Einheitliche Leitung der Alpirsbacher Schulen soll erst im zweiten Schritt angestrebt werden

Von Claus Wiegert

Alpirsbach. "Wir machen zwei Schritte vor und drei zurück", stöhnte Bürgermeister Reiner Ullrich. Einen Schritt geht es bei der Schulentwicklung in Alpirsbach aber doch weiter: Nach einem mehrheitlich gefassten Beschluss des Gemeinderats wird ein Schulverband von Alpirsbach, Schiltach und Schenkenzell angestrebt.

Den Stadträten der SPD/Frauenliste Alpirsbach ging das bei der jüngsten Sitzung nicht weit genug: Sie forderten, wie Fraktionsvorsitzender Thomas Römpp sagte, einen Schulverbund. Er würde nicht nur die gemeinsame Trägerschaft der drei Kommunen bedeuten, sondern auch eine einheitliche Leitung der drei Alpirsbacher Schulen nach sich ziehen. Und das, ärgerte sich Römpp, stand ja ursprünglich auch in dem Antrag der FWV/CDU-Fraktion über die Schulentwicklung, sollte aber plötzlich nicht mehr gelten. Nun nur den Schulverband anzustreben, bedeute, dass alles bleibt wie es ist, meinte Römpp, und man nur schauen wolle, wie man Schiltach und Schenkenzell "ein bisschen abkassieren" könne. Die SPD-Stadträte stimmten letztlich denn auch gegen den geänderten Beschlussvorschlag. UBL-Stadtrat Gerhard Engel unterstützte die Position der SPD: "Wir hatten einen klar formulierten Beschlussvorschlag." Er kritisierte, "dass Stadträte ihre Kompetenzen überschreiten und Dinge tun, die Sache der Verwaltung sind". Auch Bürgermeister Reiner Ullrich favorisierte den engen Schulerbund, in dem die drei Schulen nur noch "erkennbare Abteilungen" wären, stimmte aber letztlich dem von der FWV/CDU-Fraktion beantragten Schulverband zu.

Den Schwenk vom "u" zum "a" begründete FWV/CDU-Stadtrat Hans-Dieter Rehm mit einem Irrtum: Seine Fraktion habe den inhaltlichen Unterschied nicht gekannt. Letzteren hatte Rehms Fraktionskollege Reinhold Bronner herausgefunden, der sich intensiv in das Thema eingearbeitet und das Schulgesetz gewälzt hatte. Nach dem neuen Beschluss des Gemeinderats soll eine einheitliche Schulleitung der Alpirsbacher Schule erst im zweiten Schritt angestrebt werden. Denn das ist ein heikler Punkt, und bevor gar nichts passiert, wollte der Gemeinderat schon mal ein eindeutiges Signal in Richtung Schenkenzell und Schiltach senden. Rehm war zudem der Meinung, dass die einheitliche Schulleitung auch auf Grundlage der bereits bestehenden Kooperationsvereinbarung zwischen dem Schulverbund Werkrealschule/Realschule und dem Progymnasium erreicht werden könne. Allein, so war man sich einig, kann Alpirsbach seine drei Schularten wegen sinkender Schülerzahlen auf Dauer nicht halten. So habe die Werkrealschule Oberes Kinzigtal die für die 5. Klasse erforderliche Schülerzahl von 16 gerade noch erreicht, teilte Ullrich mit, das Progymnasium mit elf Kindern dagegen schon nicht mehr.

Da Schiltach und Schenkenzell in einem Schulverband wohl nur mitmachen, wenn es eine Außenstelle in Schiltach gibt, sollen die Klassen 5 und 6, die Orientierungsstufe, nach Schularten gegliedert in Schiltach unterrichtet werden und die Klassen 7 bis 10 im Bildungszentrum Alpirsbach. Bisher hat das Kultusministerium nur eine Außenstelle für die Werkrealschule genehmigt. Zudem soll das Progymnasium nach dem Votum des Gemeinderats wieder auf eine sechsjährige Schulzeit erweitert werden, damit die Schüler mit der Mittleren Reife abgehen können.

Stadtrat Horst Schmelzle ("Zukunft für Alpirsbach", ZfA) betrachtete den Schulverband als "das, was wir wollen", und plädierte dafür, nicht noch einmal die ganze Diskussion aufzurollen, was aber dennoch geschah. "Wir drehen uns schon wieder im Kreis", stellte FWV/CDU-Stadtrat Holger Korneffel bei der Sitzung fest, in der Ullrich so manches mal mit dem Bimmeln seines Glöckchens für eine geordnete Rednerfolge sorgen musste. Korneffel forderte: "Wir müssen was tun." Die einheitliche Schulleitung sollte zwar sein, sei aber jetzt nicht zwingend notwendig.

Nun haben der Leiter des Progymnasiums, Herbert Ade, sowie der Rektor der Werkrealschule und Realschule, Joachim Hack, und Konrektor Thomas Heilmann den von ihnen geforderten "eindeutigen Beschluss" des Gemeinderats. Ob er aber auch umgesetzt werden kann, ist in manchen Punkten fraglich. So bekam Hack vom Schulamt in Rastatt die Auskunft, dass eine Außenstelle der Realschule in Schiltach "nicht genehmigungsfähig" sei.

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