Kreuzgangkonzert: Glanzvoller Saisonauftakt mit dem Ensemble Sax’n Strings
Einen besseren Auftakt für die neue Saison der Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte hätte man sich nicht denken können: Das Gastspiel von "Sax’n Strings" setzte gleich zu Beginn des Jubiläums – die Konzertreihe besteht seit 65 Jahren – einen ganz besonderen Glanzpunkt.
Alpirsbach. Ein Saxofonist und vier Streicher, eine in der Tat ungewohnte Kombination. Geht das überhaupt? Ja es geht, sogar wunderbar. Der laue Sommerabend in dem im Kerzenlicht schimmernden Kreuzgang bot ein musikalisches Wechselbad der Gefühle von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. In den kurzen Pausen zwischen den einzelnen Sätzen gewannen die schrillen Schwalben am Abendhimmel und die gurrenden Tauben in den Steinnischen des Klosters die Oberhand. So hörte die Musik nie auf. Das Saxofon ist ein wahrhaft meisterliches Instrument, wenn es denn auch meisterlich gespielt wird.
Daran gab es bei Guntram Bumiller keinen Zweifel. Sein Spiel: klar und vollmundig, rund – ob jazzig schnell oder gefühlvoll melodiös. Wenn einem solch guten Saxofonisten dann mit Georg Oyen (Violoncello), Stefan Schubert und Stefan Bülow (Violine) sowie Irene Lachner (Viola) ebenbürtige Streicher zur Seite stehen, dann bilden diese keine Begleitung, sondern ein wunderbares Miteinander auf Augenhöhe. Zu Recht gab es deshalb auch laute Bravorufe bei Karl Jenkins "Adiemus"-Variations für Streichquartett. Bei diesem Werk ging Guntram Bumiller in den Kapitelsaal und gab von dort mit dem Saxofon lediglich die Einstimmung, um dann seinen Kollegen die Bühne zu überlassen.
Von der Klassik bis zum Jazz
Ein Saxofon gehört üblicherweise nicht in ein Kammerorchester. Ganz selten erlebt man es in klassischem Rahmen. So war es schon ein Wagnis der fünf Musiker aus Heilbronn, das Verbindende zu suchen und eine Homogenität zwischen Streichquartett und solistischem Saxofon zu schaffen. Mit Mut zum Neuen, mit auf das Ensemble zugeschnitten Originalkompositionen, aber auch mit neuen Bearbeitungen von Werken ganz unterschiedlicher Stilrichtungen gelang ein wunderbares Konzert. Das Saxofon ist eines der variantenreichsten Instrumente überhaupt. Bumiller hatte drei davon mitgebracht: Ein Sopransaxofon, ein Altsaxofon ("darauf spiele ich am liebsten") und ein Tenorsaxofon. Im Wechsel, manchmal auch in einem Musikstück, wurde deutlich, wie unterschiedlich ein Saxofon klingen kann und wie vielfältig es einsetzbar ist.
So erlebten die Konzertbesucher nicht nur einen schönen musikalischen Abend mit Werken von der Klassik bis zum Jazz von Komponisten wie Friedrich Gulda, Nikolai Kapustin, Benedikt Brydern, Samuel Barber, Johann Sebastian Bach und Russell Peterson, sondern lernten auch die Melodie des Saxofons kennen, das Geschichten zu erzählen weiß und sich dabei immer, ob traurig oder lustig, melancholisch oder verträumt, in die Herzen seiner Zuhörer spielt.