An den zahlreichen Ständen gab es für die Besucher eine Menge zu entdecken. Foto: Thomas Fritsch

Besucher können viel erleben: Beim Handwerkermarkt im Alten Schloss stehen Arbeitstechniken im Mittelpunkt.

Altensteig - Alle zwei Jahre lädt der Altensteiger Heimat- und Geschichtsverein zum "Historischen Handwerkerhof" rund ums Schloss und ins Museum ein. Am Wochenende war es wieder soweit.

38 Kunsthandwerker und Händler hatten sich angemeldet und machten die Besucher mit einer Zeit vertraut, als Kämme aus Holz hergestellt, Fäden aus Seide gesponnen und Schindeln zum Dachdecken verwendet wurden. Eigentlich wollte Turmwächter Martin Spreng den Besuchern ein "Grüß Gott" zurufen, war aber erkrankt. Willkommen geheißen wurden die Gäste trotzdem – von der rührigen Museumsleiterin Birgitta Dieterle, dem aktiven Vereinsvor-sitzenden Stephan Henssler und weiteren mehr als 40 Helfern, die im Schlossmuseum Aufsicht führten, an der Kasse standen und die Gäste bewirteten.

Am oberen Eingang zum Schlossgarten hatte sich Steinmetz Markus Lutz aus Altensteigdorf niedergelassen, um einen 90 Kilogramm schweren Buntsandstein mit Knipfel, Handfeistel und Spitzeisen zu bearbeiten. Einen Abnehmer hat er bereits. Ein Warter will den Block als Meilenstein in seinen Garten stellen. Albert Gutekunst aus Oberschwandorf hatte sein Destilliergerät aufgestellt. Aus vergorenem Obst stellt er Brände her. Dass aus 100 Liter Maische nur gut dreieinhalb Liter Alkohol gewonnen werden, war nicht jedem bekannt.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlosswiese lagen eine Handvoll langer Baumstämme, die Meister Gerhard Gleiser aus Grömbach nach alter Zimmermannsart zuerst mit einer Schnur ausrichtete und anschließend mit Axt und Breitbeil zu Balken schlug. Sein Sohn Florian führte vor, wie man in früherer Zeit Kiefernholz mit einem drei bis fünf Meter langen Teuchelbohrer zum Bau von Wasserleitungen aushöhlte.

Sonja Bauer – sie nannte sich am Wochenende Bärbel von Gietsnetla (Altensteig von rückwärts) – hatte zum zweiten Mal auf dem Handwerkerhof unter Bäumen ein mittelalterliches Lager aufgeschlagen und war damit beschäftigt, an der offenen Feuerstelle Hähnchen für "befreundete Frauen unterschiedlicher Stände und Ritter" zu braten, um diese anschließend zu einem gar köstlichen Mahle einzuladen.

Auf dem Schlosshof war schon von weiter Entfernung zu hören, wie Dieter Walz aus Walddorf an der Feldschmiede den Hammer auf den Amboss sausen ließ und aus glühendem Metall Hufeisen, Kerzenständer, Nägel und andere Gegenstände formte. Das nächste Mal kann man Walz beim Fest der Flößerzunft Oberes Nagoldtal am 11. September an der Monhardter Wasserstube live erleben.

Wer sich für die aufwendige Restaurierung der Altensteiger Schlossanlage vor mehr als 30 Jahren interessierte, schaute am Stand des historisch gewandeten Baumeisters Rudolf Weisz aus Calw vorbei, der in Wort und Bild über die jeweiligen Arbeitsphasen informierte. Wenige Meter hinter dem unteren Eingang hockte Töpfer Walter Meyer aus der Nähe von Backnang auf seinem Schemel und drehte unentwegt eine fußbetriebene Scheibe, um Krüge, Teller, Tassen, aber auch Kunstfiguren aus Ton zu modellieren.

In allen vier vier Stockwerken des Schlossmuseums konnte man alte Handwerkskunst neu erleben – zum Beispiel am Stand von Ulrike Kollmar, die sich auf die Herstellung von historischen Bleistiften aus Filz versteht, am Platz von Modellbauer Wolfgang Schulte aus Spielberg, der in großer Zahl handgearbeitete Bad-, Locken- Schneider- und andere Holzkämme ausliegen hatte. Auf großes Interesse stieß auch Weißnäherin Margret Kahoun-Weber, die Baumwolle- und Leinentücher mit Monogrammen verzierte und Hannelore Hemingway, deren Spinnrad unablässig Fäden aus Seide und Schafwolle produzierte.

Eva Kübler aus Altensteig hat dem Schlossmuseum 110 Bügeleisen aus ihrer großen Sammlung vermacht. Auf lebendige Weise erklärte sie die Entwicklung von einer Stahlplatte mit Henkel bis zum heutigen Dampfbügeleisen. Kinder konnten beim Handwerkerhof unter anderem Papier schöpfen und in der Druckwerkstatt von Georg Diem mithelfen.

Im Rahmenprogramm hielt Marie-Luise Böttcher von "Regnum Salici" aus Hirsau am Samstag und Sonntag Vorträge, wie Menschen in der Zeit der Salierkaiser (1024 bis 1115) gelebt und von was sie sich hauptsächlich ernährt haben. Und im Amphitheater wurden anmutige Tänze aus der Renaissance und des Frühbarock von einer Gruppe aus Bad Wimpfen vorgeführt.

Am Sonntagabend zogen die Veranstalter wegen der vielen Besucher und des hochsommerlichen Wetters ein positives Fazit des 15. Altensteiger Handwerkerhofs.