Birgit Rosner, Carmen Jauch, Petra Wolff, Mechthild Karkow, Andreas Erchinger und Christoph-Otto Beyer (von links) erhielten viel Applaus. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Goldberg-Variationen erklingen in gleichermaßen neuen wie eigenwilligen Interpretationen

Vieles war anders arrangiert in Alpirsbach. Dies betraf nicht nur die berühmten Bach’schen Goldberg-Variationen, die schon zahlreiche Musiker zu eigenen Versionen inspiriert hatten. Auch Stuhlreihen und Konzertbühne hatten ihren Standort gewechselt.

Alpirsbach. Vor dem Eingangsportal mit seiner eindrucksvollen romanischen Innenfassade hatten die Musiker ihre Plätze eingenommen. Bevor das Konzert begann, führte Christoph Otto Beyer vom Trifolgio-Ensemble kompetent ins musikalische Geschehen ein. Zu hören war, dass man in der gespielten Fassung ausdrücklich von "Goldberg-Varianten" spreche, zeigten die unterschiedlichen Interpretationen streckenweise doch auch bewusst höchst eigenwillige Züge.

Bach hatte seine Goldberg-Variationen demnach für den jungen Cembalisten am Dresdner Hof, Johann Gottlieb Goldberg, verfasst, war doch gewünscht, eine Musik "sanften und munteren Charakters" für seinen Dienstherren, den Grafen von Keyserlingk, zu kreieren. So entstand jene berühmte Komposition, die sich erneut einer besonderen und recht originellen Zuwendung erfreuen durfte. Das Werk wird umrahmt von der eher schlichten, sehr vertrauten und heiteren Melodie der Aria, die insgesamt 30-mal variiert wird. "Maß und Zahl aller 32 Teile sind nicht zufällig gewählt", erläuterte Beyer. Jeder Satz, wie auch die Aria selbst, bleibt der 32 treu und hat ebenso viele Takte.

Ganz unterschiedlich interpretiert wurden die Sätze nun in der ehrwürdigen Klosterkirche, mal von Cembalo (Carmen Jauch) und Blockflöte (Birgit Rosner), die das Duo Idee fixe repräsentierten, oder vom Trifoglio-Ensemble, bestehend aus Mechthild Karkow, Barockvioline, Petra Wolff, Barockviola, und Christoph-Otto Beyer, Barockcello, und schließlich auch, viel zu selten, von dem Jazzpianisten Andreas Erchinger.

Viele musikalische Varianten, unterschiedliche Stimmungen und auch bewusst provozierende Passagen waren zu hören. So klang die Musik munter und tänzerisch, meistens als Kanon gestaltet, in verschiedenen Tonabständen wie im Sext-, Quint- oder Quartabstand, vorwiegend in Dur, seltener auch in Moll. Französische, italienische und deutsche musikalische Charaktere und Traditionen waren herauszuhören.

Bravourös meisterten die Musiker in ständigem Wechsel ihre Parts. So interpretierten Cembalo und Flöte ihre Beiträge, mal klassisch aber auch durch eigens arrangierte Variationen, die einzelne Motive und besonders geeignete Tonfolgen durch den Einsatz der elektronisch verstärkten Blockflöte ganz neu gestalteten, jeweils von einem Hauch wie auch zu deutendem Szenenapplaus der Zuhörer beantwortet.

Lang anhaltender Applaus zum Schluss

Im Wechsel spielten die Musikerinnen von "Idee fixe" mit dem Trifoglio-Ensemble, das die schon geläufige Streicherfassung frei interpretierte und mit dem Jazzpianisten, der die ihm zugespielten Variationen mit spür- und sichtbarer Freude und exzellentem Spiel aufgriff, um eindrucksvoll seine eigenen Variationen zu präsentieren – die letzte Passage zusammen mit dem gezupften Cello sicher noch ausbaufähig. Von den Musikern war alles an Spielkunst zu präsentieren, was sie zu bieten hatten. Große Virtuosität war erforderlich, aber auch Zartes und Zurückhaltendes, Romantisches und Dramatisches war herauszuarbeiten.

Großes Können offenbarte die Flötistin, die ihre Barockinstrumente ebenso leidenschaftlich zu spielen wusste wie ihr elektronisch verstärktes und zweifellos verfremdetes Instrument. Carmen Jauch bot souverän ihre Beiträge, mit viel musikalischer Eleganz und Empathie, aber auch temperamentvoll und sensibel auf ihre musikalische Begleiterin eingehend. Voller Schwung und großer Klangpracht imponierten die Streicher.

In der Pause durften sich die Besucher bei Getränken und leckeren Häppchen im sommerlichen Klostergarten stärken und ausruhen. Großer, lang anhaltender Applaus war zum Schluss dieses besonderen Abends der Dank des Publikums an alle Musiker.