Bei der Probe im evangelischen Gemeindehaus: Der Alpirsbacher Chor ParaVox mit seinem neuen Dirigenten Henry van Engen (rechts). Fotos: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Henry van Engen dirigiert nun den Alpirsbacher Chor ParaVox / Aus Eigeninitiative entstanden

Nach dem Weggang von Annegret Ernst-Weissert war die Zukunft von "ParaVox" offen – nun hat der Alpirsbacher Chor einen neuen Leiter: Henry van Engen aus Trossingen.

Alpirsbach. Schwarz-Rot, so kleiden sich die 16 Sängerinnen und Sänger des Chors ParaVox bei ihren Auftritten. Diese sind zwar nicht allzu häufig, dafür aber, wie die Farbwahl, umso einprägsamer. Stilistisch passt der Chor in keine Schublade, und im regen Chorleben in Alpirsbach spielt er eine Sonderrolle: Er tritt zwar meist – ganz wörtlich – unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde auf, ist aber konfessionell oder anderweitig nicht gebunden, sondern aus Eigeninitiative entstanden, sagt Katrin Glauner. Sie ist von Anfang an dabei.

Drei Auftritte im Jahr sind bei Gottesdiensten in der Klosterkirche die Regel. Dazu kommt meist ein musikalisches Projekt, das ebenfalls in einer Kirche aufgeführt wird. Für die Proben mit "ParaVox hat Henry van Engen viele Ideen. Das neue Repertoire mit kirchlichen und weltlichen Werken muss noch erarbeitet werden, aber einen Auftritt soll es auf jeden Fall noch in diesem Jahr geben – entweder einen kleineren im Juli oder einen größeren im Herbst. Zuvor, am letzten Mai-Wochenende, gastiert Henry van Engen mit dem Posaunenensemble der Musikhochschule Trossingen bei der katholischen Kirchengemeinde Alpirsbach.

Der Chor ParaVox verwaltet sich selbst. Dabei geht es fast schon basisdemokratisch zu. "Wir haben uns gefunden", meinen Henry van Engen als neuer Dirigent und Katrin Glauner seitens des Chors im Gespräch mit unserer Zeitung denn auch einhellig.

Quer durch die Jahrhunderte

Die Lieder, die einstudiert werden, suchen sich der Leiter und die Sänger gemeinsam aus. An diesem Abend, der dritten Probe mit dem neuen Dirigenten, reicht das Spektrum von einem Lied Hans Leo Haßlers, einem Komponisten aus dem 16. Jahrhundert, über "Trois Chansons" von Claude Debussy bis zu einem Jazzstück. Die Proben sind immer donnerstags ab 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Alpirsbach. Gesungen wird im Kreis, stehend oder sitzend, damit sich alle sehen und hören. Ein Klavier steht zwar für die Begleitung parat, aber Henry van Engen braucht es nicht unbedingt: Er hat ein absolutes Gehör und gibt auch ohne instrumentale Hilfe präzise Tonhöhen vor. Die Geschichte des Chors ist untrennbar mit Annegret Ernst-Weissert verbunden. Die frühere Kantorin der Klosterstadt hat das Vokalensemble vor 14 Jahren als Alpirsbacher Gospelchor gegründet und mit ihm zahlreiche musikalische Vorhaben verwirklicht. Das erste Projekt war das Musical Jesus Christ Superstar, für das monatelang geprobt und das im April 2004 aufgeführt wurde.

Vor Kurzem gab der Chor ein Gastspiel in Davos, dem neuen Wirkungsort des Kantorenehepaars Annegret Ernst-Weissert und Ullrich Weissert. Dort führten die Sänger die Jazzmesse von Johannes Matthias Michel auf.

Personell ist das Ensemble gut aufgestellt. Nachwuchssorgen plagen "ParaVox" nicht, und auch das Geschlechterverhältnis passt stimmlich – zwei Fünftel der Chormitglieder sind Sänger, drei Fünftel Sängerinnen.

Woher der ungewöhnliche Name des Vokalensembles kommt? Das weiß bei der Probe im evangelischen Gemeindehaus keiner so genau. Die Definition verliert sich im Dunkel der Chorgeschichte. Am ehesten passt wohl, dass zur Stimme (Vox) noch etwas Unbestimmtes dazukommt. Vielleicht das gewisse Etwas, das sich nur in Musik ausdrücken lässt.

Der neue Leiter des Chors ParaVox kommt aus der Nähe von Washington D. C. Bereits mit fünf Jahren hat Henry van Engen angefangen, Klavier zu spielen. Von den USA nach Deutschland ging er, wie van Engen betont, wegen der besseren Bedingungen für Musikstudenten.

Seinen Bachelor in den Fächern Posaune und Klavier hat der 23-Jährige schon in der Tasche. Derzeit macht er an der Musikhochschule Trossingen seinen Master mit dem Hauptfach Posaune. Im Juli schließt er wohl sein Masterstudium ab. Henry van Engen hat auch einen Ergänzungsstudiengang im Fach historische Posaune in Basel belegt. Ab dem nächsten Jahr beginnt er ein Dirigierstudium.

Seit neun Jahren bereits dirigiert der junge Vollblutmusiker verschiedene Chöre. Im September übernahm er die Leitung des Chors der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Alpirsbach und dirigiert seither auch deren Schola. Im März kam nun der Chor ParaVox hinzu.

Jeden zweiten Sonntag spielt Henry van Engen bei Gottesdiensten der katholischen Kirchengemeinde Alpirsbach auch Orgel. In Alpirsbach gefällt es ihm gut. Das Publikum sei sehr aufgeschlossen für Musik – und das Bier hier sei auch nicht zu verachten.