Rat billigt dennoch Jahresabschlüsse der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung

Von Tina Eberhardt

Alpirsbach. Zähes Thema, zähe Diskussion: Die Alpirsbacher Eigenbetriebe Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung legten bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ihre Jahresbilanzen 2013 vor. Diese sahen besser aus als in vielen Jahren zuvor.

Doch den Silberstreif am Finanzhorizont sucht man nach wie vor vergebens. Kämmerer Rolf Wöhrle nahm sich eine dreiviertel Stunde Zeit, um alleine die Zahlen der Abwasser-Jahresbilanz 2013 in einer Fülle an Grafiken und Diagrammen aufzudröseln. Kompakt zusammengefasst, sieht das Geschäftsjahr dabei so aus: 14,8 Millionen Euro bilden die Bilanzsumme, 1,9 Millionen Euro wurden eingenommen und 1,8 Millionen Euro ausgegeben. Am Ende des Jahres stand ein Überschuss von 106 000 Euro, dabei hatte man eigentlich mit 1500 Euro Verlust gerechnet. Bei der Kläranlage wurden 19 000 Kubikmeter Wasser mehr gereinigt als angenommen, entsprechend höher waren die Einnahmen. Im Bereich Wasserversorgung, wo die Bilanzsumme bei rund 5 Millionen liegt, hatte die Stadt im vergangenen Jahr Erträge von einer Million Euro erzielt und Aufwendungen in Höhe von 990 000 Euro verzeichnet. Statt der im Wirtschaftsplan veranschlagten 42 000 Euro Gewinn waren es fast 59 000 Euro. Statt der veranschlagten 289 000 Kubikmeter Wasser wurden 310 000 verkauft. Sogar von Mitteln für "Investitionen im Eigenbetrieb" ist in der Bilanz zu lesen – ein Satz, der Hoffnungen auf Sanierungskapazitäten wecken könnte. Immerhin ist es der Stadt seit vier Jahren möglich, Verluste aus den vergangenen Jahren zu kompensieren. Außerdem ist die Wasserversorgung ohne neue Kredite ausgekommen.

Im Bereich Abwasserversorgung konnte der Schuldenstand um 300 000 Euro auf 6,8 Millionen Euro reduziert werden. 2006, erklärte Bürgermeister Reiner Ullrich, "waren wir noch weit über acht Millionen". Also alles gut? Nein, fanden die Gemeinderäte, als die Diskussion über die Jahresabschlüsse eröffnet wurde. Angesichts der nach wie vor hohen Zinsbelastung droht das Thema Kredittilgung trotz Umschuldungsmaßnahmen immer wieder zur Sisyphusarbeit zu werden. Vor allem aber wurden die auf dem Papier positiven Zahlen dadurch erzielt, dass die Stadtverwaltung eisern die Hand auf dem Geldbeutel hält – insbesondere beim Thema Investitionen. Und diese Strategie, so fürchten viele Gemeinderäte, könnte zum Bumerang werden. "Der Investitionsstau holt uns irgendwann wieder ein", mahnte Hans-Dieter Rehm (FWV/CDU). Karl Rumpf (SPD) sinnierte eine kurze Minute lang laut über "Waldverkauf", was Reinhold Bronner (FWV/CDU) entgeistert die Hände heben ließ.

Carl Glauner (ZfA) bat die Verwaltung, einen Investitions- und Finanzierungsplan für die nächsten fünf Jahre auszuarbeiten. Mit einer Gegenstimme Reinhold Bronners wurde die Jahresbilanz der Abwasserversorgung denn auch mehrheitlich verabschiedet.

Doch noch bevor die Diskussion um die Bilanz des Eigenbetriebs Wasserversorgung starten konnte, gab Hans Frick (FWV/CDU) eine Erklärung ab: Er werde der Rechnung nicht zustimmen, erklärte der Stadtrat. Alpirsbach habe mit den höchsten Wasserpreis und die höchste Pro-Kopf-Verschuldung und gleichzeitig einen Investitionsstau in Millionenhöhe. Man erhalte nur was notwendig ist, werfe jedoch zeitgleich Gewinn aus. Aber: "Statt Konzessionsabführung lieber investieren", forderte Frick.

Carl Glauner bat die Verwaltung auch in Sachen Wasserversorgung um eine Perspektive, wie es denn in den nächsten Jahren weitergehen könnte. Hierüber hatten sich bereits Bürgermeister Reiner Ullrich und Stadtbaumeister Bernd Hettich ihre Gedanken gemacht: Im nächsten Jahr soll es einen Investitions- und Maßnahmenplan geben, informierte der Stadtbaumeister. Aber auch wenn die mühselige Zahlenanalyse inzwischen gut zwei Stunden andauerte, wollte sich davon nicht jeder im Gemeinderat beruhigen lassen. Neben Hans Frick verweigerten auch dessen Fraktionskollegen Manuel Bergmann und Reinhold Bronner ihre Zustimmung zur Jahresbilanz der Wasserversorgung. Bei weiteren zwei Enthaltungen wurde die Rechnung am Ende jedoch mehrheitlich abgesegnet.