Das neue Fertigungswerk für Lkw-Abgastechnik (rechts im Bild), das direkt an das bereits bestehende Boysen-Werk in Simmersfeld angrenzen wird, ist das größte Bauprojekt der bisherigen Unternehmensgeschichte. Grafik: Boysen

Unternehmen stellt Weichen auf Wachstum. 2016 Umsatz in Höhe von 1,6 Milliarden Euro.

Altensteig/Simmersfeld - Eine erneute Umsatzbestmarke und der erfolgreiche Einsatz um zukunftsweisende Neuaufträge kennzeichnen das Geschäftsjahr 2016 für die Boysen-Gruppe. Unter anderem wurde der Zulieferer aus Altensteig von Daimler Trucks mit der europaweiten Serienfertigung von Abgastechnik für das Lastwagen-Erfolgsmodell Mercedes-Benz Actros beauftragt. In diesem Zusammenhang wird in Simmersfeld das bislang größte Produktionswerk der Unternehmensgruppe entstehen.

Für 2016 verzeichnet Geschäftsführer Rolf Geisel einen Umsatz in Höhe von 1,6 Milliarden Euro – und damit ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr (1,46 Milliarden Euro): "Hinter uns liegt ein sehr bewegtes Jahr mit vielen Herausforderungen. Umso mehr können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Alle gesteckten Ziele wurden erreicht."

Dafür verantwortlich zeichnen 3600 Mitarbeiter – knapp zehn Prozent mehr als Ende 2015 – an weltweit 17 Standorten. Für das bereits angelaufene Geschäftsjahr 2017 prognostiziert Geisel einen Umsatz von rund 1,75 Milliarden Euro.

Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum, "denn fast alle Auftragsvergaben, bei denen Boysen 2016 zu den Anwärtern zählte, wurden zu unseren Gunsten entschieden". Damit läutet Geisel die nächste große Wachstumsphase der Unternehmensgruppe ein, die ihre Standortzahl bereits zwischen 2012 und 2014 von 10 auf 17 erhöht hat. Zurzeit realisiert der Abgastechnik-Spezialist für seine Automobilkunden Audi, BMW und Mercedes-Benz neue Fertigungswerke in Mexiko und Indien – und zeitgleich auch ein weiteres eigenständiges Werk am bereits bestehenden Standort im sächsischen Plauen.

"Höhepunkt der bevorstehenden Baumaßnahmen wird jedoch zweifelsfrei unser neues Werk für Lkw-Abgastechnik mit 60 000 Quadratmetern Produktions- und Lagerfläche, das wir in Simmersfeld realisieren", erklärt Geisel und ergänzt: "Es war wohl eine einmalige Entscheidung für unser Unternehmen, ein Projekt in dieser Größenordnung zu stemmen. Für uns ist dieses Produktionswerk das künftige Flaggschiff der Boysen–Gruppe. Diesen Anspruch wird auch die Gebäudearchitektur zum Ausdruck bringen."

Vier Jahre Vorarbeit stecken laut Geisel in dem Zukunftsprojekt, mit dem Boysen nunmehr auch im Nutzfahrzeuggeschäft den erhofften Durchbruch erzielt hat. Eigens dafür hatte die Unternehmensgruppe in Nagold ein zweites Entwicklungszentrum mit hochmodernen Erprobungseinrichtungen gebaut. Mit Unterstützung der erfahrenen Kollegen aus Altensteig läuft in Nagold seit 2014 die Entwicklungsarbeit für das Abgassystem, das ab 2019 im neuen Mercedes-Benz Actros zum Einsatz kommen soll. Im Sommer 2016 entschied Daimler, dass Boysen auch die europaweite Serienfertigung dieses Abgassystems übernehmen soll. Verbunden mit dem Lkw-Großauftrag ist neben dem Projekt in Simmersfeld auch der Bau eines zweiten Fertigungswerks in Europa, wobei die Standortentscheidung dafür noch aussteht.

Drei neue Werke für Pkw-Abgastechnik sowie zwei neue Werke für Lkw-Abgastechnik: Damit wird sich die Zahl der Boysen–Standorte in den nächsten Jahren auf 22 erhöhen, wobei mehr als 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, davon allein 400 in Simmersfeld. "Einmal mehr sind dabei all unsere Ressourcen gefordert – sowohl personell als auch finanziell", verweist Geisel auf die kommenden Investitionen, "die 2017 und 2018 bei insgesamt rund 200 Millionen Euro liegen werden".

Wenn die neuen Fertigungswerke dann ab 2019 allesamt in der Serienproduktion sind, "wird dies unser Umsatzvolumen sukzessive erhöhen". Dementsprechend rechnet Geisel bis 2019 mit einem Umsatz von zwei Milliarden Euro und bis 2023 schließlich mit zweieinhalb Milliarden Euro.

Trotz des Abgasskandals, "der das Automobiljahr 2016 klar dominiert und überschattet hat", und den noch nicht absehbaren Folgen für automobile Verbrennungsmotoren, sieht Geisel auch die weitere Zukunft der Boysen-Gruppe, vor allem aufgrund des Durchbruchs im Nutzfahrzeuggeschäft, als gesichert: "Alle Lkw und alle Busse, die ihren Einsatz im Langstreckenbereich haben, werden auch in den nächsten 30 Jahren von Verbrennungsmotoren angetrieben. In Verbindung mit immer schärferen Emissionsvorgaben und den dafür erforderlichen Komponenten zur Abgasreinigung eröffnet uns das weiteres Wachstumspotenzial bis 2030. Auch bei massiv rückläufigen Anteilen des Verbrennungsmotors sind erste Weichen für weiteres Wachstum und den Erhalt der Arbeitsplätze bei Boysen über 2030 hinaus gestellt."