Bis im Sommer nächsten Jahres soll das alte Krankenhaus in Alpirsbach an der Ecke Torgasse/Bundesstraße 294 zu einer Begegnungsstätte der türkisch-islamischen Gemeinde umgebaut sein. Foto: Wiegert

Türkischer Kulturverein will altes Krankenhaus zu Begegnungsstätte umbauen.

Alpirsbach -Der Notartermin steht noch bevor, sonst aber ist der Verkauf des alten Alpirsbacher Krankenhauses an die türkisch-islamische Gemeinde der Klosterstadt in trockenen Tüchern. Sie will in dem Gebäude in der Torgasse eine Begegnungsstätte mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten einrichten.

Bis zum Sommer nächsten Jahres sollen die Sanierung und der Umbau des Gebäudes fertig sein, sagte der Vorsitzende des türkischen Kulturvereins, Metin Cin, gestern bei der Vorstellung des Projekts im Alpirsbacher Rathaus. Das äußere Erscheinungsbild des Hauses – der Anbau stammt aus den späten 70er-Jahren, der alte Teil mit Schindeln wurde Ende des 19. Jahrhundert erbaut – soll erhalten werden.

Das Landesdenkmalamt hat das Haus laut Bürgermeister Reiner Ullrich zwar nicht als Kulturdenkmal klassifiziert, aber als "erhaltenswert für die Umgebung". Die türkisch-islamische Gemeinde verpflichet sich im Kaufvertrag unter anderem dazu, die Gebäudeseiten zur Freudenstädter Straße und zur Torgasse hin im Ober- und Dachgeschoss mit Holz zu verschalen, die Fenster zu teilen und das Farbkonzept mit dem Denkmalamt und der Stadtverwaltung abzustimmen. Der Verein sichert auch zu, dass auf dem Grundstück keine Moschee und vor allem kein Minarett erbaut wird.

Im Haus will die türkisch-islamische Gemeinde einige Wände herausreißen und somit größere Räume schaffen. Die meisten Arbeiten an dem Haus, das der Kulturverein für 50 000 Euro erwirbt, wollen die Mitglieder selbst vornehmen. Im Erdgeschoss sind Aktivitäten für Jugendliche geplant. Dabei ist eine ganztägige Öffnung vorgesehen.

"Das Haus ist für alle offen"

Im ersten Stock sollen Räume für eine Jugendgruppe und ein Teehaus eingerichtet werden. Auch zwei Gebetsräume, einer für Frauen und einer für Männer, sind geplant. Dabei räumt Cin gleich mit einem Vorurteil auf: "Ein Gebetsraum ist noch keine Moschee." Zu Letzterer gehöre eine Kuppel und ein Minarett. Auch wenn Muslime in dem Haus ihre Religion ausüben: Die türkisch-islamische Gemeinde baue das alte Krankenhaus nicht zu einer Moschee um, sondern zu einer kulturellen Begegnungsstätte. Cin: "Das Haus ist für alle offen." Im zweiten Stock ist eine Wohnung für einen ausgebildeten türkischen Lehrer vorgesehen. Der Pädagoge erteilt in der Begegnungsstätte nicht nur, aber auch religiösen Unterricht.

Schon viele Jahre leben türkische Familien in Alpirsbach, sagt Cin. Er hält es für längst überfällig, dass es solch eine Begegnungsstätte gibt. "Wir sind ein Stück von Deutschland", betont Cin, und der Kulturverein strebe denn auch kein Gegen-, sondern ein Miteinander der Bürger verschiedener Herkunft an. 123 Bürger türkischer Herkunft leben in Alpirsbach, ergänzt Bürgermeister Ullrich.

Die Offenheit der türkisch- islamischen Gemeinde spiegelt sich laut ihrem Vorsitzenden auch in ihrer Zusammensetzung. So habe der Alpirsabcher Verein neben 88 türkischen auch 16 türkische Mitglieder mit deutscher Staatsangehörigkeit, zudem zwei deutsche und drei griechische sowie ein italienisches und ein tunesisches Mitglied.

Neben religiösen Aktivitäten wie Korankurse und Predigten sollen in der Begegnungsstätte auch nationale türkische Feiertage gefeiert werden, auch ein deutsch-türkischer Festtag und verschiedene weitere Feiern sind geplant. Zudem werden Bildungs- und Gesundheitsseminare für Familien und ein Frauentreff angeboten. Für Kinder gibt es Kurse zur Unterstützung in verschiedenen Schulfächern – von Deutsch bis Mathematik. Die Angebote für Jugendliche reichen von Billard und Tischkicker über religiöse Predigten und Ausflüge bis zu sportlichen Aktivitäten. Spezielle Termine gibt es auch für Frauen, seien es sportliche Aktivitäten, Sprach-, Computer- oder Handarbeitskurse. Fest steht bereits, so kündigte Metin Cin an, dass es zur Eröffnung im nächsten Jahr ein großes Fest geben wird – über nationale und religiöse Zugehörigkeiten hinweg.