehr Bürgerbeteiligung sei durchaus wünschenswert, doch widerstrebe es ihm doch, dass über etwas abgestimmt wurde, was längst entschieden war. Was den Kostenrahmen angeht, so machte der Bahnchef geltend, dass allein der Stahlpreis einen nicht hundertprozentig kalkulierbaren Faktor darstelle.

Frank Krause fragte auch nach persönlichen Eckdaten, und so erfuhren die zahlreichen Besucher, dass Grube auf einem Bauernhof groß geworden ist. Seine Zielstrebigkeit verdeutlichte er mit der Anekdote, wie er als Junge wegen seiner Berufswünsche ausgelacht worden war und dies nie vergessen hat. Pilot wollte er werden, und Spezialist für Flugzeugbau ist er geworden, bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm, Daimler-Benz-Aerospace AG und Airbus. Sein Bestreben weiterzukommen und zu lernen sei von seiner Familie nicht wirklich unterstützt worden. Bei seinem Arbeitgeber fand er da eher Gehör. Sein erstes Studium wurde von einer Stiftung finanziert.

Heute engagiert sich Rüdiger Grube selbst, so in der "Stiftung Lesen". Seit seinem Amtsantritt bei der Bahn gebe es dort 40 Prozent mehr Auszubildende, vom BA-Studenten bis hin zu benachteiligten Jugendlichen, denen eine Chance gegeben wird. Das Wichtigste sei allerdings der gesunde Menschenverstand, und wenn der Leiter eines Management-Seminars niemals selbst etwas "gemanaged" hat, so zweifelt Grube an dem Sinn eines solchen Seminars.

Das Image der Bahn sei in den vergangenen Jahren mit Begeisterung schlecht geredet worden, bedauerte Grube. Doch eine aktuelle Bewertung komme fast überall zu positiven Ergebnissen, vor allem im Service. Im Ausland habe die Deutsche Bahn einen sehr guten Ruf.

Die nächste große Aufgabe beim Projekt S21 sei die Verpflanzung der großen, alten Bäume im Schlossgarten. Die Bahn habe dafür kompetente Partner gefunden – was noch fehle, seien die Pflanzlöcher. Die Verantwortlichen beim Land, das für den Park zuständig ist, hüllten sich diesbezüglich noch in Schweigen. Doch eines hat Grube bei der Auseinandersetzung um S21 gelernt: In der Ruhe liegt die Kraft.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Benjamin Schmidt, Josef Stritt und Stefanie Höfner, die mit Klarinetten und Klavier Stücke von Bernhard Crusell und Felix Mendelssohn Bartholdy vortrugen.