Auf dem Wiesengrundstück zwischen dem Campingplatz und dem Parkplatz der Firma Bühler an der Landesstraße 362 soll eine Sammelunterkunft für bis zu 200 Flüchtlinge gebaut werden. Foto: Buchner

Stadt muss umplanen: An der Landesstraße 362 sollen bis zu 200 Personen untergebracht werden.

Altensteig - Die Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft in der Oberen Talstraße sind vom Tisch. Weil die Stadt Altensteig weit mehr Menschen unterbringen muss als erwartet, muss das Gebäude deutlich größer werden. Neuer Standort ist ein städtisches Gelände an der L362 zwischen Campingplatz und Firma Bühler.

Die dramatisch angestiegenen Flüchtlingszahlen in Deutschland und Baden-Württemberg wirken sich auch auf den Landkreis Calw und die Stadt Altensteig aus. In der Folge müssen weit mehr Unterbringungsplätze für Flüchtlinge geschaffen werden als noch vor wenigen Wochen angenommen. Der Altensteiger Gemeinderat hat sich nun in nicht öffentlicher Sitzung auf ein Unterbringungskonzept geeinigt.

Die große Zahl der ankommenden Flüchtlinge erfordert, dass der Landkreis zunächst weitere Gemeinschaftsunterkünfte für die vorläufige Unterbringung schafft. Er ist dabei auf die Unterstützung der Städte und Gemeinden im Landkreis angewiesen. Die Stadt Altensteig war bisher nicht Standort einer Gemeinschaftsunterbringung. Die derzeit untergebrachten 37 Flüchtlinge sind im Rahmen der Anschlussunterbringung zugeteilt.

Als größere Gemeinde im Landkreis ist Altensteig in der Pflicht und hat dem Landkreis deshalb bereits in der ersten Jahreshälfte zur Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft ein Grundstück in der Oberen Talstraße zur Bebauung angeboten. Dies wurde bei einer Informationsveranstaltung Anfang August den Bürgern vorgestellt. Für 88 Flüchtlinge hätten dort Unterkunftsplätze geschaffen werden können. "Doch diese Anzahl ist bei Weitem nicht mehr ausreichend", teilte Bürgermeister Gerhard Feeß dem Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung mit.

Betreuung durch Sozialarbeiter

Das Gremium hat nun ein Unterbringungskonzept verabschiedet, das den neuen Zahlen gerecht werden und die Unterbringung der derzeit zu erwartenden Asylbewerber vorübergehend sicherstellen soll. Demnach wird dem Landratsamt für den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft nun ein städtisches Grundstück im Oberen Tal an der Landesstraße 362 angeboten. Das Grundstück liegt auf der großen Freifläche zwischen dem Campingplatz und dem Parkplatz der Firma Bühler. In aufgelockerter Bauweise und auf mehrere Gebäude verteilt, könnte dort eine Unterkunft mit Platz für bis zu 200 Personen geschaffen werden. Die Betreuung vor Ort wäre durch Sozialarbeiter des Landkreises sichergestellt. Über eine Bushaltestelle ist der Anschluss zur Stadt gegeben. Ein sicherer Fußweg über die Nagoldbrücke ist vorhanden. Der Standort in der Oberen Talstraße ist damit wider vom Tisch.

Ein zentraler Punkt in der langen und durchaus auch kontroversen Gemeinderatsdiskussion war die Anzahl der an einem Standort untergebrachten Personen. "Auch wenn vieles für eine dezentrale Unterbringung spricht, also eine Verteilung auf mehre Standorte und Gebäude in Altensteig, kommen wir doch zu dem Schluss, dass dies bei der aktuellen Personenzahl nicht möglich sein wird", sagte Bürgermeister Gerhard Feeß. Und Hauptamtsleiter Thomas Bräuning ergänzte: "Auch die betreuende Tätigkeit durch die Sozialarbeiter und die Behörden ist bei einer dezentralen Unterbringung nicht leistbar."

Zudem sei diese Gemeinschaftsunterkunft ein Zwischenschritt. Die längerfristige Anschlussunterbringung erfolge dann in kleineren Einheiten und sei der Ort, an dem eine Integration erst wirklich stattfinden könne.

In der vom Landkreis geplanten und dann auch betriebenen Sammelunterkunft können die ersten Schritte der Integration zentral organisiert werden. Dass diese Zentralität bei der aktuellen Anzahl von Flüchtlingen unumgänglich ist, davon war schließlich auch der Altensteiger Gemeinderat überzeugt.

Das verabschiedete Unterbringungskonzept beinhaltet neben der Gemeinschaftsunterkunft im Oberen Tal weiterhin die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Gerade Familien, die in Altensteig untergebracht werden, sollen auch im Anschluss in der Stadt bleiben und nicht auf weitere Gemeinden verteilt werden. Für die Anschlussunterbringung sollen weitere Wohnungen instand gesetzt werden.

"Die Dringlichkeit dieser Herausforderung ist zwar noch nicht bei uns angekommen, aber wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen, es bleibt keine Zeit", so Bürgermeister Gerhard Feeß. Nach intensiver Diskussion verabschiedete der Gemeinderat das Unterbringungskonzept mit großer Mehrheit.

Neben der Frage nach der Unterbringung spielte in der Diskussion auch die weitere Begleitung der ankommenden Asylbewerber eine Rolle. Eine hauptamtliche Betreuung findet von Seiten des Landkreises statt. Aber auch das Ehrenamt wird hier eine wichtige Rolle spielen. Am heutigen Montag findet ab 19 Uhr im Altensteiger Bürgerhaus die Auftaktveranstaltung zum Arbeitskreis Asyl statt. "Alle Bürger sind hierzu herzlich eingeladen", sagt Bürgermeister Gerhard Feeß, "wir packen das gemeinsam an."