Eine reife Leistung boten die Alpirsbacher Kantorei und der Jugendchor, die Capella Vivace Rottweil und vier Gesangssolistgen unter der Leitung von Ulrich Weissert in der Klosterkirche. Foto: Lorek Foto: Schwarzwälder-Bote

Teil II und III von Georg Friedrich Händels Oratorium "Der Messias" in der Alpirsbacher Klosterkirche aufgeführt

Von Silvia Lorek Alpirsbach. Schöner hätte man sich kaum auf das Osterfest einstimmen können, als am Karsamstag in der Klosterkirche in Alpirsbach dem Konzert mit zwei Teilen des Oratoriums "Der Messias" von Georg Friedrich Händel zu lauschen. Unter der Leitung von Ulrich Weissert musizierten die Alpirsbacher Kantorei, der Jugendchor, die Capella Vivace Rottweil und die Solisten Annemei Blessing-Leyhausen (Sopran), Livia Kretschmann (Alt), Hubert Mayer (Tenor und Thomas Scharr (Bass). Der Stuttgarter, der im SWR-Vokalensemble singt, war kurzfristig für den erkrankten Basssänger Felix Schuler-Meybier eingesprungen. Aufgeführt wurden Teil II und III des Werks für Soli, Chor und Orchester.

Bei der Begrüßung der Konzertbesucher ging Weissert kurz auf Händels Seelenzustand während des Komponierens des Oratoriums ein und beschrieb es so: "Ob ich im Leibe oder außerhalb gewesen bin, ich weiß es nicht…". In nur drei Wochen war das Meisterwerk 1741 in London entstanden und 1742 in Dublin uraufgeführt worden. Seitdem gehört es zu den populärsten Beispielen geistlicher Musik des christlichen Abendlands. Es beschreibt den Weg des Erlösers Jesus Christus – von seiner Ankündigung, der Geburt und seinem Sterben und Auferstehen bis zu seiner Wiederkunft.

Das Orchester stimmte die Zuhörer zu Beginn des zweiten Teils mit der Sinfonia ein. Livia Kretschmann (Alt) sang mit ihrer warmen und volltönenden Stimme in ihrer Arie davon, dass Jesus von allen verschmäht und verachtet wurde und machte sein Leiden hörbar.

Der Chor stimmte schön und mit dynamischen Passagen "wahrlich, er hat unsere Qual und Schmerzen erlitten" und "durch seine Wunden sind wir geheilt" an. Gut meisterte der Chor auch die Koloraturen in allen Stimmlagen bei "der Herde gleich, warn wir zerstreut". Die Accompagnati (vom Orchester begleitete Rezitative) sang Tenor Hubert Mayer gefühlvoll und ausdrucksstark.

Die Leiden Jesu waren in "Schau hin und sieh, wo gibt es solche Qualen" regelrecht zu spüren und ließen die Zuhörer durch das Accompagnato "Er ist dahin, fort aus dem Land der Lebendigen" die Trauer über den bleichen und toten Messias nachvollziehen. Fast erlösend wirkten der Chor, der hell und klar, in himmlischen Höhen sang: "Lasst alle Engel des Herrn preisen ihn" und die warm klingende Alt-Arie von Kretschmann, die die Himmelfahrt beschrieb.

Der Bass begeisterte mit seiner klaren und tiefen Stimme in der Arie "Warum denn rasen die Heiden und toben im Zorn". Mit einem der berühmtesten Chorstücke, dem "Halleluja", beschloss der Chor den zweiten Teil von Händels Oratorium und lief geradezu zu Höchstform auf, sang scheinbar mühelos und ließ die Anwesenden innerlich zustimmen. Den dritten Teil eröffnete die Sopranistin Annemei Blessing-Leyhausen mit "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, denn Christ ist erstanden". Schön, teilweise legato und auch in den höchsten Tönen sehr rein, erfüllte ihre Stimme den Kirchenraum. Der Chor setzte mit einem rhythmischen Stück ein, das durch das Accompagnato für Bass abgewechselt wurde. Thomas Scharr sang zunächst sanft, dunkel und geheimnisvoll, um vom Geheimnis der Auferstehung zu künden. Feierlich erklang die Trompete bei der Bass-Arie "Die Tromba erschallt und die Toten erstehn zu neuem Leben", bei der Scharr viele Koloraturen mühelos und eindrucksvoll erklingen ließ und bei der "Unsterblichkeit" einen langen Atem bewies. In Duetten und Quartetten bewiesen die Solisten ihr Können, bevor der Schlusschor mit dem "Amen" endete.

Chorleiter und Dirigent Weissert hatte nicht zu viel versprochen, als er allen zu Beginn des Oratoriums einen "Genuss in so unbegreiflicher Nacht zwischen Tod und Leben" wünschte. Händels Dynamik im "Messias" war packend und anrührend zugleich und hätte noch viel mehr Zuhörer verdient. Mit lang anhaltendem Applaus dankten die Zuhörer für das schöne Konzert und wurden noch mit dem "Halleluja" als Zugabe belohnt.