Die Stadt Altensteig möchte das Gebäude Hohenbergstraße 39 erwerben und zu einem Acht-Familien-Haus für Flüchtlinge umbauen. Foto: Köncke

Flüchtlings-Unterbringung: Gemeinde will Gebäude Hohenbergstraße 39 erwerben. Gerücht um obdachlose Frau.

Altensteig - Kauft die Stadt Altensteig das Gebäude Hohenbergstraße 39 zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen? Bürgermeister Gerhard Feeß hat das in der Altensteiger Montagsakademie angedeutet. Man sei mit dem Eigentümer im Gespräch.

Weil die Zahl der Asylbewerber in Baden Württemberg von 14 600 im August auf mehr als 34 000 im Oktober angestiegen sei, könnte es sein, dass der Landkreis Calw in den nächsten Monaten weiteren Wohnraum benötigt, glaubt Hauptamtsleiter Thomas Bräuning. In Nagold, Calw, Bad Wildbad und Gechingen habe man bereits Gemeinschaftsunterkünfte eingerichtet – in Altensteig werde das im kommenden Jahr der Fall sein.

Standort für den Neubau sei ein Grundstück im Oberen Tal zwischen dem Campingplatz und der Firma Stahlbau Bühler. Dort würden die Flüchtlinge eine bestimmte Zeit bleiben und dann auf die Gesamtstadt verteilt werden – bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist und sie in eine eigene Wohnung ziehen oder in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Auf die Unterbringung von Asylbewerbern in Hallen oder Zelten wolle und werde man in Altensteig verzichten.

Nach Angaben von Bräuning leben zurzeit 50 Flüchtlinge aus dem Kosowo, Irak, Algerien und afrikanischen Ländern in den städtischen Einrichtungen Wilhelmstraße 17, Obere Talstraße 40 und Hohenbergstraße 39. Das letztgenannte Gebäude möchte die Stadt erwerben und "mit übersichtlichen Kosten" in ein Acht-Familien-Haus umfunktionieren.

Im Januar 2016 werde man eine Person für organisatorische Abläufe und als Ansprechpartner für ehrenamtlicher Helfer einstellen. Von denen gibt es nach Auskunft von Bürgermeister Feeß etliche, die sich nach der Gründung des Arbeitskreises Asyl bereits in mehreren Kleingruppen getroffen hätten. Erfreulich sei, dass das Jugend-, Missions- und Sozialwerk (JMS) jeden Mittwoch einen Sprachkurs anbietet und das Café Wohnzimmer im Rathaus am gleichen Tag zum Café International werde als Treffpunkt für Flüchtlinge und Einheimische.

Der Rathauschef warnte bei der Veranstaltung im katholischen Gemeindehaus vor "Rattenfängern", die versuchten, den Terror in Paris mit den Flüchtlingsströmen zu verknüpfen. Die Meinung, dass Asylbewerber die Sozialsysterme belasten, kann Feeß nicht nachvollziehen. "Sie stehen später dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, sichern damit unseren Wohlstand und unsere Rente."

In der anschließenden Diskussion äußerte Ruhestandspfarrer Thomas Essrich aufgrund persönlicher Erlebnisse Befürchtungen, dass die Willkommenskultur in Altensteig eines Tages umschlagen könnte. Ihm sei zugetragen worden, dass eine obdachlose Frau aus der Wilhelmstraße 17 ausziehen musste, weil der Wohnraum für Flüchtlinge gebraucht werde. Dieses Gerücht wies Thomas Bräuning als Stimmungsmache zurück. Für Religionslehrerin Brigitte Doll ist die bisherige Sprachförderung in Altensteig und Umgebung "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", in der Grund- und Hauptschule sollte man "extra Eingangsklassen bilden".