Blick auf das Alpirsbacher Kloster Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Bei manchen Stadtteil-Themen sind Michael Pfaff und die Ortsvorsteher auf einer Linie

Was sind künftig die Top-Themen der Klosterstadt? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Alpirsbacher Gemeinderat bei einer Klausurtagung im Oktober. In einigen Bereichen hat die Verwaltung schon konkrete Vorstellungen.

Alpirsbach. Wo der Schuh in den Stadtteilen drückt, haben die Ortsvorsteher im Interview mit unserer Zeitung bereits konkret benannt und Anregungen für die Marschrichtung der Klosterstadt gegeben. Bürgermeister Michael Pfaff sieht sich in einigen Punkten auf einer Linie mit den Ortschefs.

In Ehlenbogen liegen Ortsvorsteher Peter Günther vor allem zwei Straßen am Herzen. Eine davon ist die enge Schlaglochpiste zur Nachsorgeeinrichtung "Haus Grezenbühl", die saniert werden müsste. Das sieht auch Michael Pfaff so. "Ich halte das für eine dringende Maßnahme", pflichtet er Günther bei und verspricht: "Wenn wir das finanziell nicht schnell hinbekommen, wird dieses Anliegen nicht in der Schublade verschwinden."

Auch beim Thema Tempolimit auf der Bundesstraße 294 im Gefahrenbereich der Bushaltestelle bei der Ortsverwaltung ist der Bürgermeister einer Meinung mit dem Ortsvorsteher: Bei der nächsten Verkehrsschau im Oktober stehe die Besichtigung dieses Streckenabschnitts bereits auf der Tagesordnung, sagt Pfaff.

Kindergarten gewünscht

In Reinerzau wünschen sich Bevölkerung und Ortsvorsteher Gerold Wein die Wiedereröffnung des vor drei Jahren aus Finanzgründen geschlossenen Kindergartens. Mit einer Mischung aus Wald- und konventionellem Kindergarten – bei dem die Kinder die wärmeren Monate im Freien verbringen – und finanzieller Unterstützung durch Dorfgemeinschaft und Dorfstiftung könnte die Wiederbelebung des Reinerzauer Kindergartens möglich sein, meint Wein. Eine Option, die Pfaff unbedingt prüfen will: "Ein Thema der Klausurtagung wird die Positionierung Alpirsbachs im Bereich der Kinderbetreuung sein. Und dazu gehört auch die Frage, ob und wie eine Wiedereröffnung des Kindergartens Reinerzau im Rahmen einer Gesamtkonzeption finanziell leistbar ist", so Pfaff.

In den Höhenstadtteilen Römlinsdorf, Peterzell und Reutin vermissen die Ortsvorsteher Christian Biewer und Willi Jäckle sowie Ortsvorsteherin Tabea Joos vor allem Gewerbeflächen und Bauland für junge Familien. "Die Höhenstadtteile sind aufgrund ihrer Lage attraktiv", sagt Pfaff, aber dort sei es in der Vergangenheit versäumt worden, ein langfristiges Konzept zur Gewerbe- und Baugebietsausweisung zu erstellen. "Diese Fehlentwicklung war ein schleichender Prozess über Jahrzehnte hinweg, in denen die Zeichen der Zeit verschlafen wurden", sagt Pfaff. Doch noch sei nichts verloren: "Wir werden alles dransetzen, um weitere Gewerbeentwicklung auf der Höhe zu bekommen", verspricht der Bürgermeister. Deshalb habe er auch schon Kontakt mit dem Kommunalamt aufgenommen und gefragt, ob ein Flächenerwerb außerhalb des laufenden Haushalts finanziert werden könnte. Die erste Rückmeldung des Amts werte er als positiv, so Pfaff. Problematisch sei es jedoch, überhaupt bezahlbare Grundstücke zu bekommen. "Es ist zwar ein zähes Geschäft, die Grundstücksbesitzer davon zu überzeugen, dass sie Flächen zu erschwinglichen Preisen an die Stadt verkaufen", sagt er, aber ohne zusätzliche Gewerbefläche werde Alpirsbach seine Einnahmesituation langfristig kaum verbessern können. Dabei seien die Chancen gerade gut, etwa eine Tankstelle für Lastwagen und Autos mit Bistro-Shop auf der Höhe anzusiedeln, meint Pfaff.

Wie auch der Römlinsdorfer Ortsvorsteher Christian Biewer und dessen Peterzeller Kollege Willi Jäckle will der Bürgermeister das höhere Verkehrsaufkommen durch die vorgesehene Ortsumgehung von Loßburg und die Umfahrung von 24-Höfe nutzen: Lastwagen- und Autofahrer könnten dort dann tanken, und die Nahversorgung auf der Höhe wäre ebenfalls sichergestellt, meint er.

Schrei nach Investitionen

Denn auch eine Tankstelle könne viel bewirken, ist Pfaff sich sicher und vergleicht die Gewerbeentwicklung mit einem Puzzle: "Wenn ich die Fläche habe, kommt die Tankstelle, dann weiteres Gewerbe und schließlich die Ortsumgehung für Peterzell und Römlinsdorf." Dieses Gebiet schreie förmlich nach einer solchen Investition, meint Pfaff. Fraglich sei nur, ob Alpirsbach diesen Faktor schnellstmöglich nutzen kann. "Wenn es nach mir ginge, würde ich die Planung sofort vorantreiben. Aber ohne Grundstück geht halt nichts", sagt der Bürgermeister.

Ohne den Gemeinderat geht auch nichts, deshalb wird ein zentrales Thema der Klausurtagung die künftige Zusammenarbeit zwischen ihm und der Verwaltung sein: "Der Gemeinderat muss seine Position anders definieren", meint Pfaff mit Blick auf die früheren Querelen zwischen Rathausspitze und Gremium. In der Vergangenheit habe sich der Gemeinderat eher als eine Art Controlling-Einheit gesehen, die Verwaltung viel belehrt, alles hinterfragt und geprüft, so Pfaff. Das sei sicherlich ein Resultat des Misstrauens gewesen, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hatte, meint er und appelliert an die Räte, der Verwaltung wieder Vertrauen entgegenzubringen.

"Der Gemeinderat muss künftig mehr steuern", meint der Bürgermeister und zieht Vergleiche mit einem Navigationssystem: Der Gemeinderat müsse das Ziel und die Parameter für ein Projekt vorgeben und die Verwaltung anhand dieser Vorgaben verschiedene Möglichkeiten zur Realisierung prüfen. Anschließend müsse das Gremium entscheiden, auf welchem der vorgestellten Wege es das Ziel erreichen möchte.

Im Augenblick laufe es in Alpirsbach umgekehrt, meint Pfaff: Der Gemeinderat erwarte von der Verwaltung Projektvorschläge und gebe anschließend die Marschroute vor. "Das Gremium definiert derzeit den Weg und nicht das Ziel", analysiert der neue Rathauschef. Verfahren ist die Situation für ihn allerdings noch nicht. "Ich denke, wir kriegen das hin", sagt Pfaff mit Blick auf eine künftig erbaulichere Zusammenarbeit.