Am vierten Tag ihrer Heimreise rasteten die "Apenteurer" Reiner Krames (links) und Wolfram Paul am Reschensee. Foto: Paul

Wolfram Paul und Reiner Krames fahren mit Lasten-Dreirädern von der Toskana nach Altensteig.

Altensteig - Noch drei Tage bis Heiligabend. Noch drei Tage Bangen und Hoffen, ob das Christkind den Wunschzettel gewissenhaft abgearbeitet hat. So lange wollten Wolfram Paul aus Altensteig und Reiner Krames aus Wart indes nicht warten. Sie haben sich bereits im Spätsommer einen Traum erfüllt.

Der Gegenstand ihrer Begierde ist blau, hat sieben PS, ist für eine Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern und eine Nutzlast von 650 Kilogramm ausgelegt und kommt aus Italien: die Ape Classic 400.

Der Wunschtraum reicht bis ins Jahr 2005 zurück. Bei einem gemeinsamen Toskana-Urlaub der Ehepaare Krames und Paul sagte Reiner Krames angesichts der im italienischen Straßenbild allgegenwärtigen Lastendreiräder: "Nach unserer Pensionierung kaufen wir uns eine Ape ab Werk in Italien und fahren damit zurück nach Deutschland." Die Saat war gelegt – auch wenn es elf Jahre dauerte, bis sie Früchte trug.

Bis dahin hatte Wolfram Paul, Kunstlehrer an der Altensteiger Realschule, die Ape in einer ganzen Serie von Gemälden verewigt, die wiederum der Ape-Aficionado Günther Uhlig in seinem 2015 veröffentlichten Standardwerk "Ape – die fleißige Schwester der Vespa" im Kapitel "Die Ape in der Kunst" abdruckte.

Schließlich beschlossen Reiner Krames und Wolfram Paul, Nägel mit Köpfen zu machen und nahmen Kontakt zu Wolfgang Witzani auf. Der Marketing-Manager und Unternehmenssprecher von Piaggio Deutschland organisierte für die beiden Altensteiger den Kauf zweier Ape Classic 400 in Italien. Zwar konnten Paul und Krames ihre Werke nicht direkt in Pontadera ab Werk erstehen, aber doch bei der Firma Pretto im benachbarten Ponsacco. Zuvor aber erhielten die beiden Ape-Liebhaber aber eine Führung durch das Ape-Werk und -Museum und wurden von Luca Massei, dem Manager für den Europäischen Markt in der Sparte Kommerzielle Fahrzeuge, begrüßt.

Am 16. September begann dann das eigentliche "Apenteuer", wie Wolfram Paul und Reiner Krames die mehr als 1100 Kilometer lange Fahrt von der Toskana in den Schwarzwald nennen. Nach einer Einweisung und einer Probefahrt in einem Industriegebiet machten sich die beiden auf die Heimreise nach Altensteig – jeder am Steuer seiner eigenen, fabrikneuen Ape. Heide Paul und Regina Krames steuerten einen "normalen" Personenwagen als Begleitfahrzeug und fungierten als Quartiermeisterinnen.

Die erste Etappe war indes noch nicht allzu lang. Bei strömendem Regen fuhren die "Apenteurer" die 90 Kilometer bis nach Quarrato – nicht ohne unterwegs in Vinci anzuhalten und als Kunstliebhaber das Geburtshaus des Erfinders und Malers Leonardo Da Vinci zu besichtigen. Tags darauf folgte der mit 240 Kilometern längste Streckenabschnitt, der den Ape-Konvoi bis Mantua in Südtirol brachte. Nach weiteren 200 Kilometern – unter anderem am Ostufer des Gardasees entlang – erreichte der Tross Kurtatsch. Am vierten und fünften Tag lagen Alpenpässe auf der Route der Altensteiger: erst der Reschenpass, dann – nach einer Übernachtung in Prutz – der 1793 Meter hoch gelegene Arlbergpass zwischen Tirol und Vorarlberg.

Tross erreicht die Heimat "unter großer Anteilnahme"

Diese Etappe fand wegen einer Panne in Birnau am Bodensee ein jähes Ende – Wolfram Pauls Ape ließ sich nicht mehr starten. Nachdem ein Austausch von Sicherungen und Starterkabel nicht gewünschten Erfolg gezeitigt hatte, konnte ein "gelber Engel" Abhilfe schaffen. Ursache der unfreiwilligen Pause war ein zerschmortes Kupplungsseil gewesen.

Am sechsten Tag erreichten die Ehepaare Paul und Krames schließlich Altensteig – "unter großer Anteilnahme von Freunden und Nachbarn", wie Wolfram Paul berichtet. Schon unterwegs habe das "Apenteuer" viel Zuspruch erfahren – Motorradfahrer hätten mit anerkennend gehobenem Daumen gegrüßt, Autofahrer freundlich gewunken.

Auch im heimischen Schwarzwald finden die Api Bewunderer – "wenn ich damit auf den Schulparkplatz fahre, erregt das schon Aufsehen bei den Schülern", sagt Paul. Während Reiner Krames sein Exemplar zu Transportzwecken in seiner "kleinen Landwirtschaft" nutzt, will Wolfram Paul seine unter anderem als mobiles Atelier verwenden. Glücklich sind sie beide mit ihren in hiesigen Gefilden doch eher ungewöhnlichen fahrbaren Untersätzen. Wolfram Paul: "Da ist einfach ein Traum wahr geworden."