Hermann Kilgus liebt und sammelt alle alten Maschinen, die irgendetwas mit Drucken oder Setzen zu tun haben. Foto: Altendorf-Jehle

Alpirsbach hat die größte Sammlung im Bereich der alten Drucktechnik. Vorführungen an den Maschinen sind nach alter Väter Sitte.

Alpirsbach - Die Klosterstadt mausert sich zum Druckerdorado, denn mittlerweile gibt es hier wohl die größte Sammlung Baden-Württembergs im Bereich der alten Drucktechnik.Kaum öffnet Hermann Kilgus die Tür zur Halle in der Jahnstraße 2 auf dem Sulzberg in Alpirsbach, steht man in einer nahezu kompletten Druckerei. Was fehlt, ist der Lärm der Setzmaschinen, die hin und her huschenden Menschen, die einen Buchstaben neben den anderen setzen, Druckwalzen betätigen, frisch gedruckte Blätter gegen das Licht halten, um etwaige Fehler zu entdecken.

Noch fehlt auch der typische Geruch von Druckerschwärze, der einst in solchen Handwerksbetrieben automatisch in der Luft waberte. Wenn es aber nach Hermann Kilgus geht, dessen Hobby zwischenzeitlich zur Passion geworden ist, dann kann das vielleicht wieder so kommen. Die Halle, in der einst die Messestände der Arzneimittelfirma Brenner gebaut wurden, bietet nicht nur Platz für die Druckmaschinen, sondern auch die Möglichkeit, darin tatsächlich zu arbeiten.

Viele kennen sie schon, die Schaudruckerei Offizin unten im Städtle am Ambrosius-Blarer-Platz 1 im Gebäude der Alpirsbacher Galerie. Öffnet man dort die alte knarrende Tür, kann man eintauchen und abtauchen in Gutenbergs Welt. "Das soll und muss auch so bleiben", versichert Kilgus mit Nachdruck, denn das passt, ist vor allem für Touristen ein absoluter Hingucker.

Was nun in der Halle auf dem Sulzberg entstanden ist, ergänzt diese Offizin und war notwendig geworden, um all die zwischenzeitlich erworbenen, geschenkten und überlassenen Druckgerätschaften aus verschiedenen Kellern, Garagen und sonstigen Unterkünften, in denen sie in Alpirsbach gelagert waren, aufstellen und zeigen zu können. Und mehr noch: Die Halle ist groß und hell, bietet damit beste Möglichkeiten, sinnvoll auch mit größeren Gruppen zu arbeiten. Kilgus denkt an Schüler, nicht nur aus Alpirsbach, sondern auch aus angrenzenden Gemeinden wie Loßburg, Freudenstadt, aber auch Schenkenzell, Schiltach, Schramberg und Wolfach. Mit den dortigen Volkshochschulen will er Kontakt aufnehmen, denn durch die Räumlichkeiten auf dem Sulzberg bestehen nun gute Voraussetzungen, Kurse im weiten Feld der Drucktechnik und Buchbinderei für Laien und Künstler anzubieten.

Als erste Möglichkeit dieses Arbeitens nach alter Väter Sitte bietet Kilgus ein ganz besonderes Bonbon. Zumindest für Kenner der Materie ist die Restauratorin Susanne Kaerner der Mannheimer Universitätsbibliothek eine echte Größe. Die Expertin in Sachen Buchbinderei wird sich am Samstag, 2. November, von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr mit Interessierten in der frühmittelalterlichen Buchbindekunst versuchen. Es werden Koperten hergestellt, das sind kleine Büchlein, die mit Fadenheftung gebunden werden. Handwerk und Kunst liegen hier ganz nah beieinander. Es können maximal acht Personen an dem Kurs teilnehmen. Anmeldungen sind bei Herman Kilgus direkt unter Telefon. 07444/39 15 möglich.