Cembalistin Carmen Jauch und Märchenerzählerin Katharina Könen-Schäfer traten im Alpirsbacher Kloster auf. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Märchen: Erzählerin Katharina Könen-Schäfer und Carmen Jauch am Cembalo gestalten vielseitigen Abend

Einen Märchenabend, untermalt und umrahmt mit Cembalomusik, boten die Erzählerin Katharina Könen-Schäfer und Kantorin Carmen Jauch am Vorabend des Ewigkeitssonntags im Bruderraum des Alpirsbacher Klosters.

Von Gabriele Adrian

Alpirsbach. Der Titel "Der Tod im Märchen – ein Freund der Menschen" passte in die Jahreszeit. Den beiden Frauen gelang es schnell, das Düstere zu verdrängen und die Zuhörer in die Welt der Märchen einzuführen, in der Tod und Leben, Liebe und Leiden, Angst und Hoffnung ihren unverrückbaren Platz einnehmen.

Dass der Tod zum Leben gehört, gar das Tor zu einem neuen Leben öffnet, stellten die Musikerin und die Erzählerin in den Mittelpunkt des Abends. Nicht nur in der Bibel werden die Fragen nach dem Tod gestellt und beantwortet, auch in den Märchen spielen sie eine große Rolle. Viele Generationen wurden mit dem großen Erfahrungsschatz der Märchen durch ihr Leben begleitet, von ihren Ängsten befreit. Der Blick richtet sich tröstend auf die Wurzeln der Tradition. So mancher humorvolle Blick auf den Tod warnte aber auch davor, sich gegen die Gesetze des Lebens zu stellen, und lud ein, den Verstand für einen Augenblick zu vergessen und das eigene Herz sprechen zu lassen.

Carmen Jauch läutete den Abend mit "Malaguena" aus der Suite Espanola von Timothy Brown (geboren 1959) ein, einer volkstanzähnlichen Musik, fröhlich und keineswegs düster daherkommend. Nach der Begrüßung von Pfarrer Horst Schmelzle folgte ein Musikstück von Joseph-Nicolas-Pancrace Royer, geheimnisvoll, verträumt das Publikum auf das erste Märchen vorbereitend. Katharina Konen-Schäfer hatte das bekannte Grimmsche Märchen "Sterntaler" ausgewählt, das von einem armen Kind berichtet, das alles an bedürftige Menschen verschenkt – so lange, bis es selbst überhaupt nichts mehr besitzt und letzten Endes reich belohnt wird mit goldenen Talern. Völlig frei und mit großem erzählerischen Talent, mit ausdrucksstarker, dennoch zurückhaltender Gestik, in sich ruhend und ganz hingegeben in die Geschichte zog Katharina Könen-Schäfer ihr Publikum in ihren Bann, das mucksmäuschenstill und hoch konzentriert zuhörte. Dem "Sterntaler" folgten Volksmärchen verschiedener Länder wie "Die drei Moiren (Taufpatinnen)" aus Rumänien, "Frau Holles Apfelgarten" aus Litauen, "Die Skelettfrau", eine Erzählung der Inuit-Indianer, sowie "Der Tod und das Knäckebrot" aus Schweden. Von den Gebrüdern Grimm rezitierte die Märchenerzählerin zudem den "Gevatter Tod".

Wenn auch die Titel oft unheimlich und beängstigend anmuteten, so endeten die Märchen doch stets gut, und der Tod verlor an Schrecken.

Carmen Jauch beschrieb am Cembalo die unterschiedlichen Charaktere und den Geschichtenverlauf auf hohem musikalischem Niveau und äußerst sensibel, ließ auch immer wieder fröhliche Aspekte durchklingen und bereicherte den eindrucksvollen Abend mit virtuoser und gleichzeitig feinfühligen Beiträgen. Zu hören waren Werke von Timothy Brown, Jean-Philippe Rameau, Francois Couperin, Joseph-Nicolas-Pancrace Royer und anderen Komponisten. Das Duo hatte einen wahrhaft märchenhaften Abend gestaltet, der mit dankbarem Applaus endete.