Wie die Flößer im Nagoldtal lebten und wie ihr Arbeitsalltag aussah, das erfuhren die Gäste bei der Flößerführung an der Monhardter Wasserstube von Karl Lörcher. Foto: Sannert

Am 14. September wird Flößerfest gefeiert. Führungen ziehen nach wie vor viele Besucher an.

Altensteig - Wie wurden einst Schwarzwaldtannen auf der Nagold transportiert? Warum tragen die Flößer Kleidung aus Hirschleder und was ist eigentlich ein "Holländer"? Diese und andere Fragen beantwortete Karl Lörcher bei der Flößerführung an der Monhardter Wasserstube.

Im Mittelalter schwammen in weiten Teilen des Schwarzwalds Flöße auf den kleinen Flüssen in Richtung Rhein, um die Nachfrage für den boomenden Fachwerkhäuserbau in deutschen Städten und den Schiffsbau in Holland zu decken. Auf der Nagold zwischen Erzgrube und Altensteig wurde ab 1639 geflößt, auf dem Zinsbach erst 1723, erklärt Lörcher, einer der etwa 20 Aktiven in der knapp 100 Mitglieder zählenden "Flößerzunft Oberes Nagoldtal".

Von Mai bis September laden sie an jedem letzten Samstag im Monat zur Flößerführung ein. Das Interesse ist groß – nicht nur bei Urlaubern und Gästen. Die Geschichte der Flößer im Nagoldtal zieht viele Einwohner der Landkreise Calw und Freudenstadt in ihren Bann. Und das, obwohl sie bereits seit 100 Jahren der Vergangenheit angehört.

Karl Lörcher heißt seine Gäste in hirschlederner Flößertracht willkommen. Kleidung wurde früher aus heimischen Produkten hergestellt, erklärt er. Der Hut bot Schutz vor Wind und Regen, die mit Rinder- und Dachsfett präparierten Stiefel sorgten für trockene Füße. Denn, um die Baumstämme zu Gestören und diese zu einem Floß zusammen zu binden, mussten die Flößer ins kniehohe Nass.

Um das Wasser der kleinen, schmalen Flüsse zu stauen, gab es Wasserstuben. Die hölzernen Bauwerke sind längst verfallen. Auch von der ursprünglichen Monhardter Wasserstube sind nur die steinernen Mauern im Original erhalten. Der Rest wurde nach alten Plänen wieder aufgebaut. Mit einem großen Fest und der ersten Floßfahrt nach Einstellung der Flößerei sei sie 1987 eingeweiht worden. Die Organisatoren haben sich zur Flößerzunft Oberes Nagoldtal zusammen geschlossen.

Aus dem Einweihungsfest ist die Idee geboren, alle zwei Jahre zum Flößerfest einzuladen, um an die Tradition der Flößerei auf der Nagold zu erinnern. Am 14. September ist es wieder so weit. Dann wird gegen 15.30 Uhr ein etwa 80 Meter langes Floß durch das Stauwehr der Monhardter Wasserstube fahren. Alte Handwerksberufe werden vorgestellt. Dazu gibt es Musik und Leckereien.

Und es wird gezeigt, wie einst Baumstämmchen im Ofen erhitzt und zu Wieden gedreht wurden, um mit den hölzernen Seilen die Baumstämme zu binden. Was genau dabei zu beachten ist, das erklärt Karl Lörcher bei der Flößerführung.

Den fünf Meter tiefen Wiedofen nahe der Wasserstube hatte er schon Stunden vorher auf 300 Grad vorgeheizt. Einige Minuten dauert es dann noch, bis das dünne Stämmchen, das er in die Gluthitze geschoben hat, warm genug ist, um es um einen Stock und danach um einen dicken Stamm zu drehen. Zuvor hatte Lörcher das frische Tännchen drei Tage lang gewässert, danach vorsichtig entrindet und schließlich mit Rinde in den Wiedofen geschoben. Diese Arbeit haben früher die Waldbauern für die Flößer erledigt, sagt Lörcher. Denn zwischen 200 und 300 solcher Wieden waren nötig, um ein Floß zusammen zu binden.

Hatte es auf der Nagold höchstens eine Breite von vier Metern und war maximal 286 Meter lang, so schwoll es im Rhein zunächst auf eine Breite von 30 Metern und nach einigen Engstelen bei Andernach schließlich auf 60 Meter an. Das Rheinfloß maß dann eine Länge von 350 Metern und hatte einen Wert von 500 000 Gulden, weiß Lörcher. Er erzählt den Gästen auch, dass die Nagolder Flößer nur bis Mannheim fuhren, um von dort zu Fuß wieder nach Hause zurück zu marschieren.

Am Ende der Führung durfte ein Blick auf einen echten "Holländer" nicht fehlen. Diese mehr als 30 Meter langen Schwarzwaldtannen wurden den Rhein entlang bis zur Nordsee geflößt und wurden dort für den holländische Schiffsbau benötigt.

Wer noch mehr über die Flößerei im Nagoldtal wissen möchte, kann eine Flößerführung oder das Flößerfest an der Monhardter Wasserstube besuchen. Hier wurden übrigens vier Tage lang verschiedene Szenen für den Fernsehfilm "Die Holzbaronin" gedreht.