Hartmut Klaißle, Anneliese Hegenauer und Maite Kilgus (von links) am Nachbau der Gutenberg-Presse – rechts daneben steht eine der mit Tablet ausgestatteten Informationsstelen. Fotos: Werthenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: "Museumswerkstatt" Offizin setzt digitale Medien ein / Steindruck-Bilder stehen zum Verkauf

Die Schaudruckerei Offizin gilt bundesweit als eine der renommiertesten Sammlungen von Drucktechnik. Jetzt finden dort historische Pressen und digitale Medien zusammen: Auf Tablets werden die Maschinen aus vergangenen Jahrhunderten erklärt.

Alpirsbach. Als "Museumswerkstatt" sieht der Trägerverein "Alpirsbacher Offizin" die Schaudruckerei, sagt Maite Kilgus. Ihr im vergangenen Jahr verstorbener Ehemann Hermann Kilgus hatte die Sammlung aufgebaut – wobei er die alten Maschinen nicht nur zusammentrug und bewahrte, sondern sie auch instandsetzte.

"Diese Gutenberg-Presse hat mein Mann mit einem Alpirsbacher Zimmermann nachgebaut", erzählt Kilgus und deutet auf eine hölzerne Maschine. Das Eichenholz stamme aus Gutenbergs Zeit im 15. Jahrhundert.

Gleich daneben treffen historische Relikte auf moderne Technik: In einer Informationsstele ist ein Tablet eingefasst. Darauf lassen sich Filme anklicken, die die Funktionen der verschiedenen Maschinen und Geräte erklären. Insgesamt fünf solcher Tablets und zwei weitere Stelen mit Informationstexten erklären nun auch spontanen Besuchern die Sammlung: "Viele, die nicht für eine Führung hier sind, fragen, wie die Maschinen funktionieren", so Kilgus. So kann jetzt jeder einen Eindruck vom Betrieb der Pressen gewinnen.

Den Mitgliedern des Vereins ist es wichtig, mit dem Werk von Hermann Kilgus auch Gutenbergs Werk und allgemein die Geschichte des Buchdrucks lebendig zu erhalten. So können Besucher der Offizin, die sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet hat, selbst nach historischem Vorbild drucken: "Wir haben in diesem Jahr Luther-Sprüche, die sich jeder mit dem Boston-Tiegel auf eine Karte drucken kann", erklärt Kilgus das derzeit beliebte Angebot an dem etwa 100 Jahre alten Gerät.

Bei Anmeldung bietet die Offizin Führungen an. Dann können Interessierte auch an anderen Pressen Hand anlegen, etwa an der ältesten original erhaltenen Maschine der Druckerei: einer Kniehebelpresse aus dem Jahr 1840. "Damit drucken Schulklassen auch gerne mal Plakate", so Kilgus. Bei Besuchern beliebt ist auch die Abteilung für Lithographie und Steindruck, für die Hartmut Klaißle und Wolfgang Haist die Experten sind.

Während beim von Gutenberg erfundenen Hochdruck die druckenden Teile – etwa Buchstaben – im Gegensatz zu den nichtdruckenden Partien erhöht sind, gehört der Steindruck zum Flachdruckverfahren: "Das beruht auf der Feindschaft zwischen Fett und Wasser", erklärt Klaißle, gelernter Drucker und Mitglied des Vereins "Alpirsbacher Offizin – Historische Druckerei". Auf einen feuchten Schieferstein wird ein Motiv mit Tusche und Fettkreide seitenverkehrt gezeichnet. Der Stein wird mit speziell beschichtetem Papier bedeckt, auf das wiederum das Motiv per Steindruckpresse gedruckt wird. "Das ist was Besonderes", schwärmt Klaißle, "wir sind eine der letzten Druckereien in Baden-Württemberg mit Steindruckverfahren". Folglich kämen häufig Künstler, Sammler und "Fans" aus aller Welt, um die etwa 200 Jahre alte Technik zu bewundern. "Wir drucken so zum Beispiel eine Zeichnung der Alpirsbacher Klosterkirche und verkaufen die Bilder", sagt Kilgus, "das ist ein tolles Weihnachtsgeschenk und wirklich einzigartig."

Im Jahr 2018 feiert der Verein mit etwa 50 Mitgliedern sein zehnjähriges Bestehen – was zu diesem Anlass geplant ist, will Kilgus aber noch nicht verraten.

Anlässlich des Floh- und Trödelmarkts in Alpirsbach werden in der Schaudruckerei Alpirsbacher Offizin, Abeilung Steindruck, heute, Donnerstag, jeweils ab 14 und 15.30 Uhr Vorführungen zur Lithographie geboten.