Auch Autor Bernd Leix hinterlässt mit schnörkelloser Geschichte Spuren in einem neuen Kurzkrimi-Band

Von Gerhard Keck

Alpirsbach. Nach den gefühlvoll-heiteren Feiertagen hat der schnöde Alltag wieder das Regiment übernommen. Abgründe tun sich auf: Niedertracht und Mordgelüste – jedenfalls auf literarischem Gebiet, genauer auf dem Sektor der Kriminalromane.

Eben ist der dritte Band der Reihe Kurzkrimis aus dem Verlag Oertel+Spörer erschienen, wiederum herausgegeben von Veit Müller. Er trägt den Titel "Die 13 Gebote". Grundlage ist der Dekalog aus dem Buch Exodus des Alten Testaments, eigenwillig erweitert um die Gebote "Du sollst keine Steuern hinterziehen", "Du sollst nicht deiner Gesundheit schaden" und "Du sollst dich nicht erwischen lassen".

Dahinter stecken nicht bloße Appelle an Vernunft, Verantwortungsgefühl und gemeinschaftsförderndes Verhalten. Vielmehr malen die Autoren die Folgen von Zuwiderhandlung bildmächtig aus. Vielfach wird exzessiv gemordet, intrigiert, betrogen und getäuscht. Es verwundert, zu welchen Manövern die Fantasie fähig ist. So mancher Titel wie "Heiliger Zorn", "Fahr zur Hölle" oder "Bis zum letzten Biss" zeigt an, wohin die Reise geht.

Die 13 Autoren, darunter sechs weibliche, stammen aus der Region um Stuttgart, Reutlingen, Tübingen und aus dem Schwarzwald. Allesamt sind sie durch zahlreiche Veröffentlichungen mit dem kriminellen Milieu vertraut und gehören dem "Syndikat", der größten Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, an. Bernd Leix aus Alpirsbach, im Hauptberuf Revierförster, setzt mit seiner Geschichte "Blut geleckt" den Schlusspunkt unter die Sammlung.

"Du sollst dich nicht erwischen lassen" lautet sein Gebot, und der Verlauf der Handlung verweist auf dessen Doppelbödigkeit. Ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt entdeckt nach einem gesundheitlichen Knockout mit anschließender rasanter Talfahrt seiner Karriere Leidenschaft zur Jagd. Zunächst versucht er noch, sich im legalen Rahmen zu bewegen, aber das Fieber ergreift ihn mehr und mehr. Seine Passion lässt ihn alle Regeln vergessen.

Ausgerechnet an Heiligabend, punkt zwölf Uhr mittags, tritt eine dramatische Wende ein. Im Vergleich zu manch anderer haarsträubender Story in der Anthologie ist Leix‘ Geschichte nicht getragen von blutrünstiger Auseinandersetzung zwischen Personen. Sie zeichnet das Charakterbild eines Menschen, dem das Schicksal den Boden unter den Füßen weggezogen hat und weist realistische Züge auf. Sowohl inhaltlich als auch terminologisch demonstriert der Autor fundierte Fachkenntnis. Der schnörkellose Stil treibt die Handlung voran und bietet Spannung. Das Lesepublikum bemerkt: Hier verliert sich keiner in poetischen Höhenflügen. Stattdessen bewegt er sich auch in der Belletristik im Bereich des Wahrscheinlichen.

Das Buch: Veit Müller (Hg.): Die 13 Gebote. Kurzkrimis. Verlag Oertel + Spörer Reutlingen 2015. 227 Seiten kartoniert. Euro 12,95.