Robert Hector Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Simmersfelder Arzt Robert Hector sieht die Schuld für den Ärztemangel bei Politikern und Krankenkassen

Von Manfred Köncke

Simmersfeld/Altensteig. Robert Hector, hausärztlicher Internist aus Simmersfeld, verfolgt die Bemühungen um die Sicherung der ärztlichen Versorgung im im Raum Altensteig aufmerksam. Dass junge Ärzte davor zurückscheuen, eine Praxis im ländlichen Raum zu übernehmen, ist seiner Meinung nach "einem zunehmenden Dirigismus durch die Gesundheitspolitik und die Krankenkassen" geschuldet. Dabei gehe es weniger um Patienten, sondern "um Geld und Macht" gehe.

Dass Hausärzte im ländlichen Raum – zunehmend aber auch in Städten – keinen Nachfolger finden, wenn sie in Pension gehen, sei ein Fakt. Die Folgen seien Lücken in der Patientenversorgung. Und das vor dem Hintergrund einer immer älter werden Gesellschaft und der damit zusammenhängenden Zunahme von Krankheiten. Die Politik habe das Problem erkannt und versuche, mit unterschiedlichen Modellen und finanziellen Anreizen gegenzusteuern.

Nach 15 Gesundheitsreformen seit 1993 – die alle darauf abgezielt hätten, Mediziner durch eine überbordende Bürokratie zu gängeln, verbunden mit der Androhung, beim Überschreiten des Budgets in Regress genommen zu werden – sei das kein leichtes Unterfangen, sagt Robert Hector. Selbst dann nicht, wenn die Praxis nahtlos an eines der Kinder übergeben werden könnte.

Es wirke abschreckend, womit sich ein Arzt heutzutage herumschlagen müsse: Beschwerden von Patienten über einen Medikamentenaustausch in der Apotheke, Forderung nach Heilmittelrezepten, Anfragen vom Versorgungsamt, Widerspruchsschreiben, weil Inkontinenzartikel von der Kasse abgelehnt werden, Ausfüllen von Reha- und Rentenanträgen, Bearbeitung von Patientenlisten am Computer, endlose Diskussionen mit Verwaltungsangestellten von Krankenhassen, weil sie an Verordnungen über häusliche Krankenpflege herummäkeln. Und jede Wunde müsse detailliert beschrieben werden. Die penible Beachtung von Vorschriften, Regularien und programmierten Anweisungen der "vereinigten Allianz" aus Gesundheitsexperten, Gesundheitspolitikern und Krankenkassen würden Ärzte immer mehr zu Schreibtischmedizinern machen und Patienten zum "finanziell zu bewertenden Behandlungsfall" degradieren.

Da dürfe man sich nicht wundern, dass immer weniger Studienabgänger bereit seien, sich niederzulassen. Ändern würde sich das nach Ansicht von Hector erst dann, wenn die Ärzte nicht ständig bis ins Kleinste vorgeschrieben bekämen, was sie tun müssen und was sie zu unterlassen haben. Schließlich gebe es genug lukrativere Jobs in der Pharmaindustrie und Alternativen als angestellter Krankenhausarzt, Medizinjournalist oder eine gut bezahlte Tätigkeit im Ausland.