Altensteig hat mit dem Kreistierheim Freudenstadt (Bild) einen Vertrag zur Aufnahme von Fundtieren abgeschlossen. Betriebshofmitarbeiter der Stadt bringen sie dorthin. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Tierschützer im Oberen Nagoldtal denken über Auflösung oder zeitweilige Einstellung ihrer Aktivitäten nach

Von Manfred Köncke

Altensteig. Soll der gemeinnützige Tierschutzverein Oberes Nagoldtal aufgelöst werden? Oder will man die Aktivitäten nur für eine bestimmte Zeit ruhen lassen. Was wird bei einer Liquidierung mit dem vorhandenen Vermögen? Bei der Vorstandssitzung am heutigen Mittwoch geht es im Altensteiger Café "Fresh" ums Eingemachte.

Die Suche nach einem Tierheim im Kreis Calw hat der Verein nach vielen vergeblichen Anläufen aufgegeben. Für die Versorgung von Fundtieren sind die Gemeinden seit 2011 selber verantwortlich. Damit drängt sich die Frage auf, warum man überhaupt noch einen Tierschutzverein braucht. Die erste Konsequenz wurde bereits gezogen: Beim Altensteiger Weihnachtsmarkt, der am 28. November in der Altstadt beginnt, ist man nicht mehr mit einem eigenen Stand vertreten.

Die meisten Vorstandsmitglieder verspüren auch keine Lust mehr, erneut anzutreten. Vorsorglich wurde deshalb die im Sommer fällig gewesene Hauptversammlung mit Neuwahlen auf unbestimmte Zeit verschoben. Jaqueline Mischler hat bereits zu verstehen gegeben, dass sie bei der Vorstandssitzung am Mittwoch nicht nur offiziell ihren Rücktritt als Kassiererin erklären werde, sondern auch in Betracht ziehe, ihre Mitgliedschaft zu kündigen.

Ähnliche Gedanken treiben auch Sonja Weik um. Weil der erste Vorsitzende Martin Hammer aus Nagold gleich bei der Amtsübernahme erklärt hatte, dass er sich aus Zeitgründen nicht um das "Tagesgeschäft" kümmern könne, liefen bei seiner Stellvertreterin die organisatorischen Fäden zusammen. Sonja Weik nahm Anrufe entgegen, kümmerte sich um die Vermittlung von herrenlosen oder aufgefundenen Tieren, erstattete bei Hauptversammlungen Tätigkeitsberichte, nahm Kontakt mit benachbarten Auffangstationen und Tierrettungsorganisationen auf, wenn der Hund oder die Katze nicht in private Hände vermittelt werden konnten. Seitdem die Gemeinden zuständig sind "bin ich bei Anrufen wiederholt dumm angemacht und beleidigt worden". Das müsse sie sich nicht bieten lassen. Wie bekannt, hat der Tierschutzverein Oberes Nagoldtal die Verträge mit den betreuten Kommunen Nagold, Altensteig, Wildberg, Haiterbach, Ebhausen, Egenhausen, Simmersfeld und Rohrdorf zum 31. Dezember 2010 gekündigt, um ihnen klarzumachen, dass sie bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Tierheim mithelfen müssten. "Der Schuss ist leider nach hinten losgegangen", bedauert Sonja Weik. Die Gemeinden würden sich bei aufgefundenen Vierbeinern jetzt direkt mit Tierheimen der Region in Verbindung setzen.

Was tun? Die Geschäftsfrau aus Egenhausen spricht sich dafür aus, die Aktivitäten des Vereins vorerst ruhen zu lassen – in der Hoffnung, dass "vielleicht ein rüstiges Rentnerehepaar" bereit wäre, Verantwortung zu übernehmen. Oder man müsste versuchen, mit den Tierschutzvereinen Calw und Freudenstadt eine Vereinbarung zu treffen, dass sie sich das Gebiet des Oberen Nagoldtals aufteilen – und die anfallenden Kosten bei der Versorgung von Tieren in Rechnung stellen. "Unsere Kasse ist gut gefüllt", lässt sich dem Bericht der Schatzmeisterin entnehmen. Ein Anfang wurde bereits gemacht: Mit einem Teil des Überschusses aus dem Weihnachtsmarkt 2013 wurden Tierfreunde unterstützt. Am wenigsten kann sich die Vorstandschaft mit dem Gedanken anfreunden, den Verein aufzulösen, weil dann automatisch 50 Prozent des Kassenbestandes an die Stadt Nagold fallen. "Und das wollen wir auf keinen Fall", war man sich einig.