Fußälle und sein Fahrrad halten die Erinnerung an den verunglückten Sohn und Bruder wach. Foto: privat

Nach Tod von Zehnjährigem: Ehrenamtliche Helfer haben "Glück in neuem Zuhause"-Projekt beendet.

Alpirsbach-Peterzell - Der Unfalltod des Sohnes reißt eine Familie aus ihrem Alltag - doch der Ort steht zusammen. Freiwillige packen an und machen den Neuanfang möglich. Aus Fremden werden Freunde. 

Es ist der Nachmittag des 10. Mai 2017, der das Leben einer Familie in Peterzell für immer verändert. Der Tag, an dem der zehnjährige Sohn von Andrea Caggiano und seiner Frau Miriam Gaspari nicht mehr vom Fußballtraining der SG Busenweiler-Römlinsdorf nach Hause kommt. Der Junge wird beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst, stirbt wenige Tage darauf an seinen schweren Verletzungen.

Die aus Italien stammende Familie steht vor einem Scherbenhaufen. Zu Schock und Trauer gesellt sich ein weiteres Problem: Erst vor Kurzem hatten sie ein älteres Haus gekauft, mit der Sanierung begonnen. Nun geht nichts mehr auf der Baustelle. Die Kraft fehlt.

Doch in dieser Situation wächst der Ort zusammen - und Menschen wie Frank Oehler und Melanie Schwald über sich hinaus. Der versierte Handwerker trommelt Freiwillige zusammen, koordiniert die Arbeiten im und am Haus. Schwald, eine Nachbarin der Familie, nimmt Anrufe entgegen und erledigt das Schriftliche. Wenige Wochen nach dem Tod des Jungen herrscht auf der Baustelle wieder geschäftiges Treiben. Zwei Elektriker sind an Bord, ebenso ein Schreiner und zwei erprobte Heimwerker. Der Großvater des Jungen packt mit an und auch Frank Oehler ist fast täglich im Einsatz.

Zweieinhalb Monate später ist es soweit: Die Familie kann einziehen. An die 400 Arbeitsstunden sind in das Projekt geflossen, das der 48-Jährige "Glück im neuen Zuhause" getauft hat. "Das war eine Kernsanierung", sagt er. Die Elektrik sei komplett erneuert, neue Fußböden seien verlegt und Wände frisch verputzt worden. Viel Arbeit für die freiwilligen Helfer. "Aber eine klasse Erfahrung", betont Oehler. "Dass es in heutiger Zeit noch Leute gibt, die helfen ohne die Hand aufzuhalten, das hätte ich so nicht erwartet." Auch die Stadt Alpirsbach, erzählt er, habe der Familie zur Seite gestanden. Sie steuerte einen neuen Wasseranschluss bei. Oehler will nun vor allen Dingen eines: Danke sagen an alle, die mit angepackt haben. Auch im Namen der Familie, die soviel Hilfsbereitschaft noch immer kaum fassen kann.

Ganz abgeschlossen ist das private "Glück im neuen Zuhause"-Projekt übrigens noch nicht. Oehler will noch den Balkon sanieren. "Möglichst noch vor dem Winter", sagt er. Im Garten ist er schon einen Schritt weiter. Dort steht nun der Kirschbaum, den sich der Junge vor seinem Tod gewünscht hatte. Daneben hat Oehler einen zweiten Baum gepflanzt. Für die Tochter der Familie. "Isabella sollte ihren eigenen Baum bekommen. Sie hat sich sehr gefreut", sagt Oheler. Die Bäume stehen dicht aneinander. "Die Wurzeln sollen ineinanderwachsen. Damit die Bäume der Geschwister verbunden sind."