Vorwiegend dramatische Werke spielte Carmen Jauch bei der Orgelmatinee in der Alpirsbacher Klosterkirche. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Orgelmatinee: Kantorin Carmen Jauch spannt stilistischen Bogen von Toccata bis zu "Schlafes Bruder"

Ein besonders facettenreiches Konzertprogramm bot die Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde, Carmen Jauch, in der Alpirsbacher Klosterkirche bei einer sonntäglichen Orgelmatinee.

Alpirsbach. Dass an der Orgelskulptur der Klosterkirche auch höchst eindrucksvoll moderne Orgelmusik gespielt werden kann, zeigte Carmen Jauch mit großer Hingabe, hervorragendem Können und großem musikalischem Einfühlungsvermögen.

Zum Auftakt spielte sie die bekannte Toccata und Fuge in d-Moll BWV 565 von Johann Sebastian Bach. Mächtig und furios erklang das Präludium mit schnellen Läufen und vielstimmigen Akkorden. Auch in der Fuge, die in einen Schlussteil mündet, der den improvisatorischen Charakter des Beginns wieder aufnimmt, unterstrich die Organistin gekonnt die von Bach gewollte Dramatik des Werks. Im Kontrast hierzu stand die Toccata des im Jahr 1950 geborenen deutschen Komponisten Enjott Schneider, einem Werk mit dem Titel "Schlafes Bruder", geschrieben im Jahr 1994 als Musik zum gleichnamigen Film. In dem Film geht es um das dramatische Leben von Elias, der von seiner Mutter abgelehnt und eingesperrt wird. Im Alter von sechs Jahren erlebt er eine eindrucksvolle Verschärfung seines Gehörs und entwickelt eine hohe musikalische Begabung. Voll dramatischer Wendungen von der Liebe zu Elsbeth, Eifersucht, Hass und letzten Endes der Sehnsucht nach dem Tod handelt das Geschehen, das Enjott Schneider in Musik umgesetzt hat. Nach zunächst ruhigem Beginn beherrschen aufwühlende Passagen, drängend, fragend und bedrohlich, das musikalische Geschehen, das mit leicht dissonanten Abschnitten auf ein möglicherweise drohendes Unheil hinweist. Nach einem zerrissen und dämonisch anmutenden Anfang erklingt das "Elsbeth-Thema" und anschließend im Bach-Choral "Komm, o Tod, du Schlafes Bruder" der Hinweis darauf, dass Elias freiwillig in den Tod gehen wird.

Das dramatische Stück bewältigte Carmen Jauch mit großem Können und unglaublicher Fingerfertigkeit. Es folgte von Bach die Passacaglia und Fuge c-Moll, um die sich die ganze Matinee herum rankte, in eher höheren und weichen Tönen komponiert, im Hintergrund ein fast gleichbleibender Bass und ein Thema, das vielfältig variiert wird und mit einer gewaltigen Fuge endet. Die Amerikanerin Emma Lou Diemer schrieb das Orgelstück Fiesta, in dem sie einen jährlich stattfindenden spanischen Umzug und eine Feier im kalifornischen Santa Barbara musikalisch skizziert. Leicht plätschernd und tänzerisch erklangen die Weisen, die geradezu geeignet schienen, die im Raum herrschende Spannung zu lösen.

Den Abschluss gestaltete die Organistin mit vier Beiträgen aus der liturgischen Orgelsuite Rubrics des Amerikaners Dan Lockair, die in Amerika populär ist: "Silence", "Halleluja", "Peace" und ein lebhaftes "Amen". Mit begeistertem Applaus dankten die Zuhörer für das beeindruckende und mit großer Hingabe gespielte Konzert, vielleicht auch ein Wagnis, aber ein gelungenes.