Verwaltungsteam fühlt sich respektlos behandelt / Leitende Mitarbeiterin geht

Von Werner Hering

Alpirsbach. Im Gemeinderat Alpirsbach flogen bei der jüngsten Sitzung verbal die Fetzen: Der Personalvorsitzende der Verwaltung nutzte die Beratung für eine Abrechnung mit dem Gremium.

Es war der Abschluss des sonst eher harmlosen Tagesordnungspunkts "Bekanntgaben", als Bürgermeister Reiner Ullrich dem Personalvorsitzenden Mathias John das Wort gab. Dieser nutzte die Möglichkeit und gab auf Wunsch der Amtsleiter und Mitarbeiter der Verwaltung eine Erklärung ab: "Ich will klarstellen, dass dieses Statement bewusst nicht das Vertrauensverhältnis zwischen Bürgermeister und Beschäftigten beschreibt. Adressat ist hier und heute der Gemeinderat", so John.

Alpirsbach gehe es schlecht und auch den Mitarbeitern der Stadt gehe es schlecht, versicherte er den Räten. "Wir fühlen uns alleine gelassen, es fehlt uns die notwendige Rückendeckung und es gibt keine Gemeinsamkeiten mehr", klagte der Personalvorsitzende. "Auf unserem Rücken wird ein Krieg ausgetragen, der nicht unserer ist", beschwerte sich John. Die Unzufriedenheit der Verwaltungsmitarbeiter sei groß, "weil wir seit zwei Jahren in Frage gestellt werden, weil unsere Leistungen keine Anerkennung mehr erfahren und uns das Vertrauen entzogen wurde. Weil wir respektlos behandelt werden und nach dieser Zeit des Kampfes erschöpft sind und die ersten Kollegen ihre persönlichen Konsequenzen ziehen." Dazu zitierte John aus dem Brief einer leitenden Mitarbeiterin, die ausscheidet. In diesem beklagt sie, dass die Mitarbeiter in Gemeinderatsitzungen den Eindruck gewonnen hätten, sie seien unnützer Ballast. Durch endlose Diskussionen und Streitereien komme die Stadt nicht voran, so die Mitarbeiterin weiter, da Projekte zerredet statt Entscheidungen getroffen würden.

Matthias John appellierte daher an den Gemeinderat: "Sie treffen zusammen mit der Verwaltung Entscheidungen für die Zukunft der Gemeinde und haben dabei unsere Unterstützung, unseren Willen und unsere Arbeitskraft. Wenn sie uns dabei den Rücken stärken, wenn sie uns anerkennen, uns respektvoll begegnen, unseren Einsatz zu würdigen wissen und es ehrlich mit uns meinen, ist auch eine gute Zusammenarbeit möglich."

Schon unmittelbar nach Beginn dieses Statements musste der Bürgermeister mehrfach Stadtrat Rheinhold Bronner energisch zur Ordnung rufen, da er den Gemeinderat als falschen Adressaten sah und lautstark protestierte. Die vorgetragenen Vorwürfe gegen den Gemeinderat seien in keinem Punkt zutreffend und auch nicht gerechtfertigt, so Bronner. Ullrich nahm den Personalvorsitzenden in Schutz: "Herr John schildert nur, wie die Personaldiskussionen und Äußerungen im Gemeinderat bei den Beschäftigten ankommen und welche Emotionen sie wecken", so der Bürgermeister. "Ich habe eine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern wenn die Hütte brennt – und sie ist am Brennen", so Ullrich weiter. Wenn eine hoch qualifizierte und engagierte Mitarbeiterin wegen der Streitereien die Stadt verlasse, bestehe für ihn Handlungsbedarf. Deshalb habe er dem Wunsch der Mitarbeiter, im Gemeinderat ein Statement abzugeben und ihr Empfinden deutlich zu machen, Rechnung getragen.

Holger Korneffel (FWV/CDU) forderte, dass mit dem Neubeginn des Gremiums in der neuen Zusammensetzung auch ein Neubeginn der Zusammenarbeit erfolgen sollte: "Wir sollten auf eine sachliche Ebene zurück kehren", so Korneffel. Tabea Joos, Ortsvorsteherin von Reutin, wünschte sich, dass die Ratsmitglieder mit Anstand miteinander umgehen und nicht das Recht des Stärkeren gelte. Anita Frank, (Frauenliste) schlug vor, einen Mediator zu Rate ziehen. Bürgermeister Reiner Ullrich nahm diesen Vorschlag auf. Ullrichs Ziel der Mediation: "eine sachliche Arbeitskultur zum Wohle der Stadt aufbauen."