Auf der Suche nach neuen Klanggebilden schrecken die Open-Source-Gitarristen auch vor provokanten Mitteln nicht zurück. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Ensemble Open Source Guitars tritt beim Meistekonzert im Podium der Altensteiger Musikschule auf

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Zwei Tage lang stand das Altensteiger Musikleben im Zeichen der Gitarre. Einen Tag vor dem Meisterkonzert präsentierte das Ensemble Open Source Guitars im Podium der Musikschule einem kleinen Zuhörerkreis eine Kostprobe seines Könnens. Der lang gehegte Wunsch vom Musikschulleiter Moritz von Woellwarth, den Inhalt des bevorstehenden Konzerts und die musikalische Vorgehensweise der Künstler im Vorfeld zu erläutern, ging somit in Erfüllung.

Die Open-Source-Guitars-Formation bilden Studenten des Fachgebiets Gitarre an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Betreut von ihrem künstlerischen Leiter, Professor Michael Hampel, gehen sie seit Entstehung des Ensembles 2008 ihren individuellen, unkonventionellen Weg und verzeichnen bedeutende Erfolge – auch im Ausland. Die Sonderförderung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg sichert den jungen Musikern noch bis 2016 freien Entfaltungsraum.

Open-Source-Gitarristen lieben Kontraste, Experimente und Überraschungseffekte, die vollkommen sinn- und wirkungsvoll erscheinen. Auf der Suche nach neuen Klanggebilden schrecken sie nicht vor ungewöhnlichen, beinahe provokanten Mitteln zurück, streichen Gitarre und Becken mit dem Geigenbogen, rasseln und trommeln, zupfen und schlagen. Sie faszinieren das Unterbewusstsein der Zuhörer und gelangen bis an die Tiefen ihrer Sinneswelt.

Die innovative Kraft und authentische Freude des Ensembles an moderner Musik drückte sich besonders deutlich im Auftragswerk der Griechin Smaro Gragoriadau "El Aleph – after Jorge Luis Borges". Ohne zeitliche Koordination des Dirigenten ist diese Musik aufgrund ihrer kompositorischen Komplexität praktisch unspielbar.

Nach Anweisungen von Helmut Oesterreich generierten die Gitarristen im vermeintlichen Wirrwarr der Polyrhythmik zufällige Klangkonstruktionen aus einzelnen Modulen und schichteten sie aufeinander. In gleichfalls für Open Source Guitars komponierten "Skordato" des Slowenen Uro Rojko irritierte die gezielte Verstimmung der Instrumente seltsamerweise kaum, sie forderte eher höchste Disziplin und Konzentration beiderseits – gleichermaßen von Musikern und Zuhörern. Eine echte Herausforderung, die das große Auditorium im Bürgerhaus mit Bravour bestanden hatte.

Auch Klassik-Protagonisten kamen auf ihre Kosten. Auf dem Programm fanden sie ein für zwei Solo- und Tutti-Gitarren arrangiertes Doppelkonzert von Antonio Vivaldi und auch leichtere Kompositionen wie "Oblivion" von Astor Piazzolla, das Auftragswerk "Carnaval" von Patrick Roux und die stimmungsvolle Serenade aus der "Suite Retratos" für Oktavgitarre von Radamés Gnattali.

Die neuartige Auffassung der Motive aus den Balletten "El sombrero de tres picos" ("Der Dreispitz"), "El Amor brujo" ("Liebeszauber") und lyrische Lieder mit Philine Passin als Sopranistin überzeugte anscheinend auch manchen Skeptiker, und für die "Hommage à Manuel de Falla", das mehrteilige Eigenprodukt der ideenreichen Gruppe, erhielt das Ensemble frenetischen Applaus als Zeichen der Anerkennung und als unausweichliche Zugabe-Forderung zugleich.

Mitglieder von Open Source Guitars sind Matthias Arbter, Nadia Hagenauer-Wild, David Heieck, Chaehong Lim, Robert Felix Menczel, György Michelberger, Alexander Ptitsyn, Martin Schäfer, Marius Schnurr, Kaspar Stoll.