Dirigent Michael Nonnenmann vermittelt seinem Chor sein Faible für zeitgenössische Komponisten. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor ihrem Auftritt in der Stuttgarter Stiftskirche tritt die Christophorus-Kantorei in der Altensteiger Stadtkirche auf

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Die Altensteiger Christophorus-Kantorei trat gestern in der Stuttgarter Stiftskirche im Rahmen der dortigen "Stunde der Kirchenmusik" auf, einen Tag davor stellte sie ihr einstündiges Programm dem Altensteiger Publikum vor. Einmal mehr überzeugte der preisgekrönte Jugendchor mit seiner Gesangsqualität. Die festliche Generalprobe in der Stadtkirche fand ein stürmisches Echo unter den zahlreichen Zuhörern.

Die Christophorus-Kantorei ist ein Phänomen: Gegründet 1962 von Kirchenmusikdirektor Jörg Wieber entwickelte sich der etwa 60-köpfige A-capella-Chor zu einem in seiner Sparte konkurrenzlosen deutschen Jugendklangkörper. Seit fast 22 Jahren führt Dirigent Michael Nonnenmann die singenden Musikgymnasiasten von Erfolg zu Erfolg. Es ist verwunderlich, wie er sein Faible für gegenwärtige Musik dermaßen überzeugend an die Jugend zu vermitteln weiß, dass sich diese bis in die Chor-Bundesliga eingesungen hatte. Als ein strenger Musikmentor fördert er und fordert gleichermaßen, zeigt neue Wege und führt zu Erfolgserlebnissen, die wiederum wie ein Schwungrad die neuen Schübe der Arbeitsenergie erzeugen.

Wie üblich nach einem Abiturienten-Abgang, begann im vergangenen Herbst eine harte Arbeitsphase mit Neuzugängen aus dem Christophorus-Kinderchor. Die Jüngsten integrierten sich bereits ins Klangbild und schreckten auch vor den vielen, auch für ältere Hasen schauderhaft schwierigen Einsätzen nicht zurück. Bis zu 16 separate Chorstimmen vereinigten sich in sauber intonierten Farbgebilden der zeitgenössischen Werke von Rudolf Mauersberger, René Clausen, John Tavener und Leland Sateren. In dem eigens für Kantorei komponierten Werk von Thomas Hofmann "…heute noch…" faszinierten besonders die rhythmische Präzision des Sprechchores, das breite Dynamik-Spektrum und die sphärischen, ergreifend schönen Schlussklänge.

Als Beweis für die stilistische Vielseitigkeit seines Chores nahm Nonnenmann zwei Werke von Heinrich Schütz ins Programm. Gegenüber der Ausdrucksstärke der Neuen Musik wirkte zwar die barocke Transparenz kunstvoll und solide, in den gut ausbalancierten, säulenartigen Akkorden erblühten alle Stimmen kernig und homogen, trotzdem ließ hier die übliche Gesangsbegeisterung ein wenig nach.

Wieder in ihrem Element, lebte die temperamentvolle Jugend ihre Vorliebe für den freien Musikgeist in den Werken von Benjamin Britten und Josu Elberdin, und in "There Is Another Sky" von Ivo Angognini präsentierten sie im tänzerischen Musikreigen eine ganze Geräuschpalette der Natur – Zischen, Pfeifen und Summen. Und wenn sich hie und da doch einzelne Unsicherheiten abzeichneten, verloren diese Petitessen gänzlich an Bedeutung angesichts der imponierenden Gesamtleistung.

Eine Verschnaufpause gönnte dem Chor Eberhard Schuler-Meybier mit zwei geistlichen Liedern von Anton Dvorak. Begleitet von subtilen, hellen Orgeltönen (Susanne Schuler-Meybier) präsentierte der Tenor diese hohe Gesangskultur, welche er als Kantorei-Stimmbildner seinen Zöglingen mit Erfolg vermittelt – ein freies, natürlich fließendes Singen in weiten Bögen und eine zuverlässige Technik, darunter bewundernswerte Sext- und Oktavsprünge.

Mit einer ausgelassenen Zugabe beendete die Kantorei das Konzert. Für den Auftritt in Stuttgart schaltete die Ampel der Kunst auf grün. Grellgrün.