Die Familie Luther beim Abendessen – eine der Szenen des Musicals, das jetzt in Walddorf aufgeführt wurde. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Luther-Musical: Knapp 100 Mitwirkende machen Aufführung in der Johanneskirche zum Erfolg

Das Luther-Musical in Walddorf wurde zu einer gefeierten Aufführung.

Altensteig-Walddorf. Als sich Pfarrer Gerolf Krückels bei ihr bedankte und der Applaus von 500 Zuschauern in der Johanneskirche Walddorf nicht enden wollte, standen Lena Seifert Tränen in den Augen. Zehn Monate Planung, mehr als 30 Treffen und Besprechungen und fünf ganztägige Probentage hatten sich gelohnt: Das Musical von Heiko Bräuning über den Reformator Martin Luther war für alle ein Riesenerlebnis. Besonders gefreut hat sich die Pädagogikstudentin über 92 Mitwirkende, die nach einem öffentlichen Aufruf bereit waren, als Schauspieler, Chorsänger, Instrumentalist, Mitarbeiter hinter der Bühne und bei der Bewirtung an der Lutherschänke zu agieren.

Selbst auf der Empore der Johanneskirche waren so gut wie alle Plätze besetzt, als auf der Bühne das Licht anging und sich Strahler auf die Familie Luther beim Abendessen richteten.

Auch in der letzten Bankreihe hatte man durch die Übertragung auf eine Großleinwand gute Sicht auf den Altarraum. Als einige Kinder des Reformators (Ben Skott, Andreas Alber, Daniel Volz, Hanna Kübler) über Schulerlebnisse plauderten, erinnerte sich der "alte" Luther (Rainer Dietsch) an sein eigenes Leben und begann am Tisch zu erzählen. Die Kinder, seine Frau Katharina (Renate Schuler) und die liebenswerte, etwas einfältige Mume Lene (Julia Seifert) hörten aufmerksam zu. Später trafen noch zwei Studenten (Pascal Kitschke und Stephan Joos) ein.

Dem Vater widersetzt

Bekanntlich sollte Luther nach dem Willen des Vaters die juristische Laufbahn einschlagen. Er schrieb sich an der Universität Erfurt ein. In verschiedenen Szenen wurden im Musical wegweisende Stationen des Reformators lebendig: die Entscheidung, nach einem Unwetter Mönch zu werden und ins Kloster zu gehen, die dramatische Begegnung mit dem Ablassprediger Tetzel (beeindruckend gespielt von Dominik Bitzer), das Verhör durch Kardinal Cajetan (Kevin Bast) auf dem Reichstag zu Worms und seine Verteidigungsrede, das Verfassen von 95 Thesen, die von Kurfürst Friedrich dem Weisen veranlasste Entführung, der Aufenthalt als Junker Jörg auf der Wartburg, die Übersetzung des Neuen Testaments in deutscher Sprache, die Bedrängnis durch den Teufel.

Nicht nur die Schauspieler und Sänger (an erster Stelle sind hier Rainer Dietsch als alter und Kai Müller als junger Luther zu nennen, sie überzeugten mit deutlicher Aussprache und kräftigen Stimmen), auch der von Jenny Müller dirigierte 60-köpfige Kinder- und Erwachsenenchor, begleitet von einer aus aktuellem Anlass extra zusammengestellten, neunköpfigen Instrumentengruppe.

Sämtliche Mitwirkenden erschienen in mittelalterlichen Kleidern, Röcken, Kutten, Umhängen und anderen Gewändern. Fünf Näherinnen hatten jede Menge Arbeit, außerdem hat man Kostüme ausgeliehen. Marc Luginsland und sein Technikteam sorgten für zielgerichtetes Scheinwerferlicht und guten Ton.

Über die Ausbreitung der Reformation in Europa informierte Kim Alber zum Schluss.

Nach dem letzten, gemeinsam gesungenen, geistlichen Lied brach stürmischer, lang anhaltender Beifall aus.

Viele Musicalbesucher traten nicht gleich den Heimweg an, sondern ließen sich in der Lutherschänke im Schein von Laternen, Fackeln und fünf Schwedenfeuern das frischgebackenes Lutherbrot, Zwiebelsteak, Käseknacker und süffige Getränke schmecken.