Zum Abschluss präsentierten Monika Kimmerle und Janet Alpers (von rechts) selbst gezogene Kräuter in liebevoll dekoriertem Ambiente. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Sonderführung: Mit Janet Alpers auf den Spuren der Heilkunde im mittelalterlichen Kloster

Von Georg Steffens

Auch ein altehrwürdiges Kloster lebt von neuen Ideen. So bot die langjährige Klosterführerin Janet Alpers erstmals ein Programm unter dem Titel "Kräuter und Elixiere – Heilkunde im mittelalterlichen Kloster" an.

Alpirsbach. Die Sonderführung im Alpirsbacher Kloster begann mit einer Stippvisite im zweiten Stock des Klostermuseums, wo gläserne Kräuterheilkunde-Utensilien zu sehen waren.

"Der Mensch hat sich noch nie damit begnügt, wie es ist, sondern stets gefragt, warum", gab Alpers ihren zehn Besuchern mit auf den Weg und kombinierte in den folgenden anderthalb Stunden mit treffsicherem norddeutschen Humor exemplarisch ausgewählte Kuriositäten und Sehenswürdigkeiten vom Kloster mit heilkundlichen Wissen.

So zeigte sie nicht nur das Brunnenhaus, in dem die Mönche ihre Füße, aber auch Gemüse gewaschen haben, sondern öffnete auch das sonst nicht zugängliche Branntweinstüble der Mönche, das heute Festutensilien der Kirchengemeinde beherbergt.

Den vier Elementen Jahreszeiten zugeordnet

Keltische Symbole am Gebäude, die angeblich vor Blitz, Hagel und Sturm schützen sollten, zeigte Janet Alpers ebenfalls. Heute sage man: Aberglauben – aber das Kloster sei über all die Jahre und zwei Weltkriege immerhin nie zerstört worden.

Im Kapitelsaal durfte die Gruppe erst mal Platz nehmen und erfuhr, dass der Auftrag zu heilen von Jesus, dem "Heiland" selber, komme. Im fünften Jahrhundert habe man dann alles Lebende in vier Elemente eingeteilt: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Den Elementen habe man Jahreszeiten, Körperflüssigkeiten und Charaktereigenschaften zugeordnet – bis heute tun dies manche Heilpraktiker. In die gleichen Kategorien seien dann Kräuter eingeteilt worden, die den entsprechenden Eigenschaften entgegenwirken sollten: Janet Alpers: "Wenn sie einem Phlegmatiker Baldrian geben, können Sie sich vorstellen, dass der Motor nicht losgeht. Aber nehmen Sie Ingwer für einen Choleriker und noch einen Kaffee dazu und schicken Sie ihn in die Sauna, dann wird der Mensch wohl überkochen."

Kräuterquark und Rosenschnaps

Zu fragen sei aber auch, was denn gesund sei. Die mittelalterlichen Heiler jedenfalls hätten allerlei Ansichten gehabt, wie die Säfte ins Gleichgewicht zu bringen seien – notfalls durch Aderlass, Schwitzen und Erbrechen.

Ein Platzregenschauer begleitete die Gruppe auf dem Weg in die katholische Klosterkirche, die ehemals der Speisesaal war. Dort erzählte Janet Alpers von teils kuriosen Kräuterbüchern und Rezepten etwa der Hildegard von Bingen oder des Benedikt von Nursia, nach dem die Kirche benannt ist. Auch dünnes Bier mit Tollkirsche war im Mittelalter bekannt: "Wenn man davon zu viel nahm, stand nicht jeder wieder auf. Deshalb gibt es das Reinheitsgebot."

Nach Klosterkirche und Schlafsaal ging es in die gegenüberliegende Oberamtei, wo Monika Kimmerle liebevoll den Tisch gedeckt hatte. Dort stellten beide Referentinnen noch Kräuter von Borretsch über Spitzwegerich und Weinraute bis zum Zinnkraut vor und verkosteten mit den Besuchern selbst gemachten Kräuterquark und Rosenschnaps.