Bürgermeister Gerhard Feeß sieht Spielberg gut aufgestellt. Fotos: Buchner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Amtsinhaber informiert in den Teilorten

Altensteig-Spielberg. Gerhard Feeß hebt ein dickes Buch in die Höhe. "Das ist der Kommentar zum Verwaltungsverfahrensgesetz, der auf mehr als 1500 Seiten alles zum Thema Verwaltung regelt", sagt der Altensteiger Bürgermeister, der sich am kommenden Sonntag zum zweiten Mal der Gunst der Altensteiger Wähler stellt. In einer Zeit, in der eine Verordnung zur Einfuhr von Karamellbonbons mehr als 24 000 Wörter umfasst, müsse man Gesetze lesen und – vor allem – zu Gunsten der Bürger auslegen können – ein deutlicher Verweis auf seine fachliche Kompetenz, die er seinen beiden Mitbewerbern bei der Altensteiger Bürgermeisterwahl voraus hat.

Vor der Wahl lädt Feeß in allen Stadtteilen zu Bürgergesprächen ein. Im Spielberger Gasthaus "Linde" haben sich gut 30 Zuhörer eingefunden, die den Kandidaten unter die Lupe nehmen wollen. Die Stimmung ist entspannt, möglicherweise auch deshalb, weil der Teilort sich über mangelnde Investitionen in den vergangenen Jahren nicht beklagen kann: Der Kindergarten wurde ebenso saniert wie die Grundschule und die Zinsbachstraße, ein Bürgerhaus wurde gebaut, schnelles Internet verfügbar gemacht und ein Mikro-Wärmenetz installiert. Man habe den Bömbachsee abgedichtet – "aber der ist ziemlich eigen und verliert nach wie vor Wasser". Das Problem sei aber identifiziert und lasse sich mit vergleichsweise wenig Aufwand beheben.

Obwohl Spielberg nach Feeß’ Dafürhalten gut aufgestellt ist, gehen die Aufgaben nicht aus. Man müsse sich Gedanken über eine Erweiterung des Spielberger Gewerbegebiets machen, sagt der Kandidat, denn in den Ballungsräumen gehe langsam der Platz aus, weshalb Unternehmen gezwungen seien, in den ländlichen Raum auszuweichen.

Eine Umfrage habe ergeben, dass es in Spielberg sieben Interessenten für Kleinkindbetreuung und drei für einen Ganztages-Kindergartenplatz gebe. Man wolle nun prüfen, ob die Kleinkindbetreuung unter dem Dach des Kindergartens angeboten werden könne.

Für das geplante Ärztehaus sei ein erfahrener Investor gefunden worden, sagt Feeß, doch der schwere Teil stehe erst noch bevor: Ärzte nach Altensteig zu locken. Abhilfe könnte eine Gemeinschaftspraxis nach Vorbild der Baiersbronner Regio-Praxis schaffen.

Die Altensteiger Verschuldung von 11,2 Millionen Euro bereite ihm "kein Bauchweh". Erstens habe man das Geld nicht verprasst, sondern in reelle Gegenwerte investiert. 7,5 Millionen davon habe man an die Stadtwerke weitergereicht und würde dafür anständige Zinsen kassieren.

Dass ihm vorgeworfen wird, er lasse sich bei den Vereinen nicht sehen, will Feeß so nicht stehen lassen: Sein Arbeitstag habe zehn bis zwölf Stunden, zusätzlich habe er pro Woche im Durchschnitt viereinhalb Abendtermine und an 40 Wochenenden im Jahr ebenfalls Verpflichtungen. "Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich beschwere mich nicht. Ich hätte ja was Ordentliches lernen können", sagt der Bürgermeister, "aber mir mangelnde Präsenz vorzuwerfen, ist eine verlogene Unverschämtheit, und das sag ich dem Mitbewerber auch ins Gesicht."

Die anschließende Fragerunde hat vor allem Spielberger Themen zum Gegenstand – um die Zukunft unbebauter Grundstücke geht es ebenso wie um Hallennutzungsgebühren für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft. Ortsvorsteher Karl Heinz Dressle weist darauf hin, dass der Centro-Bus in Spielberg doch sehr vermisst werde. Feeß versichert, dass man an einem Konzept arbeite, das den Wegfall kompensieren soll.

Schließlich sind keine Fragen mehr offen. Feeß setzt sich zu seinen Zuhörern, und die Gespräche gehen in kleineren Runden weiter.