Die vielen Zuschauer waren fasziniert von der Manövrierkunst der Flößer. Foto: Sannert

Nicht nur zusehen, sondern selbst mitfahren. Fasziniert von Manövrierkunst der Flößer. Aus Holz entsteht Kunstvolles.

Altensteig - Nicht nur zusehen, sondern selbst mitfahren: Dieser Wunsch ging am Sonntag für viele Besucher des Flößerfestes in Altensteig in Erfüllung. Bevor sich das 60 Meter lange Floß durch die Monhardter Wasserstube auf den Weg machte, durften sie auf einer Miniaturausführung über die Nagold gleiten.

Wie hart die Arbeit der Flößer einst war und welche Hilfsmittel ihnen dafür zur Verfügung standen, das erfuhren die vielen Gäste, unter ihnen der Parlamentarische Staatssekretär, CDU-Bundestagsabgeordneter Hans-Joachim Fuchtel, sowie Landrat Helmut Riegger, von Martin Spreng. Der Vorsitzende der Flößerzunft Oberes Nagoldtal lud alle auf einen Rundgang über das Festgelände ein.

Vor dem angeheizten Wiedofen zeigten die Flößer, wie Tannenstämmchen erhitzt und zu Wieden gedreht wurden. Diese hölzernen Seile dienten dazu, Baumstämme zu Gestören und Gestöre zu Flößen zusammenzubinden. Beim Wiedendrehen wurden die Flößer aus dem Nagoldtal von den Wolfacher Kinzigflößern und von Schiltacher Flößern tatkräftig unterstützt.

Mit Hilfe eines Schleifwagens wurden die Baumstämme früher aus dem Wald zu den Einbindestuben transportiert. Beim Aufladen half die "Hebelade". Wie sie funktioniert, das zeigten die Flößer mit Hilfe eines Originalnachbaus.

Dank dieser Vorrichtung reichten zwei Männer oder Frauen aus, um den Baumstamm auf den Wagen zu hieven. Vier starke Männer waren dagegen nötig, um einen Baumstamm mit dem "Rammbär" im Boden zu versenken. Diese Praxis stamme noch aus der Zeit der Römer, ließ Spreng die Besucher wissen. Sie rammten ihre hölzernen Brückenpfeiler von Flößen aus in den Flussboden. Die Flößer taten es ihnen mit den Holzpflöcken, die die Fahrrinne für die bis zu 285 Meter langen Flöße als Leitpfähle begrenzten, gleich.

Gezeigt wurde beim Flößerfest auch, wie die Arbeit mit einem 120 PS starken Magirus Deutz-Laster, Baujahr 1959, leichter wurde. Stahlseile und Motorkraft hoben nun die schweren Baumstämme auf den Langholzer.

Dass aus Holz auch Kunstwerke entstehen können, das zeigten die Nagolder Holzwerkstatt an ihrem Stand und ein Motorsägenkünstler, der aus einem Baumstamm vor den Augen der Besucher hölzerne Riesenpilze schuf. Die eisernen Haken für die Floßstangen entstanden beim Flößerfest in einer Feldschmiede.

Die Nagolder Holzwerkstatt hatte auch einen Einbaum mitgebracht und ins Wasser gelassen. Wem die Fahrt nicht zu wackelig war, durfte damit die Nagold entlang paddeln. Andere setzen sich lieber auf das acht Meter lange Kinderfloß und ließen sich von zwei Nachwuchsflößern fahren.

Die Wartezeit auf den Festhöhepunkt, die Fahrt des 60-Meter-Floßes durch die Monhardter Wasserstube, verkürzten der Harmonikaverein Hirsau und die Trachtenkapelle Spielberg mit stimmungsvoller Musik. Für das leibliche Wohl der Gäste war durch die Mitglieder des Schwarzwaldvereins mit Getränken, warmen Speisen, Kaffee und Kuchen, gesorgt.

Dann, am späten Nachmittag, war es endlich soweit. Nur mit Mühe und reichlich Muskelkraft ließ sich die Stellfalle öffnen und das angestaute Wasser rauschte die Nagold hinunter und mit ihm das Floß mit den Männern der Flößerzunft Oberes Nagoldtal in ihrer hirschledernen Kleidung und in kniehohen Lederstiefeln.

Alles klappte wie am Schnürchen: Kerzengerade sauste das Floß durch die Öffnung und zwischen den Leitpfahlen hindurch in Richtung Ebhausen, begleitet vom Applaus der vielen Schaulustigen, die sich lange Zeit vor der Fahrt am Ufer aufgestellt hatten, um sich rechtzeitig einen der begehrten Logenplätze zu sichern.