Reformationsjubiläum: Musikalisch-literarische Soiree interpretiert Geschichte in Zeit nach Thesenanschlag

Alpirsbach. Mit Hingabe und Konzentration waren die 14 Akteure bei der Sache bei der musikalisch-literarischen Soiree in der Alpirsbacher Klosterkirche. Die eindrucksvolle Veranstaltung hätte mehr Besucher verdient.

Aus Anlass des ausgehenden Reformationsjahrs und der zurzeit in Alpirsbach stattfindenden Landesausstellung "Freiheit – Wahrheit – Evangelium" wurde ein Singspiel aufgeführt, in dem die Geschichte in der Zeit nach dem Thesenanschlag von Martin Luther intensiv und zu Herzen gehend interpretiert wurde.

In Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart wurde unter der Leitung von Peter Rückert vom Landesarchiv Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Schlössern und Gärten des Landes der dramatischen anfänglichen Phase der Reformationsgeschichte während der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts gedacht. In seiner Einführung zum Thema beleuchtete Rückert kurz die geschichtlichen Ereignisse um die neue Glaubenslehre von Martin Luther. Württemberg war neben Sachsen und Hessen eines der ersten Herzogtümer in Deutschland, das unter Herzog Ulrich die Reformation einführte, war zu hören. Und genau in dieser Zeit spielte die Geschichte.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen um geistige und soziale Freiheit und die Bildung eines "evangelischen Staates" wurden von den Schauspielern und Sängern eindrucksvoll dargestellt und hervorragend in höchst unterschiedlichen Begebenheiten in der damaligen mittelalterlichen Sprache vorgetragen und gesungen.

Nicht nur die überzeugten Lutheraner kamen zu Wort, auch der tobende Bauernkrieg oder die Spottverse der höhnischen Nonnen spielten eine Rolle. Lieder und Weisen in Liturgie und Musik der damaligen Zeit, zunächst mündlich überliefert und erst später in Notenform niedergeschrieben, ließen eine Zeit des Aufbruchs und der Unterdrückung Revue passieren.

Spannende Geschichte

Neben den Schauspielern beziehungsweise Sprechern Elias Hartung, Julia Reuter, Magnus Rook, Ramon Schmid, Jonathan Springer, Frederike Wiechmann und Dorothea Wolfsberger, die die wahrlich schwierigen Texte scheinbar mühelos referierten, spielte das Blockflötenquartett des Studios Alte Musik der Universität unter Leitung von Hans-Joachim Fuss zusammen mit Carolin Daub, Maik Hanschmann und Cassio Caponi auf historischen Instrumenten, einer Sopran-, einer Alt-, einer Tenor- und einer eindrucksvollen barocken Bassflöte, die spannende Geschichte in drei Aufzügen.

Tenor Roger Gehring führte mit wandlungsfähiger Stimme quasi in einem Sprechgesang durch das Geschehen, historische Trommeln, gespielt von Jessica und Vanessa Porter, läuteten schwungvoll die verschiedenen Passagen ein.

Sowohl die Akustik der Klosterkirche als auch deren historische Vergangenheit während der Reformationszeit waren Themen der Veranstaltung, ebenso die Geschichte des jungen Mönchs und Reformators Ambrosius Blarer, der im Kloster Alpirsbach gelebt hatte und aus dessen Brief an den Herzog zitiert wurde. Hingebungsvoll und voller Elan wurde das Spiel geboten. Mit dankbarem Applaus belohnte das Publikum die Akteure, die wahrlich hohe Anerkennung verdient hatten.