Frank Oheler packt im künftigen Wohnzimmer der Familie an. Foto: Oehler

Wenige Wochen nach tragischem Tod eines Zehnjährigen packen Freiwillige auf Baustelle der Familie an.

Alpirsbach-Peterzell - Ein Ort rückt zusammen. Wenige Wochen nach dem tragischen Unfalltod eines Zehnjährigen läuft in Peterzell eine außergewöhnliche Hilfsaktion für die Familie des Jungen.

Der begeisterte Fußballspieler war am Peterzeller Sportplatz von einem Auto erfasst worden und starb wenige Tage darauf an seinen schweren Verletzungen.

Seitdem sorgen rund sieben Helfer dafür, dass es auf der Baustelle der Familie weitergeht. Erst vor Kurzem hatten die Italiener im Ort ein älteres Haus gekauft und mit der Sanierung begonnen. Dort packen die Freiwilligen jetzt nach Feierabend an: Mit im Boot sind unter anderem Trockenbauer, Elektriker und der Opa des Jungen. Was dieser mit seinen 77 Jahren so alles wegschafft, das beeindruckt auch Frank Oehler. Der 48-Jährige hat das Projekt initiiert, über eine Anzeige im Alpirsbacher Amtsblatt nach Freiwilligen gesucht. Und ist von der Resonanz überrascht: "Mit so vielen Angeboten hätte ich nicht gerechnet."

"Dass es so was noch gibt", meint auch Melanie Schwald, sei "einfach toll". Schwald (36)  lebt Tür an Tür mit der Familie des verunglückten Jungen. Bei ihr laufen organisatorisch die Dinge zusammen. Schwald bezeichnet sich selbst als "Mädchen für alles", spricht nach eigener Einschätzung "einigermaßen Italienisch" und  übersetzt für die Familie, auch bei vielen Formalitäten. Die Familie kam vor knapp zwei Jahren nach Deutschland, es gebe noch Sprachbarrieren, berichtet die Nachbarin.

Dafür hat der Unfalltod des Zehnjährigen andere Distanzen überbrückt. Die Nachricht, dass der lebensfrohe Junge sich schon früh Gedanken zum Thema Organspende gemacht hatte und sein Tod auf diese Weise fünf anderen Kindern  half, zog weite Kreise. »Die Solidarität  im Ort ist da«, sagt Schwald. Im Dorf kenne ohnehin jeder jeden. Die Familie sei rasch integriert gewesen in die Dorfgemeinschaft, gerade auch über die SG Busenweiler-Römlinsdorf, wo der Junge kickte.

Hilfsangebote auch von außerhalb

Aber Hilfe kommt auch von  außerhalb. Mittlerweile haben sich zwei dringend benötigte Elektriker gemeldet.  Einer stammt aus Fluorn-Winzeln, der andere aus Dietingen, ebenfalls im Landkreis Rottweil. Wie Schwald berichtet, packen auch in Fliesenleger  aus Römlinsdorf und ein Zimmermann aus Reutin mit an. Dazu kommen Trockenbauer und  einige "Allrounder", die einfach handwerklich geschickt sind. Derzeit fehlen noch ein Gipser, ein Maler und ein  Parkettleger.

Doch nicht nur verschiedene Handwerker boten ihre Hilfe an. Ein Bauherr - dessen Projekt abgeschlossen ist - spendete übrig gebliebene Elektroleitungen, Gasthäuser meldeten sich und luden die fleißigen Helfer auf ein Vesper ein. Und für den Großputz nach Abschluss der Bauarbeiten steht auch schon ein Trupp Freiwilliger bereit. Auch die Stadt Alpirsbach ist mit von der Partie: Sie sorgt für den neuen Trinkwasseranschluss.

"Wir liegen gut im Zeitrahmen", sagt Oheler. Ein paar Fenster fehlten noch, die Stromleitungen müssten noch verlegt und anschließend die Wände verputzt werden. Mitte Juli steht der Umzug an. Bis dahin, ist der Polier im Hochbau zuversichtlich, sei das Haus fertig. "Wir haben in den vergangenen zwei Wochen viel geschafft." Nicht nur auf der Baustelle, auch auf menschlicher Ebene: aus völlig Fremden wurden Freunde.

Von der Baustellen-Notlage erfuhr der ursprünglich aus Lauterbach-Sulzbach stammende Oheler über seine Ehefrau. Magdalena Oheler ist beim DRK, schaute nach dem Unglück bei der Familie vorbei und bot ihr Beistand an. Dabei kam das Gespräch auf einen Kirschbaum. Den habe sich der Zehnjährige sehr gewünscht, erzählt Oehler. Nun wollte die Familie im Garten des neuen Hauses unbedingt einen pflanzen. Magdalena Oehler erzählte das ihrem Mann, der auch einige Jahre als Landschaftsgärtner gearbeitet hatte. Frank Oehler besuchte die Familie, sah, was es auf der Baustelle alles zu tun gab und startete rasch entschlossen seinen Aufruf.

"Die Familie hat jetzt einfach anderes im Kopf", meint er bescheiden. "Das das Haus fertig wird, ist uns allen eine Herzensangelegenheit." Ebenso wie der Kirschbaum. Der, verspricht Oheler, werde im Herbst gepflanzt.