Weiter auf Wachstumskurs: Beim Thema Gewinnentwicklung tritt Geschäftsführer Geisel auf Euphorie-Bremse

Altensteig. Beflügelt von den Serienanläufen für den Kunden Mercedes-Benz an weltweit vier neuen Produktionsstandorten hat die Boysen Gruppe ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2014 auf die neue Rekordmarke von 1,25 Milliarden Euro gesteigert.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet der Abgastechnik-Spezialist aus Altensteig damit ein Umsatzwachstum von rund 20 Prozent. Auch bei der Personalentwicklung weisen die von Geschäftsführer Rolf Geisel vorgestellten Zahlen ein dickes Plus aus: Zwischen Ende 2013 und Ende 2014 wuchs die Zahl der Mitarbeiter an weltweit 17 Standorten von 2200 auf 2800.

Die Investitionen 2014 schlagen mit 85 Millionen Euro zu Buche, wobei ein Vorjahresvergleich laut Geisel "nur bedingt aussagekräftig ist, weil 2013 die Hochphase unseres Standortausbaus war und mit der Rekordmarke von 130 Millionen Euro einen absoluten Sonderstatus einnimmt".

Beim weiteren Blick auf das zurückliegende Jahr stellt der Boysen-Chef drei Großprojekte in den Fokus, die das Unternehmen allesamt erfolgreich vorangebracht habe: "Die Serienanläufe für die Mercedes-Benz C-Klasse in vier neuen Werken auf vier Kontinenten, die Fertigstellung unseres neuen Werkes in Ingolstadt sowie der weitere Auf- und Ausbau unseres zweiten Entwicklungszentrums in Nagold."

Erste Erfolge vermeldet Geisel auch im für Boysen noch jungen Geschäftsbereich der Nutzfahrzeuge. "Seit Anfang 2014 läuft in unserem Werk Turmfeld in Altensteig die Produktion von Abgastechnik für zwei Lkw-Modelle der Marke MAN. Hinzu kam in der zweiten Jahreshälfte der Entwicklungsauftrag eines weiteren Premiumherstellers", verrät Geisel und ergänzt: "Die Arbeit dafür macht das Team am Standort Nagold, an dem künftig alle Nutzfahrzeugaktivitäten unserer Unternehmensgruppe gebündelt werden."

Das Kerngeschäftsfeld des Abgastechnik-Spezialisten bleibt jedoch der Automobilsektor. Und die Zahlen belegen, dass Boysen hier selbst im internationalen Vergleich einer der wachstumsstärksten Zulieferer ist. Der Gruppenumsatz hat sich zwischen 2004 und 2014 mehr als verdreifacht. Die Zahl der Standorte wuchs in den vergangenen zwei Jahren von zehn auf 17.

Und die Auftragsbücher sind, wie Geisel versichert, "weiter gut gefüllt". Für 2015 prognostiziert der Geschäftsführer einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro – und folglich erneut ein Wachstum von um die 20 Prozent. Als Umsatztreiber für das laufende Jahr nennt er die bevorstehenden Anläufe der Serienproduktion von Abgassystemen für die jeweils neuen Modelle des Audi A4, des 7er-BMW sowie des Mercedes-Benz GLK, welcher in Anlehnung an das C-Klasse-Segment künftig GLC heißen wird.

Wenn Boysen die Planzahlen für 2015 erreicht, bedeutet das beim Umsatz und bei den Mitarbeitern ein Plus von bis zu 50 Prozent innerhalb von nur zwei Jahren. Mitten in dieser Schubphase nimmt Geisel sinnbildlich den Fuß vom Gaspedal: "Für einen Zulieferer unserer Größe sind das enorme Herausforderungen in Form von Kapitalbedarf, Personalrekrutierung und Vorleistungen bei unseren Produktions- und Entwicklungsleistungen. Das muss alles unter teils größten Anstrengungen gestemmt werden."

Regelrecht auf die Euphorie-Bremse tritt er beim Thema Gewinnentwicklung: "Aktuell ist überall zu lesen, dass die Automobilhersteller ihre Sparprogramme forcieren." Die Kunden erwarteten permanente Kostensenkungen und Qualitätsverbesserungen Als Folge daraus sei der Ertrag 2014 ebenso wie schon im Jahr davor rückläufig gewesen.

Dabei stört sich Geisel nur bedingt an den Vorgaben seiner Kunden, denn "Verhandlungsrunden dieser Art zählen für uns schon längst zum Tagesgeschäft". Weitaus mehr beschäftigt ihn in diesem Zusammenhang die Sicherung der Arbeitsplätze in den inländischen Fertigungswerken: "Wir bei Boysen werden alles dafür tun, dass unsere Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben, doch etwas Unterstützung bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen würde der Wirtschaft in unserem Land eben auch guttun. Fakt ist: Schon jetzt trägt jeder unserer Mitarbeiter in China mit seinem Einsatz einen Teil zum Erhalt des Arbeitsplatzes seines deutschen Kollegen bei. Dies in Zeiten der rasant fortschreitenden Globalisierung anders zu sehen, ist im wahrsten Sinne des Wortes weltfremd."