Erprobung auf dem Multi-Achsen-Prüfstand: Nach massiven Investitionen in das zweite Entwicklungszentrum in Nagold will Boysen nunmehr auch im Nutzfahrzeuggeschäft durchstarten. Fotos: Boysen Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahresbilanz: Die Boysen-Gruppe legt in allen Bereichen mächtig zu / Geisel visiert 1,6 Milliarden Umsatz an

Die massiven Investitionen der Boysen-Gruppe machen sich bezahlt. Zwar machen die Altensteiger Abgastechnik-Spezialisten keine Angaben zum Ertrag– er sei aber höher als erwartet.

Altensteig. Die Boysen-Gruppe mit Stammsitz in Altensteig verzeichnet für das zurückliegende Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,46 Milliarden Euro – erwirtschaftet von rund 3300 Mitarbeitern an weltweit 17 Standorten. "2015 sind wir wieder entscheidend vorangekommen. Die Leistung und das Ergebnis der Boysen-Gruppe liegen über der Planung", so Geschäftsführer Rolf Geisel.

Mit Produktivität auch den Ertrag gesteigert

"Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir damit beim Umsatz um 43 Prozent und bei der Personalentwicklung um 50 Prozent zugelegt", zieht Geisel den Vergleich zum Jahr 2013, in dem die Unternehmensgruppe mit 2200 Beschäftigten einen Umsatz in Höhe von 1,02 Milliarden Euro erzielt hatte. 2013 war zugleich die Hochphase der damals umgesetzten Wachstumsstrategie, die den Ausbau von 10 auf 17 Standorte zur Folge hatte.

"Wir haben massiv investiert. Und jetzt zeigt sich, dass sich diese enormen Vorleistungen auch wie erhofft auswirken", verweist der Boysen-Chef auf damit verbundene Neuaufträge der Hauptkunden im Automobilbereich.

Besonders erfreulich ist für Rolf Geisel, "dass es uns gelungen ist, mit der Produktivität in fast all unseren Werken auch den Ertrag zu steigern". Zwar macht das Stiftungsunternehmen dazu traditionsgemäß keine Angaben, doch lässt Geisel durchblicken: "Die Rendite ist besser als 2014 und auch besser, als sie ursprünglich für 2015 geplant war." Allerdings sei dies kein Selbstläufer. Soll sich die "äußerst positive Entwicklung der Boysen-Gruppe" 2016 fortsetzen, "müssen wir in all unseren Prozessen noch schneller und zugleich noch besser werden, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten".

Knapp die Hälfte der 1100 neuen Arbeitsplätze in den vergangenen zwei Jahren sei in Deutschland geschaffen worden, davon 200 an den vier Standorten im heimischen Landkreis Calw: "Mit Blick auf den allgemeinen Branchentrend der Stellenverlagerungen in Billiglohnländer ist dies mehr als außergewöhnlich", so der Boysen-Chef.

Beim Ausblick auf 2016 ist Geisel optimistisch. Die Zeichen stünden weiter auf Wachstum. "Wir werden beim Umsatz erneut entscheidend zulegen – nach heutiger Planung auf über 1,6 Milliarden Euro. Zudem werden wir in den nächsten Jahren rund 30 Millionen Euro in unser erstes Mexiko-Werk investieren, das wir ab Sommer dieses Jahres in San Luis Potosí bauen."

Dennoch gebe es mit Blick auf die weltpolitische Lage und die aktuellen automobilen Brennpunktthemen auch Unsicherheitsfaktoren: "Viele Dinge sind heute noch nicht absehbar. Das gilt unter anderem auch für die Auswirkungen, die der Skandal um manipulierte Abgaswerte auf die gesamte Dieseltechnologie haben könnte." Boysen sei in diesem Bereich breit aufgestellt und würde eventuelle Auftragsrückgänge sofort zu spüren bekommen.

Augenmerk richtet sich verstärkt auf Nutzfahrzeuge

Umso mehr hofft Geisel für dieses Jahr auf den großen Durchbruch im für Boysen noch jungen Geschäftsfeld der Nutzfahrzeuge. Den Entwicklungsauftrag für ein Lastwagen-Großprojekt habe der Abgastechnik-Spezialist bereits erhalten und dafür am zweiten Entwicklungsstandort in Nagold auch viel in die erforderlichen Kapazitäten investiert: "Innerhalb von zwei Jahren haben wir ein Entwicklungsteam mit 70 Ingenieuren sowie hochmoderne Testeinrichtungen speziell für Nutzfahrzeuge aufgebaut." Zu letzteren zählten ein Fahrzeugrollenprüfstand, ein Motorenprüfstand mit Akustikraum, ein Multi-Achsen-Prüfstand sowie ein 3D-Drucker für die zeitsparende Herstellung von Prototypen. Doch dieser Aufwand rechne sich erst, wenn Boysen nach der Entwicklungsarbeit auch tatsächlich den Zuschlag für die Serienproduktion erhält. Die Entscheidung darüber soll im zweiten Quartal dieses Jahres fallen.