Musik und Gedankenaustausch war beim Camp "Action, Mond und Sterne" in Simmersfeld angesagt. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Camp "Action, Mond und Sterne" der Jungen Kulturwerkstatt Simmersfeld befasst sich mit Familie und Kapitalismus

Von Dorothee Trommer Simmersfeld. Zum vierten Mal war die Wiese beim Skilift II in Simmersfeld Schauplatz eines Treffens von hochmotivierten jungen Menschen, die über ein breit gefächertes Themenspektrum diskutierten, aber auch viel Spaß hatten.Es war eine gelungene und harmonische Veranstaltung: Wie Magdalena Schweizer und Adrian Lenk vom Organisationsteam des Camps "Action, Mond und Sterne" berichteten, gab es trotz mehr als 400 Menschen auf der Festwiese überhaupt keine Konflikte. Positiv fiel auf, dass auch am Sonntag, dem letzten Tag des Camps, überhaupt kein Müll herumlag. Hier haben sich Leute getroffen, denen ein bewusster Umgang mit der Umwelt nicht nur eine Selbstverständlichkeit ist, sondern dies auch zum Thema der zahlreichen Workshops gewählt hatten.

Das "Action, Mond und Sterne"-Camp war mit dem Motto "Freiheit? Gleichheit? Geschwisterlichkeit?" überschrieben. In den Workshops drehten sich die Gedanken um die gesellschaftliche Institution Familie als Ort des "Glücks und des Psychoterrors", um feministischen Aktivismus im Netz, die Definition von Kapitalismus, Zinskritik im Zeitgeist oder um die Zustände in Kurdistan, über das es einen Reisebericht gab. Es gab aber auch Massage- und Malworkshops, Jonglage und Klettern als Aktionsform.

Der Ursprung des Camps liegt in der Kulturwerkstatt Simmersfeld, die auch die Ausstattung mit Zelten und Bühnentechnik zur Verfügung stellte. Die Gruppe "cafe colectiva" aus Tübingen, die einen Raum ohne Konsumzwang bieten wollen, bot im Info-Zelt Kaffee und Kuchen an, natürlich fair gehandelte und vegane Produkte.

Essen gab es von der Volxküche "Maulwürfe" aus Freiburg. Die "Teestube Singen", ein Jugendzentrum in Trägerschaft eines Fördervereins, übernahm den Thekendienst. Die sozialistische Jugend Deutschlands, "Die Falken", kümmerte sich um Fahrdienst und leistete einen finanziellen Beitrag.

Im Punker-Innen-Zelt gab es alten Punkrock auf Schallplatten und eine Pommesabfüllstation.

Der Festplatz war zwar überwiegend mit jungen Menschen bevölkert, doch eröffnet wurde die Reihe der Veranstaltungen von Thomas Ebermann und Rainer Trampert, mit einer satirischen Lesung. Die beiden sind in der 80er-Jahren bei den Grünen aktiv gewesen. Der "Rolling Stone" schreibt über sie: "Wer geglaubt hat, linke Kulturkritik sei obsolet, kann sich mit diesem kurzweiligen Programm eines Besseren belehren lassen".

Die auftretenden Bands tragen Namen wie "Urban Pirate Soundsystem" oder "Loveli Anarcho Sounds". Am Sonntagnachmittag gab es von "Flohzirkus Orquestra" aus Freiburg kindertaugliche Musik, die Kinder durften auch mitmachen.

Im Vorfeld des Camps waren viele Helfer tätig, es wurden originelle Sitzmöbel sowie Toiletten auf ökologischer Basis gebaut. Im Wald wurden kleine Bühnen errichtet, wo es nachts Elektronisches gab. Auch diese Plätze wurden umweltfreundlich eingerichtet und werden in diesen Tagen wieder abgebaut.

Diese jungen Leute sind jedenfalls nicht einer vielbeschworenen Resignation verfallen, sondern sie nutzen Computer und Internet um sich auszutauschen. Als "libertär" möchten sie sich selbst gern bezeichnen, meinte ein Mitglied des Organisationsteams zum Abschluss.