Idyllisches Alpirsbach – im Gemeinderat ist die Stimmungslage von Idylle weit entfernt. Foto: Sonnenberg

Verfahrene Situation des Gremiums. Emotionaler Appell für ein Miteinander mündet schnell im "Zurück zur Tagesordnung".

Alpirsbach - Miteinander, nicht mehr länger gegeneinander. "Wir müssen endlich an die Stadt denken, nicht an uns", forderte Karl Rumpf (SPD) in einem spontanen emotionalen Appell zum Auftakt der jüngsten Gemeinderatssitzung in Alpirsbach.

Die aufrüttelnde Mahnung an die Kollegen hatte eine nahezu prophetische Komponente. Keine Dreiviertelstunde später sollte sich der Gemeinderat erneut einen heftigen Zermürbungskampf liefern – über die Formalität, wer in Sachen Windenergie befangen sein könnte und wer nicht (wir berichteten). Dabei war der Auslöser für Rumpfs Ausbruch eigentlich die Schuldiskussion. Und der Zeitpunkt nicht etwa ein konkreter Tagesordnungspunkt, sondern der Abschnitt "Anfragen aus dem Gemeinderat".

Dieser war an den Beginn des Abends vorgezogen worden, weil der Hauptakteur des ersten Tagungsordnungspunkts im Verkehr feststeckte. Der Verlauf der Debatte wirkte sinnbildlich für die verfahrene Situation des Gremiums: Eine halbe Stunde Leerlauf genügt offenbar, um alles Unverarbeitete und Unverdaute aufbrodeln zu lassen. Die Schulsituation schien dabei nur symptomatisch für das, was auch im weiteren Verlauf der Sitzung bei den Debatten zum Thema Windkraft folgen sollte. "Wir sind an der Misere selber schuld", klagte Rumpf, nachdem Bürgermeister Ullrich das Scheitern der Kooperationsgespräche mit den Schulen in Schiltach und Schenkenzell sowie der Überlegungen zur Einführung der Ganztagsschule formal bekanntgegeben habe. Dem Bürgermeister die Schuld zuzuschieben, sei schäbig, meinte Rumpf.

Oft genug habe Ullrich in Bezug auf die Debattenführung und deren Außenwirkung zur Vorsicht gemahnt. Ohnehin habe der Bürgermeister nur eine einzige Stimme im Gremium. Ein Umstand, der nach Rumpfs Auffassung keine Rechtfertigung bietet, dass der weitaus stimmgewaltigere Gemeinderat kontinuierlich das Stadtoberhaupt zum Sündenbock macht.

Aber: "Wann bringen wir endlich was voran für die Stadt?", fragte Rumpf mit einem fast verzweifelt klingenden Unterton in die Runde. "Wir sind von den Bürgern gewählt. Wenn wir immer gegeneinander arbeiten, hauen wir den Bürger in die Pfanne. Wir müssen endlich an die Stadt denken." Ein Gegenüber in seinem Appell suchte Rumpf vor allem in Hans-Dieter Rehm als Sprecher der Fraktion FWV/CDU. Man möge doch nicht immer gegen die Verwaltung agieren. Ohnehin äußere sich die Fraktion in Schriftstücken und Erklärungen immer häufiger im Schulterschluss mit der ZfA. "Aber ich weiß nicht, ob das gut ist", sagte Rumpf – und ließ offen, ob er damit nur den Verlust von Diversität im Gremium meinte.

Die Wirkung der Worte hielt indes nicht lange. Aus den Zuschauerreihen wurde der ungeplante Ausbruch Rumpfs zwar von angeregtem Gemurmel begleitet. Auch Hans-Dieter Rehm hörte die Worte seines Kollegen respektvoll und kommentarlos an, aus den Reihen des Gemeinderats quittierte mancher das Gesagte sogar mit verhaltenem aber deutlichem Applaus.

Doch Horst Schmelzle (ZfA) schoss sich, kaum dass Rumpf geendete hatte, auf faktische Details in der Schuldebatte ein – bevor das dahinter liegende grundsätzliche Anliegen Rumpfs auch nur eine Chance auf Aussprache erhielt. Rasch schlug die Stimmung auf den Rest des Gremiums über.

Der Ansatz des klärenden Diskurses blieb nichts weiter als ein kurzes Aufblitzen. Am Ende bat Holger Korneffel (FWV/CDU) schließlich, den inzwischen eingeschlagenen verbalen Schleuderkurs über Vergangenes und Vertanes zu beenden und zur Tagesordnung zurückzukehren. "Es ist nicht zielführend, Wiederkäuer zu spielen."