Bei der Mitgliederversammlung der Volksbank Kinzigtal eG (von links): Nicolai Vollmer, Referent Babak Rafati, Oliver Broghammer und Martin Heinzmann Foto: Hering Foto: Schwarzwälder-Bote

Mitgliederversammlung: Betreutes Kundenvolumen von über 1,2 Milliarden Euro / Babak Rafati als Referent

Bei der Mitgliederversammlung der Volksbank Kinzigtal eG hielt der frühere Bundesligaschiedsrichter Babak Rafati einen bewegenden Vortrag über seinen Weg aus der Depression.

Von Werner Hering

Alpirsbach. Vorstandssprecher Martin Heinzelmann begrüßte rund 440 Mitglieder bei der Versammlung im Alpirsbacher Haus des Gastes. Er stellte auch den neuen Volksbank Kalender 2016 unter dem Motto "Naturschätze unserer Region" vor.

Abwechselnd mit dem Vorstand Oliver Broghammer gab Heinzelmann Informationen über die Volksbank Kinzigtal. Derzeit hat die Bank 18 524 Mitglieder, wobei im Geschäftsgebiet 47 000 Einwohner leben. Positiv entwickelt habe sich das Kunden-Kreditvolumen, das auf 421 Millionen Euro gestiegen sei, und das betreute Kundenvolumen, das bei 1,226 Milliarden Euro liege. Ein Neukreditvolumen von 60 Millionen Euro sei ausgezahlt worden. Die Online-Banking-Quote liege bei 60 Prozent.

Derzeit gebe es mit der Volksbank Triberg eine enge Zusammenarbeit. Es werde geprüft, wie eine weitere Kooperation aussehen könne. Derzeit hat die Bank nach Angaben des Vorstands 176 Mitarbeiter mit einem Durchschnittsalter von 38,9, Jahren und einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 16,6 Jahren. Auch ihre gesellschaftliche Verantwortung nehme die Volksbank wahr. Durch Spenden habe sie DRK-Ortsverbände, Sozialstationen, Sportvereine, Kindergärten, Musikvereine und Schwarzwaldvereins-Ortsgruppen unterstützt.

Nicolai Vollmer, Bereichsleiter für Vertrieb, Marketing und Digitalisierung, ging auf die Entwicklung der Digitalisierung ein. "Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert", meinte er. Dies wirke sich auch auf die Bankgeschäfte aus.

Der Hauptreferent des Abends, Babak Rafati, wurde 1970 in Hannover geboren absolvierte eine Lehre als Bankkaufmann und war ab 1997 DFB-Schiedsrichter. Ein Novum, denn er war damals der erste Schiedsrichter mit Migrationshintergrund. Zwischen 2008 und 2011 war Rafati auch international als FIFA-Schiedsrichter tätig. Er pfiff 84 Bundesliga- und 102 Zweitligaspiele. Rafati schilderte die Belastung bei einem Spiel. Ein Schiedsrichter absolviere eine Laufleistung von 13 Kilometern und müsse in Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Zu bedenken seien auch die Folgen von Fehlentscheidungen und die Rolle der Medien.

Vor Rafatis geplanten 85. Bundesligaspiel im November 2011 unternahm er einen Suizidversuch, der weltweit in die öffentliche Wahrnehmung trat. Der Referent ging auf die Hintergründe und auslösenden Faktoren ein, die aus seiner Sicht zu dieser Tat führten. Rafati nannte dabei Leistungsdruck, systematisches Mobbing, aber auch eine ichbezogene Wahrnehmung. Vor allem die Schilderung der Geschehnisse in der Nacht vor dem Fußballspiel, die mit dem Suizid-Versuch endeten, zeigte, wie ihn diese Ereignisse noch aufwühlen.

Kurze Video-Sequenzen mit Ausschnitten und Aussagen von Verantwortlichen unmittelbar danach zeigten die damalige Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Der Weg aus der Depression führte Rafati zunächst über Selbstreflexion und die Erkenntnis, dass er alleine verantwortlich war für die Geschehnisse in dieser Nacht. Der Referent schilderte auch, wie die Strategien gegen Depression oder Burnout aussehen. Dazu gehörten gesunde Reaktionen auf ungesunde Umstände, Selbstbestimmung, also nicht nur zu bedenken, was andere denken, die Familie als wichtige Stütze, die Versöhnung mit sich selbst und psychische Widerstandsfähigkeit sowie eigene Schwächen und Grenzen zu erkennen und anzunehmen. Aber auch loszulassen und gestörte Beziehungen aufzugeben.

Im Gespräch mit unserer Zeitung bei der Signierung seines Buchs "Ich pfeife auf den Tod" sagte Rafati, dass er viel positive Resonanz erfahren habe. Rafati ist nicht mehr als Schiedsrichter bei Ligaspielen aktiv. Über eine Agentur wird er noch für Abschiedsspiele von bekannten Spielern verpflichtet.