Die Tälemer Fackler haben für die "Kunsttankstelle" einen fünf Meter langen Tisch und robuste Stühle gezimmert. Mit im Bild: Galerist Hermann Unsöld (hinten rechts, neben "Tälesschultes" Manfred Keller).Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Tälemer Fackler statten die "Kunsttankstelle" in der Altensteiger Poststraße mit Sitzgelegenheiten aus

Von Manfred Köncke

Altensteig. Ein Kunstprojekt am Eingang der Altensteiger Unterstadt zieht die Blicke von Fußgängern und Autofahrern auf sich. Nach dem Abbau der Tankstelle Seeger ist in der Poststraße eine Lücke entstanden, die mit Farben und Kunstgegenständen ein neues Gesicht bekommen hat.

Dem pensionierten Stadtbaumeister Hermann Unsöld, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Kunsthalle eingerichtet hat, lag viel an der Verschönerung des Platzes. Er nahm Kontakt mit Altensteiger Schulen, ortsansässigen Künstlern, dem Kulturamt der Stadt und den Tälemer Facklern auf und stieß mit seiner Idee auf große Zustimmung. Es dauerte nicht lange, bis Auszubildende des Jugenddorfs, die dort eine Lehre als Bauten- und Objektbeschichter absolvieren, mit Farbeimern, Pinseln und Rollen anrückten.

Wie bekannt, soll im Rahmen der Stadtentwicklung 2025 die schwierige Verkehrssituation an der Einmündung von der Karl- in die Bundesstraße 28 verkehrstechnisch verbessert werden. Nachdem die Kommune das frühere, inzwischen leerstehende Restaurant Goldener Stern und die stillgelegte Tankstelle Seeger übernommen hat, ist dort ein Kreisverkehr geplant. Allerdings dauert es nach Auskunft der Verwaltung bis dahin noch gut ein- bis eineinhalb Jahre.

An der "Kunsttankstelle" haben sich Jugendlichen des CJD Altensteig unter der Regie von Ausbilder Andreas Heinzelmann und andere Altensteiger Bildungseinrichtungen beteiligt: eine Klasse der Friedrich-Boysen-Realschule mit ihrem Kunstlehrer Wolfram Paul, eine Klasse des Altensteiger Christophorus-Gymnasium mit ihrem Fachlehrer Ulrich Seibt und der Malkurs des Altensteiger Jugenddorfs unter Leitung von Kunstpädagogin Susanne Jung. Nachdem Jugendliche des CJD für die Grundierung der Fläche und den Anstrich der am Hang darüber liegenden Kegelbahn gesorgt hatten, erarbeitete jede der drei Projektgruppen ein Konzept und setzte es in die Tat um.

Ergänzt wurde das Ensemble durch eine Holzskulptur des Altensteiger Bildhauers Klaus Henning und eine Pyramide aus Kiefernholz von Kunsthandwerker Heinrich Wille, bestehend aus mehreren aufwärtsstrebenden, zwei Meter hohen Säulen und einem 3,20 Meter hohen Obelisk in der Mitte. Der städtische Betriebshof stellte den Tälemern Fichtenholz und Befestigungsmaterialien für den Bau eines fünf Meter langen Tisches mit rustikalen Stühlen zur Verfügung. Unter Leitung von "Tälesschultes" Manfred Keller machte sich eine Handvoll Männer ans Werk. Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen, als Belohnung stiftete Galerist Unsöld einen Kasten Bier, gesellte sich zu den Facklern und erwähnte bei der Gelegenheit, dass der Platz am Abend durch ein beleuchtetes Lichtband angestrahlt werden kann.

Weil der Hof der ehemaligen Tankstelle jetzt schön aussieht und damit positiv zum Erscheinungsbild der Stadt beiträgt, fühlte sich auch der Altensteiger Werbering angesprochen und hat die Aktion mit einem Zuschuss bedacht. Für Bürgermeister Gerhard Feeß ist die "Kunsttankstelle" ein gelungenes Beispiel von bürgerlichem Gemeinschaftswerk. Übrigens – und darauf legt "Tälesschultes" Manfred Keller großen Wert: "Am Tisch darf sich jeder niederlassen, der Lust dazu verspürt, kann dort ausruhen, etwas essen und trinken, dem fließenden Verkehr zuschauen und vorbeikommende Fußgänger begrüßen." Die Tälemer haben in letzter Zeit auch sonst einiges unternommen – eine einwöchige Flugreise nach Katalonien zählte ebenso dazu wie ein Kegelabend im Schindeldächle. Bereits jetzt treffen sich die Aktivisten wieder am Montagabend am Fackelschopf, um neu geliefertes Abbruchholz und Telegrafenmasten für das traditionelle Fackeln am Heiligen Abend zu "schlitzen". Am 17. Oktober wird die Bevölkerung zur Täleskirbe eingeladen, und auch diesmal sind die Tälemer mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten.