Reformationsjubiläum: Evangelische Erwachsenenbildung stellt das neue Buch "Luther im Schwarzwald" vor

Dieser Abend mit Gebeten, Liedern, tiefgründigen Vorträgen und einer einfachen, aber herzhaften Küche wäre dem Reformator sprichwörtlich auf den Leib geschrieben gewesen: Die Evangelische Erwachsenenbildung Nordschwarzwald lud im 500. Reformationsjahr zum Luthermahl. Selbst aus Besigheim kamen Gäste.

Altensteig-Überberg. Als Susanne Haselbacher sich bei beim Chef der Erwachsenenbildung, Reinhard Kafka, um eine Stelle bewarb, die als Projektarbeit mit diesem Jubiläum eng verknüpft ist, stellte sie die 95 Thesen Luthers in den Vordergrund. "Dann machen Sie mal", sagte Kafka. Und die 28-jährige pädagogische Mitarbeiterin machte, setzte ihre Ideen um und befragte mit Unterstützung von Calwer Studenten der SRH Hochschule Prominente in der Region, was sie denn täten, wenn sie in der heutigen Zeit Luther wären. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das nun bei besagtem Luthermahl vorgestellt wurde.

Der "Hirsch" in Überberg, ein Landgasthof mit alter Familientradition und einer feinen Küche, wurde vom Gastgeber als idealer Ort für diese Speisung von Leib und Seele ausgewählt. Die beiden Chefköche Dieter Kirn und August Kaufmann tischten auf, was wohl schon dem Reformator gemundet hätte: Bibbeleskäse mit Kümmel-Gewürzbrot, Wildkräutersalat, Wild aus heimischer Jagd mit Wurzelgemüse und "Lutherknöpfle" und als Dessert Arme Ritter an Honigsoße mit Waldbeeren. Während der langjährige Kirchenmusikdirektor und frühere Bezirkskantor Bernhard Reich gemeinsam mit den 60 Gästen dieses Abends die beiden Lutherlieder "Die beste Zeit im Jahr ist mein" und "Nun freut euch, lieben Christen g’mein" anstimmte, sprach Pfarrerin Dorothea Jung das Tischgebet. Und für weitere geistige Nahrung sorgten mehrere Autoren, die in dem Buch "Luther im Schwarzwald" zu Wort kamen. Und ihre Reflexionen waren durchaus selbstkritisch mit Blick auf ihr Metier. So wie bei den beiden Bankern Helmut Gottschalk und Georg Stickel. So räumte der frühere Volksbank-Chef Gottschalk ein, dass er schon viele reiche, aber unglückliche Menschen kennengelernt habe, Luther zitierend: "Zuviel Geld macht Sorgen. Ich bin reich, wenn ich auch nicht viel habe, weil ich das meine genieße." Oder eine andere Erkenntnis des Reformators: "Reichtum ist das allergeringste Ding auf Erden. Was ist’s gegen Gottes Wort."

Rainer Prewo, der frühere OB von Nagold, stellte in seinem Beitrag den Kern der reformatorischen Botschaft in den Mittelpunkt: dass man von Sünde eben nicht durch den vor 500 Jahre boomenden Ablasshandel, sondern allein durch die Gnade Gottes befreit werde: "Das hatte Sprengkraft." Und es habe den Christenmenschen damals nicht nur die Freiheit im Glauben, sondern auch die Chance zur Individualität und Selbstverantwortlichkeit eröffnet.

Das Buch: "Luther im Schwarzwald" ist bei der Erwachsenenbildung, Telefon 07051/12 656, zum Preis von 15 Euro erhältlich.