In feierlichem Rahmen wurden die Azubis der Hotellerie und Gastronomie von ihrer Ausbildung losgesprochen Fotos: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Hotel- und Gastronomiebranche im Nordschwarzwald spricht Azubis von ihrer Ausbildung los

Von Sebastian Bernklau

Altensteig-Wart. Nachdem Dehoga-Kreischef Rolf Berlin vergangene Woche in Sachen Mindestlohn und Arbeitszeit in die Abteilung Attacke gewechselt war, waren bei der Lossprechungsfeier der Branche in Altensteig-Wart viel zahmere Töne zu vernehmen – so von IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler und auch von Berlin selbst.

Bei dem selten so politischen Neujahrsempfang vergangenen Freitag in Bad Teinach hatte der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, Rolf Berlin, die neuen gesetzlichen Regelungen rund um den Mindestlohn – so etwa die Dokumentationspflicht – als "Wahnsinn" und "bürokratischen Irrsinn" bezeichnet, der die Branche daran hindere, Umsätze zu machen. Deshalb forderte Berlin die Politik auf, für Hotellerie und Gastronomie schnellstens eine branchenspezifische Sonderregelung auf den Weg zu bringen.

Drei Tage später, bei der feierlichen Lossprechungsfeier für die Auszubildenden der Branche im Congress Center Altensteig-Wart hielt sich Berlin – wohl dem Anlass geschuldet – in dieser Sache merklich zurück. Vielmehr gewann er den neuen Zeiten in der Branche sogar etwas Positives ab.

"Trotz der derzeit aufkommenden Veränderungen, wird es in unserem Metier neue Perspektiven geben", sagte Berlin zu den Auszubildenden, deren Eltern und Vertretern der Ausbildungsbetrieben in der Region Nordschwarzwald. Und diese Perspektiven seien derzeit sogar "hervorragend", sagte Berlin mit Blick auf einen Jahresumsatz der Branche in Baden-Württemberg im Jahr 2014 von gut zehn Milliarden Euro.

Fundament dieses Erfolgs sei besonders Disziplin, denn "wer nur trainiert wie in der Bezirksliga, kann nie in der Bundesliga spielen", schrieb Berlin dem Berufsnachwuchs ins Stammbuch, konnte die scheidenden Azubis aber beruhigen: "Ihr könnt durchatmen, ihr habt hart und engagiert gearbeitet", sagte Berlin. "Viele junge Menschen werden euch um die Chancen beneiden, die ihr jetzt habt."

Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler, Stammgast bei den Lossprechungsfeiern der Gastronomie, lobte die Branche in den höchsten Tönen. Besonders ihr und vor allem ihren Mitarbeitern sei es zu verdanken, dass man im Land einen Boom an touristischen Gästen verzeichnen könne. Auch Keppler kam nicht umhin, auf das Thema Arbeitszeit und Mindestlohn, hielt sich aber bei der Bewertung zurück.

Die durch die Regelung entstandene Bürokratie sei eine Herausforderung, der man mit einem Mehr an Qualifikation der Mitarbeiter begegnen müsse. In den gastronomischen Berufen, die "nur schöne Seiten haben", sei in Zukunft eben ein enormes kaufmännisches Wissen nötig. "Sie werden immer genauer rechnen müssen", ist sich Keppler sicher. Um in diesem Umfeld auch in Zukunft Erfolg zu haben, sei es für die Branche auch nötig, sich über neue Konzepte Gedanken zu machen, so Keppler, der nach seiner Ansprache und feinem Essen zur Übergabe der Abschlusszeugnisse schritt. Dabei gab es für die Besten in ihren Ausbildungsberufen erstmals besondere Preise – darunter einen Aufenthalt in den mit vielen Sternen dekorierten Baiersbronner Häusern "Traube Tonbach", "Bareiss" oder "Sackmann"

Folgende Azubis wurden bei der Lossprechung in Wart für ihre guten Leistungen ausgezeichnet:

u Hotelkaufleute/Restaurantfachleute und Fachleute für Systemgastronomie: Julia Aldinger (1. Siegerin, Hotel Bareiss Baiersbronn), Laura Scheuermann (2. Siegerin, Hotel Sackmann Baiersbronn), Jennifer Kaufhold (3. Siegerin, Hotel Ochsen Höfen)

u Hotelfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe: Christian Elsner (1. Sieger, Parkhotel Pforzheim), Nena Taran (3. Siegerin Hotel Sonne Bad Wildbad)

u Köche: Jonas Pierick (1. Sieger, Hotel Bareiss Baiersbronn), Jochen Klein (Hotel Therme Teinach, Bad Teinach-Zavelstein)